„Wie bei einem Kuchen“Bensberger Löwen-Center wird Schicht für Schicht abgerissen

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Überraschung beim Abbau der Pavillons: Unter den Schieferdächern verbarg sich nur ein schlichter Holzdachstuhl.

Überraschung beim Abbau der Pavillons: Unter den Schieferdächern verbarg sich nur ein schlichter Holzdachstuhl.

Bergisch Gladbach – Der Oberbauleiter schließt den Zaun auf. Thorsten Figge ruckelt die Eisentore an der Baustelleneinfahrt beiseite und wirft einen Blick auf seinen Arbeitsplatz.

Seit sechs Wochen ist er Chef des Abbruchs und Umbaus am Löwen-Center. „Neulich stand auf einmal ein ganz Kleiner vor mir“, berichtet er. „»Wie bist du denn hier rein gekommen?», habe ich ihn gefragt. »Mit meinen Großeltern».“ Figge schüttelt den Kopf. „Das ist hier eine Baustelle. Baustelle!“ Aber viele Bensberger ignorierten die Absperrungen und die gesperrten Fußwege und schauten neugierig in die entkernten Verkaufsräume. Das habe wohl etwas mit Nostalgie zu tun.

Alles kommt weg

Im Anbau des alten Einkaufszentrums dröhnen unterdessen die Stemmhämmer. In blauen Schutzoveralls und mit Mundschutz ausgerüstet klopfen Arbeiter Estrich auf. Das geht so den ganzen Tag, bergeweise liegen die schwarzen Brocken zum Abholen. Viele Platten müssen die Arbeiter auch mit ihrer Muskelkraft bearbeiten.

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Es riecht nach faulen Eiern, der Gestank stammt von alten Fußbodenklebern. „Das hier kommt alles weg“, erklärt Figge und meint damit die in die Jahre gekommene Front aus Waschbeton und den benachbarten Anbau, in dem vormals Lädchen um Kunden warben. „Und hier ziehen wir alles um 7,50 Meter nach vorne.“

Neue Marktgalerie mit Arkadengang

Der Oberbauleiter hat schon die neue Marktgalerie vor Augen. „Ich kann dreidimensional denken“, sagt Figge lachend. Natürlich weiß er, dass ein Arkadengang künftig Reize setzen soll. Dem grauen Waschbeton schlägt bald das allerletzte Stündlein.

Das große Einkaufszentrum ist nahezu leer, wie ein Riesenmaul ist der Eingang aufgesperrt. Die Eingangstüren sind schon weg. Gespenstisch wirkt die große Halle mit ihren runden Stützsäulen, die als Tragteile erhalten bleiben.

Hier haben Figges Kollegen Ende Februar mit dem Abbruch begonnen, „Wir liegen im Plan“, kommentiert der Chef der Baustelle, der wahrscheinlich gerade den spannendsten Arbeitsplatz von Bensberg hat. 50 Mitarbeiter seien im Ganzen mit dem Abbruch beschäftigt. „Das hier ist wie bei einem Kuchen“, findet Figge. Was für den Laien nach Chaos aussehen könnte, hat einen Plan. Schicht für Schicht wird gerade entfernt, das Stützwerk für den neuen Aufbau aber bleibt.

Im April kommt Riesenbagger

In der Oberetage baumeln immer noch ein paar Halogenleuchten von der Decke – „Haben wir nicht vergessen“, sagt Figge. Man komme nur gerade nicht dran. Die Teile hängen über der alten Rolltreppe. Auch diese wird in den nächsten Wochen ausgebaut.

Der große Beißer kommt in zwei Wochen. Für den 16. oder 17. April erwartet Figge den Riesenbagger, der mit dem alten Löwen-Center kurzen Prozess macht. Zumindest teilweise. Die Ankunft dieses Teiles ist so etwas wie der Beginn der entscheidenden Abbruchphase. Auf die oberen beiden Etagen mit den Parkdecks hat dieser Bagger mächtig Appetit, auch die überkragenden Vorbauten aus Graubeton gehören zu seiner gefräßigen Tagesmahlzeit.

Schutt und Abbruch noch bis Ende Juni

Sechs Container warten derzeit auf Bauschrott. „Holz, Metall, Kabel, alles wird getrennt“, erklärt Figge. Mehrere Tausend Kubikmeter Beton bekommt der Großbagger vorgesetzt. Die bekannte Optik des Einkaufszenters verschwindet dann schnell. Aber noch ist der Bagger nicht da, und es geht für Figge im Gebäude-Innern über Treppen und entlang dunkler Katakomben und Mitarbeiterräume. Das erinnert an Aufklärungskommandos in unbekannten Welten.

„Überraschungen gibt es hier immer“, bestätigt Figge und schließt eine Tür zum Parkdeck auf. Frische Graffitispuren kleben an den Wänden. Offenbar haben sich heimische Künstler kürzlich betätigt. Figge nimmt es gelassen, er zählt auf den Bagger.

Lauter als derzeit werde es nicht sein an der Baustelle, beruhigt er. „Ist halt ein großer Bagger auf einer großen Baustelle.“ Für Ende Mai ist ein weiteres Großgerät bestellt: der riesige Baukran, der 60 Meter in die Höhe ragen wird. Der Kran ist dann nicht mehr für den Abbruch und das Entkernen zuständig. Sondern für den Rohbau der neuen Marktgalerie. Ende Juni, so der Zeitplan, sollen die Abbrucharbeiten am Löwencenter abgeschlossen sein.

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