Neuer Bebauungsplan fürs QuartierKlare Verhältnisse im Belgischen Viertel

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Die Maastrichter Straße im Belgischen Viertel

Köln – Das abschreckende Beispiel ist nur rund einen Kilometer entfernt. „Das Belgische Viertel darf kein zweites Kwartier Latäng werden“, sagt Andreas Hupke, Bürgermeister des Stadtbezirks Innenstadt. Damit sich das „angesagte Szeneviertel“, wie es die Stadtverwaltung nennt, nicht zur unkontrollierbaren Partymeile entwickelt, soll ein Bebauungsplan für klare Verhältnisse sorgen. Diesen Plan hat das Stadtplanungsamt jetzt Anwohnern, Geschäftsleuten und Gastronomen vorgestellt. Wer mit dem Plan nicht einverstanden ist, kann bis Mitte März Änderungsvorschläge machen.

Pufferzone rund um den Brüsseler Platz

Das Regelwerk teilt das Areal zwischen Venloer Straße im Norden und Aachener Straße im Süden, sowie den Bahngleisen im Westen und der Brabanter Straße im Osten in sechs Zonen ein. In diesen Zonen sollen in mehreren Abstufungen entweder Wohnungen oder Restaurants, Bars und Kioske dominieren. Für den östlichen Bereich des Brüsseler Platzes und die Maastrichter Straße bedeutet das zum Beispiel, dass Gastronomie hier nur ausnahmsweise erlaubt ist. Das heißt, dass hier nur dann ein neuer Betrieb eröffnen darf, wenn zuvor ein bestehender schließt. Imbisse, Trinkhallen und Kioske sind laut Plan in diesem Bereich komplett verboten, sie sollen sich auf das Areal nördlich der Antwerpener Straße und südlich der Lütticher Straße konzentrieren. Die Idee dahinter ist eine Art Pufferzone rund um den Brüsseler Platz, die dafür sorgt, dass der Bereich weiterhin vorwiegend ein Wohngebiet bleibt.

Bestandsgarantie für Traditionslokale

Die Zonen sind so konzipiert, dass alle bereits jetzt vorhandenen Wohnungen, Bars und Kioske bestehen bleiben können. „Wir möchten den Charakter erhalten, alles, was jetzt schon da ist, darf also auch da bleiben“, sagt Lena Zlonicky, stellvertretende Leiterin des Stadtplanungsamtes. Für sechs Betriebe gibt es daher entsprechende Ausnahmeregelungen vom Bebauungsplan. Das gilt für die Disco „Pan Tau Club“, den Kiosk „Le Kiosk“, die „Bar Frieda“, das Restaurant „Lütticher“, die Bar „Hallmackenreuther“ und die „Barracuda Bar“. Diese Bestandsgarantie soll auch dann gelten, wenn der Eigentümer oder Betreiber der Immbilien wechselt.

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Das Hallmackenreuther ist wieder auf.

Der Bebauungsplan ist also vor allem eine Regelung für die Zukunft. Er soll dazu beitragen, dass sich die Struktur des Viertels nicht unkontrolliert entwickelt. In einer Bestandsaufnahme hatten die Stadtplaner Ende vergangenen Jahres festgestellt, dass die Zahl der Gastronomiebetriebe seit dem Jahr 2008 von 28 auf 38 gestiegen ist, auch die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte hatte deutlich zugenommen. „Wir wollen das Viertel nicht komplett stilllegen“, sagt Stadtplanerin Zlonicky. Doch der Plan solle verhindern, dass es zu einer städtebaulichen Fehlentwicklung wie im Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße  komme. Klar sei aber auch, dass der Bebauungsplan kein alleiniges Heilmittel für die vor allem nächtlichen Konflikte zwischen Feiernden und Anwohnern sei. „Was nachts um drei Uhr auf dem Brüsseler Platz passiert, können wir mit dem Bebauungsplan natürlich nicht verhindern“, so Zlonicky.

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Die ersten Reaktionen auf den Plan sind daher unterschiedlich. „Kurzfristig wird sich sicherlich kaum etwas ändern, auf lange Sicht ist das aber eine gute Sache, sonst entgleitet uns das Viertel hier komplett und wird zum Ballermann“, meint Anwohnerin Luise Klotenkotte. Sie ist eine von rund 70 Interessierten, die sich am Dienstagabend bei der Infoveranstaltung im Königin-Luise-Gymnasium ein erstes Bild von dem Plan gemacht haben. Etwas skeptischer ist Alexander Unterberg, er wohnt an der Antwerpener Straße in der zweiten Etage. „Wir können in unserem Schlafzimmer bei geschlossenem Fenster die Lieder aus den Kneipen unten mitsingen“, sagt er. Den meisten Feiernden sei gar nicht bewusst, dass oberhalb der Bars und Gaststätten Menschen wohnen und nachts vor allem schlafen wollten. Er wünscht sich ein komplettes Verbot für neue Bars. Das sieht der Plan zumindest für seine Straße allerdings nicht vor. Deutliche Kritik an dem Plan kam bereits von der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK). Ruhestörungen und andere Konflikte in dem Viertel ließen sich nicht durch einen Bebauungsplan regeln, dafür seien Sanktionen durch Polizei und Ordnungsamt nötig, so die IHK.

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