Amtsgericht KölnSekretärin betrog DLR um fast eine Million Euro Spesen

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Das DLR-Schlaflabor Envihab (Symbolbild)

Köln – Schnittchen, Häppchen und Gebäck stehen auf dem Tisch, wenn in Unternehmen Workshops, Tagungen oder Konferenzen auf der Tagesordnung stehen. Das ist beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nicht anders.

Der Verein mit Sitz in Köln, der sich zur Hälfte aus Steuergeldern finanziert und 8.000 Mitarbeiter zählt, forscht auf internationaler Ebene und hat immer wieder Wissenschaftler aus aller Herren Länder zu Gast, die offensichtlich gut und teuer bewirtet werden.

Eine Sekretärin auf Vorstandsebene machte sich dieses Wissen zu Nutze und rechnete jahrelang Spesen für Speis und Trank der ausländischen Gäste ab, obwohl sämtliche Rechnungen, Restaurantbesuche und Zusammentreffen erfunden waren. Sie ließ das Geld – fast eine Million Euro – auf ihr Konto überweisen. Seit Mittwoch wird der 65-Jährigen, die inzwischen Rentnerin ist, vor dem Amtsgericht der Prozess wegen Betrugs gemacht.

„Man hat es ihr leicht gemacht“

„Meine Mandantin hat bereits im Ermittlungsverfahren ein vollumfängliches Geständnis abgelegt“, sagte ihr Anwalt Frank Langen zum Prozessauftakt. Der Jurist legt Wert auf die Tatsache, dass man es „meiner Mandantin auch wirklich leicht gemacht hat“. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hatte die gelernte Zahnarzthelferin, die 1986 nach der Geburt ihrer Tochter als Sekretärin zum DLR kam, mit manipulierten Rechnungen und gefälschten Unterschriften der Vorstände exakt 835.713,95 Euro abgerechnet und sich auf ihr Konto überweisen lassen.

Offensichtlich hatte man sich die Unterschriften auf den Quittungen nicht so genau angesehen, „denn auf Vorstandsebene winkt man schnell so was durch“, hieß es im Gericht. Damals war es beim DLR noch üblich, dass die zuständigen Mitarbeiter für die Bewirtungskosten in Vorleistung gingen und sich das Geld anschließend erstatten ließen. Das hat sich seit dem millionenschweren Schadensfall anscheinend geändert, wie DLR-Mitarbeiter am Rande des Prozesses berichteten. Auch soll die Schadenssumme, von der die Anklage ausgeht, ursprünglich weit über einer Million Euro gelegen haben. Strafrechtlich allerdings sei ein Teil bereits verjährt, hieß es im Prozess.

„Sie wollte ein schönes Leben führen“

Mit dem Geld habe seine Mandantin „es sich gut gehen lassen“, sagte Langen: „Sie wollte ein schönes Leben führen.“ Unter anderem „intensiv reisen“: Sie fuhr mehrmals im Jahr im Urlaub und sie habe sich gerne „hier und da ein teures Kleid gegönnt“. Die Angeklagte, nicht vorbestraft, verheiratet, eine Tochter, von eher unscheinbarem Äußeren, hatte mit gesenktem Kopf und beschämter Miene neben ihrem Anwalt Platz genommen. Dass sie die jahrelangen Manipulationen mit einem gehörigen Maß an krimineller Energie durchführte, zeigt ein Detail der Anklage. Danach habe die Frau, um „ihren Abrechnungen mehr Glaubhaftigkeit zu verleihen“, immer mal wieder Kleinstbeträge zwischen elf und 100 Euro als angeblich „zu viel gezahlte Vorschüsse“ zurücküberwiesen, um auf der sicheren Seite zu sein und nicht aufzufallen.

Nach einem Rechtsgespräch hatte sich Anwalt Langen ein Urteil erhofft, doch die Staatsanwaltschaft will weitere Zeugen hören – um zu sehen, ob man es der Angeklagten tatsächlich so einfach gemacht hat oder ihre kriminelle Energie doch größer war als bisher angenommen.

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