StadtgeschichteGummersbacher Kreishaus als prägendes Gesicht seiner Zeit

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Bis heute ist das inzwischen sanierte und um einen Rundbau erweiterte Kreishaus im östlichen Teil der Gummersbacher Innenstadt das alles überragende Gebäude.

Bis heute ist das inzwischen sanierte und um einen Rundbau erweiterte Kreishaus im östlichen Teil der Gummersbacher Innenstadt das alles überragende Gebäude.

Gummersbach – Mit dem Kreishaus entstand in den 1960er Jahren im Oberbergischen ein Neubau, dessen Höhe und Ausmaße für die Region bis dahin einmalig waren. Mit seinen 60 Metern überragt das Gebäude bis heute die Gummersbacher Innenstadt. Und nach wie vor ist es das höchste Gebäude im Kreis.

Der Bauplatz

Der Bauplatz

Das 16-stöckige Hochhaus wurde als Stahlskelett-Bau errichtet. Die Grundfläche beträgt 34,30 mal 12,70 Meter. Aufzugsanlagen, Treppenhaus mit Sicherheitstreppe, Toiletten und Installationsschächte bilden das Rückgrat, das den windbedingten Druck auf die Seitenflächen in das Fundament ableitet. Für das Gebäude verbaut wurden 2000 Meter Klimarohre und 520 Tonnen Baustahl, der mit dem Beton das Gebäude standfest macht. Die Zahl der Fenster zum Zeitpunkt der Einweihung betrug 764. Die Nutzfläche belief sich auf 6500 Quadratmeter. Alles in allem investierte der Oberbergische Kreis 11,8 Millionen D-Mark. Über das Hochhaus gehen die Meinungen bis heute auseinander. Auf jeden Fall spiegelt das Gebäude den Zeitgeist der 1950er und 60er Jahre wider. Mit Kreisbaudirektor Waldemar Sahr war ein Mann für den Entwurf verantwortlich, der ein glühender Verfechter von Hochhäusern war.

Das alte Landratsamt

Das alte Landratsamt

Politischer Startschuss für das Projekt fiel schon 1961

Der Neubau des Kreishauses war nicht das einzige Großprojekt, das der Kreis in jenen Jahren angestoßen hatte. So fielen in die Zeit von 1964 bis 1969 auch der Neubau des Kreiskrankenhauses in Waldbröl oder die Förderung des Fremdenverkehrs unter anderem durch die Instandsetzung und den Ausbau von Schloss Homburg, wie Volker Dick im dritten Band der Oberbergischen Geschichte berichtet.

Die 16 Stockwerke des Kreishauses ragen 60 Meter in die Höhe.

Die 16 Stockwerke des Kreishauses ragen 60 Meter in die Höhe.

Dabei war der sogenannte Kreishauserweiterungsbau keineswegs unumstritten. Und das nicht zuletzt wegen der Bausumme, die der Kreis investierte. Für den Neubau musste das 1910 errichtete und ortsbildprägende Landratsamt an der Moltkestraße weichen, was allein schon für Kritik in der Bevölkerung sorgte. Der Kreis ging in die Offensive: Oberkreisdirektor Dr. Friedrich Wilhelm Goldenbogen stellte beim Richtfest klar, dass der Neubau dem Gummersbacher Stadtteil einen „Schwerpunkt mit dem Gesicht unserer Zeit“ gebe.

Nach dem Abriss des alten Landratsamtes  war der Bauplatz  für den Neubau geschaffen, der rasch in die Höhe schoss.

Nach dem Abriss des alten Landratsamtes  war der Bauplatz  für den Neubau geschaffen, der rasch in die Höhe schoss.

Für ein ganz eigenes Antlitz des Kreishauses sorgte die Fassade. Genauer genommen die von innen metallbedampften Scheiben. Sie sorgten für eine Reflexion des Sonnenlichts, und erstrahlten je nach Stand der Sonne in einem leuchtenden Goldton, was das Gebäude in Verbindung mit den matt-eloxierten Aluminiumbrüstungen noch interessanter machte. Ende der 1990er Jahre wurde die Fassade bei der ersten großen Sanierung komplett ausgetauscht.

Der Startschuss für den Verwaltungsneubau war bereits 1961 gefallen. Der damalige Kreistag beauftragte die Verwaltung, „unverzüglich eine Planung des zukünftigen Raumbedarfs für die Verwaltung vorzunehmen. Wie im Kreisblatt nachzulesen ist, kam der Auftrag nicht überraschend. Die Räume im alten Kreishaus hätten hinten und vorne nicht mehr ausgereicht. Mehrere Dienststellen waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt untergekommen. So gesehen ist die Situation aus den frühen 1960er Jahren auch mit der anno 2018 durchaus vergleichbar, wo der Oberbergische Kreis konkret Pläne für ein weiteres Kreishaus am Wiedenhof schmiedet. Auch 50 Jahre später ist die Kreisverwaltung also wieder über zahlreiche Standorte auf das Stadtgebiet verteilt.

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