Leitung der Wirtschaftsförderung im KreisBeate Braun verlässt die WFG

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Noch für kurze Zeit oberste Wirtschaftsförderin des Rhein-Erft-Kreises: Beate Braun

Rhein-Erft-Kreis – Fast sechs Jahre ist es her, da trat Beate Braun ihren Dienst als Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH an. Prof. Dr. Beate Braun, um der akademischen Leistung die Ehre zu geben, kam damals als selbstständige Unternehmensberaterin in den Dienst des Rhein-Erft-Kreises. Nun läuft der Vertrag aus, und Braun will sich anderen Aufgaben zuwenden.

Sechs von zwölf Projekten in Arbeit

Noch aber ist sie voller Elan für ihre Arbeit, wird nicht müde über die Studie „Reload – Zukunft Rhein-Erft-Kreis 2030“ und ihre Umsetzung zu referieren. Die Studie hat sich seit der ersten Idee im Jahr 2014 über die Vorstellung 2016 bis heute zum Schwerpunkt und Aushängeschild der WFG-Aktivitäten entwickelt.

Sechs von zwölf Projekten seien in der Umsetzung, sagt Braun stolz und benennt als Beispiele den Schüler-Video-Wettbewerb „Science Tube“, der das Interesse an mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern fördern soll, und die „Lern- und Trainingsfabrik 4.0“, die Unternehmern die digitale Revolution in der Industrie erläutert.

Letzter Arbeitstag: 19. April

Allein in diesem Monat hat die WFG-Geschäftsführerin noch fünf teils recht umfangreiche Termine zum Thema Reload und betont, dass das Projekt noch Jahre beanspruchen wird. Und es ist nicht das einzige: Am 19. April, ihrem letzten Arbeitstag bei der WFG, übergibt Braun im Hürther Feierabendhaus das Gewerbe- und Industrieflächenkonzept für den Rhein-Erft-Kreis, das unter ihrer Regie erarbeitet worden ist und nun auch fachkundig in die reale Welt übertragen werden muss.

Unstimmigkeiten mit der Politik

Warum geht sie jetzt, wo die Ernte eingefahren wird? „Es waren sehr anstrengende Jahre. Jetzt kann das Kind laufen, und mein Nachfolger kann sich mit ganzer Kraft der Umsetzung widmen“, sagt sie.

Sie selbst wolle erstmal Urlaub machen und sich dann im Sommer mit voller Kraft neuen Ideen zuwenden. Was, verrate sie noch nicht. „Aber Sie werden Gutes von mir hören.“

Dass es bis zum Zeitpunkt der Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung auch Unstimmigkeiten zwischen der Politik und ihr gegeben hat, leugnet Braun nicht. „Wirtschaftsförderung ist der geilste Job, den man sich denken kann, wenn man uns machen lässt“, sagt sie und lacht.

Diplomatisch verklausulierte Abneigung 

Politiker haben da immer sehr hohe Erwartungen und meistens sehr unterschiedliche, sodass man ihnen gar nicht immer gerecht werden kann.“ Seitdem eine Entscheidung gefällt sei, herrsche aber eitel Freude. „Ich werde mit Lob überschüttet. Das hätte man, über die Jahre verteilt, etwas besser dosieren können.“

Die Politiker, die in diesem Fall im Hintergrund wirken – der CDU-Fraktionsvorsitzende Willi Zylajew als Mehrheitsführer und der FDP-Kreisparteivorsitzende Ralph Bombis als Inhaber des Vorschlagsrechts für die Besetzung des WFG-Geschäftsführerposition – haben sich inzwischen auf folgende Formel geeinigt: „Die wissenschaftliche Basis für die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft ist mit Reload geschaffen. Jetzt ist ein Praktiker gefragt, der auch Erfahrung im Umgang mit Politikern hat.“

„Ich habe nie einer Partei angehört“, betont Braun. Rein wissenschaftlich gearbeitet zu haben, weist sie zurück: „Ich hatte immer einen praktischen Ansatz und komme als Unternehmensberaterin auch aus der Praxis.“

Honorarprofessorin in Wismar

Die promovierte Anglistin hat neben Englisch Kunst und Psychologie studiert, entdeckte später ihre Leidenschaft für Wirtschaftswissenschaften und Informationstechnologie. Sie arbeitete einige Jahre in leitender Position bei einem international tätigen Unternehmen und ist seit 2011 an der Universität Wismar als Honorarprofessorin für den Fernstudiengang „Sales and Marketing“ tätig.

Die Wirtschaftsförderung übernahm Beate Braun 2012 nach einer stürmischen Phase in der Gesellschaft. Ihre Vorgängerin und der Aufsichtsrat der WFG hatten sich 2010 in einer Personalangelegenheit überworfen.

Das führte zur Entlassung und zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, die zuungunsten der WFG ausging und für die kreiseigene Firma so teuer wurde, dass die Geschäftsführung einige Monate von Kreisdezernent Martin Schmitz im Nebenamt übernommen werden musste.

Nachfolge noch offen

Über die Nachfolge von Braun ist noch nichts bekannt. Die FDP Rhein-Erft hat nach wie vor das Vorschlagsrecht für den Posten. Kreisparteichef Ralph Bombis will per Stellenausschreibung nach einer geeigneten Persönlichkeit suchen.

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