Roswitha Stock im Interview„Für mich ist jeder Arbeitslose einer zu viel“

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Roswitha Stock, Leiterin der Agentur für Arbeit Köln, geht in Pension

Roswitha Stock, Chefin der Kölner Arbeitsagentur, verabschiedet sich in den Ruhestand. Mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht sie über ihre Erfolge und das kommende Leben als Rentnerin.

Frau Stock, als Sie 2011 Chefin der Kölner Arbeitsagentur wurden, welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Ich hatte damals die Vision, die Zahl der Arbeitslosen in Köln unter 50.000 zu halten und die Zahl der Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs auf über 500.000 zu steigern. Heute liegen wir bei 47.000 Menschen ohne Job und mehr als 560.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Das sind erfreuliche Werte – auch wenn für mich jeder Arbeitslose einer zu viel ist.

Ein zentrales Problem bleibt die Langzeitarbeitslosigkeit – trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung. Im Jahresdurchschnitt 2017 gab es in Köln rund 21.000 Langzeitarbeitslose, das sind nur 852 Menschen weniger als 2011. Woran liegt das?

Das ist richtig. Dazu muss man sagen, dass sich der Markt verändert hat und es für Menschen ohne berufliche Qualifizierung immer schwerer wird. 2011 brauchte man für 17 Prozent der freien Stellen keine Ausbildung, heute sind es nur noch zehn Prozent. Rund 70 Prozent der Langzeitarbeitslosen haben keine Ausbildung. Das gesamte Thema liegt mir sehr am Herzen. Wir haben zusammen mit der Stadt Köln, als weiterer Träger des Jobcenters und unseren Partnern im Bündnis für Arbeit in Köln in den vergangenen Jahren viel ins Leben gerufen, etwa das Kölner Bildungsmodell für junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren, die einen Berufsabschluss erlangen wollen, so wie zahlreiche andere Initiativen und Netzwerke etwa für Studienabbrecher oder Migranten. Das wichtigste ist, Arbeitslosigkeit gar nicht erst entstehen zu lassen, um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.

Was gehörte intern zu Ihren größten Herausforderungen?

Sicherlich der Umzug von der Luxemburgerstraße nach Ossendorf. Das alte Gebäude war nicht mehr kundenorientiert und die Wege zu lang. Eine Sanierung bei laufendem Geschäft war unmöglich. In Köln ein neues Areal zu finden, war nicht einfach, denn die Stadt ist ein teures Pflaster. Schließlich haben wir es geschafft, dass von der Vergabe bis zum Einzug nur knapp 17 Monate vergangen sind. Darauf bin ich stolz. Ebenso, dass wir die Innengestaltung des Hauses unter großer Mitarbeiterbeteiligung umgesetzt haben.

Was geben Sie ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

Johannes Klapper leitet die Arbeitsagentur in Brühl und ist damit verantwortlich für den Rhein-Erft-Kreis und Euskirchen. Er ist ein erfahrener Arbeitsmarktpolitiker und passt gut nach Köln. Er braucht keine Ratschläge. Ich wünsche ihm ein gutes Gelingen.

Welche Pläne haben Sie privat?

Ich werde Wohnmobilfahrerin und will zusammen mit meinem Mann diesen Sommer Deutschland entdecken, die Mittelgebirge, die Alpen und u.a. mit unserer Enkeltochter zur Zugspitze. Außerdem habe ich mich zur Wanderführerin ausbilden lassen. Ich engagiere mich ehrenamtlich, spiele weiter Tennis und bin Trekking-Radlerin.

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