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Nach Unfall gelähmtSuche nach dem Schuldigen

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Patrick Liese hofft, das Klinikum so schnell wie möglich verlassen und eine Reha antreten zu können.

Patrick Liese hofft, das Klinikum so schnell wie möglich verlassen und eine Reha antreten zu können.

  • Patrick Liese ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt - Der Verursacher flüchtete unerkannt

Leverkusen – Hätte Patrick Liese die Situation kommen sehen, wäre der Aufprall vielleicht weniger heftig ausgefallen. Und möglicherweise wäre er dann jetzt nicht von der Hüfte abwärts gelähmt. Das Überholmanöver des nach wie vor unbekannten Autofahrers traf den Leverkusener Rettungssanitäter aber völlig unvorbereitet. Am Samstag vor drei Wochen war Liese kurz nach 20 Uhr auf der Heimfahrt von einem Schnellrestaurant in Opladen nach Lützenkirchen.

Der legalen Verkehrsführung folgend, drehte er eine Schleife über die Robert-Blum- und die Karl-Ulitzka-Straße, um dann vom Europaring nach links auf die Fixheider Straße Richtung Quettingen abzubiegen. Mitten in dem langgezogenen Rechtsbogen wurde Patrick Liese plötzlich auf der Innenbahn der einspurigen Abfahrt von einem anderen Fahrzeug überholt. "Als ich den Wagen aus dem Augenwinkel erkannt habe, bin ich total erschrocken und instinktiv nach links ausgewichen", erinnert sich der seit Mittwoch 38-Jährige. Von jenem Moment an setzt sein Gedächtnis vorübergehend aus. Im Polizeibericht war am nächsten Tag davon die Rede, dass ein Seat aus ungeklärter Ursache in die Leitplanke geraten und der bewusstlose Fahrer in seinem Fahrzeug eingeklemmt worden sei. Die Ärzte im Leverkusener Klinikum wollten Lebensgefahr zunächst nicht ausschließen, weil sie von inneren Verletzungen ausgingen.

Airbags lösten nicht aus

Das war zum Glück nicht der Fall, aber schon, als seine Kollegen den Rettungssanitäter kurz nach dem Unfall aus dem Fahrzeugwrack bargen, spürte Liese, dass er seine Beine nicht mehr bewegen konnte. Bei dem Aufprall gegen die Leitplanke, vermutet er, müsse seine Lendenwirbelsäule einen seitlichen Schlag abbekommen haben, bei dem das Rückenmark verletzt worden ist. Gleichzeitig prallte sein Kopf gegen die Türsäule, wodurch er das Bewusstsein verlor. Dennoch sei der Einschlag nicht heftig genug gewesen, um die Airbags auszulösen, was die Folgen womöglich gelindert hätte. Ob die Querschnittslähmung nur vorübergehender Natur ist oder nach einiger Zeit zurückgeht, können die Ärzte im Klinikum derzeit noch nicht einschätzen. So oder so will Patrick Liese den Mut aber nicht sinken lassen und so schnell wie möglich eine Reha antreten. Daneben möchte er vor allem den Fahrer zur Verantwortung ziehen, der ihn mit seinem rücksichtslosen Überholmanöver in die Leitplanke gedrängt habe.

"Ich kann es nicht beschwören", sagt Liese, "bin mir aber ziemlich sicher, dass es ein schwarzer Mercedes mit Kölner Kennzeichen war." Da es keine Zeugen für den Unfall selbst gibt, ist die Polizei allein auf seine Schilderung des Hergangs angewiesen. Fest steht aber wohl, dass mehrere andere Verkehrsteilnehmer an dem verunglückten Seat vorbeigefahren sind, bevor eine junge Frau anhielt, Erste Hilfe leistete und den Rettungsdienst alarmierte. Eine weitere Zeugin, sagt Liese, habe sich inzwischen telefonisch bei ihm gemeldet und erzählt, dass ihr an jenem Samstagabend Ende Februar gegen 20.20 Uhr ein seiner Beschreibung entsprechender Wagen auf dem Europaring wegen seiner stark überhöhten und rücksichtslosen Fahrweise aufgefallen sei. Vielleicht, hofft der 38-Jährige, haben auch andere das Auto gesehen und sich eventuell sogar das Nummernschild gemerkt, die der Polizei entsprechende Hinweise geben könnten.

Drei kleine Kinder

Bei allem Unglück ist Liese froh über die große Unterstützung, die er von seiner Familie erfährt. Der in Diensten des Kölner Arbeiter-Samariter-Bunds stehende Rettungssanitäter ist verheiratet und hat drei kleine Kinder. Das Haus, in dem sie in Lützenkirchen leben, hätten sie erst vor ein paar Jahren renoviert, "und sollte ich jetzt dauerhaft im Rollstuhl sitzen, müssen wir zumindest die Bäder behindertengerecht umbauen". Zahlt das die Krankenversicherung? "Die geben 2000 Euro dazu."

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