Abo

ProjektstartAm Samstag können die ersten Radler durch die Fußgängerzone fahren

Lesezeit 3 Minuten
Bisher ist das Radeln in diesem zentralen Teil der Bergisch Gladbacher City verboten.

Bisher ist das Radeln in diesem zentralen Teil der Bergisch Gladbacher City verboten.

Bergisch Gladbach – Ganz ohne Festakt geht es am Samstag nicht. Das Bild des Tages ist für 12 Uhr geplant: Ein Radfahrer wird in langsamer Fahrt ein Band durchfahren und damit die Fußgängerzone testweise für ein Jahr zum Radeln freigeben. Applaus wird es geben von Vize-Bürgermeister Josef Willnecker, von Stadtbaurat Harald Flügge und von Vertretern der Lobbyverbände Verkehrsclub Deutschland und Allgemeiner Deutschen Fahrrad-Club. Allerhand Aktionen sind vorgesehen, Pedelecs und Lasträder können getestet werden. Schöne, neue Radfahrwelt.

Im Mobilitätskonzept der Stadt ist die Öffnung ein wichtiger Baustein, um Pkw-Verkehr von den Straßen abzuziehen. Wie es aber bei vielen Dingen im Leben ist, kommt es auch hier aufs Kleingedruckte an. Von einer pauschalen Freigabe für Radler kann nämlich keine Rede sein. Alles ist kompliziert, und ohne Anleitung und Ortskenntnis kaum zu verstehen. Einfach durchradeln ist tagsüber nicht erlaubt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Faltblatt der Stadt ist die Fußgängerzone in vier Farbbänder getrennt, eine komplizierte Farbenlehre. Die wichtigste davon ist Gelb für die Passage zwischen Rhein-Berg Galerie und Konrad-Adenauer-Platz. Dies ist das Hauptstück mit den attraktivsten Geschäften, und hier sind zum Schutz der Fußgänger radelnde Radfahrer tagsüber unerwünscht. Zwischen 10 und 17 Uhr ist die Durchfahrt gesperrt.

So hat es der Fachausschuss mit CDU und SPD-Mehrheit durchgesetzt; Grüne, FDP und Mitte-rechts-Fraktion hätten lieber üppiger geöffnet. Geworben wird deshalb von der Stadt mit den 17 Stunden, die offen sind – von 17 Uhr bis 10 Uhr. Die Angabe der Sperrzeit ergibt sich dann im Umkehrschluss. Explizit angegeben ist sie nicht.

Verwirrende Regelungen

Natürlich ist auch zum Aktionstag am Samstag die Hauptpassage gesperrt. Der Festakt öffnet nur Randstücke (im Faltblatt grün), kurze Passagen an der Poststraße, den Mini-Stumpf von der Rhein-Berg Galerie zum Driescher Kreisel, das kleine End-Stück im Laurentiusviertel und die Busgasse zum Turbo-Kreisverkehr. Dann ist da noch die Grüne Ladenstraße, in der platzbedingt überhaupt nicht geradelt werden darf. Der Konrad-Adenauer-Platz bleibt an Markttagen für Radnutzer dicht, also auch an diesem Samstag. Und dann gibt es noch Sonderregelungen bei Veranstaltungen (Stadtfest, Kirmes usw.) mit ganztägiger Sperrung der Hauptachsen. Alles verstanden oder schon ausgebremst!?

In der Radfahrwelt der Stadt sieht es allerdings sehr einfach aus. Als Covermodel auf dem Faltblatt schickt sich eine Frau mit Einkaufskorb und Sonnenhut gerade an, in die Fußgängerzone einzufahren. Weit und breit sind auf dem Foto keine Fußgänger zu sehen. Die Radler scheinen freie Fahrt zu haben. Das sieht im Normalfall etwas anders aus. Im Hinweistext wirbt Bürgermeister Lutz Urbach mit einer für Radtouristen „sehr viel interessanteren Innenstadt“ und nachhaltigem, umweltbewusstem Einkaufen. Radständer zum Abstellen vor den Geschäften wird es aber weiterhin nicht geben. Einbaufrei und barrierefrei sollen die Passagen bleiben, weshalb Einzelhändlern keine Ständer gestattet sind. Immerhin kündigt die Stadt an, ihre Abstellmöglichkeiten an den Zugängen zu erweitern.

KStA abonnieren