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Kritik an Echo-VerleihungWDR setzt Album von Kollegah und Farid Bang auf Index

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Kollegah und Farid Bang beim Echo

Das neue Album der Rapper Farid Bang und Kollegah soll strittige Textzeilen mit Bezügen zum Vernichtungslager Auschwitz und zum Holocaust enthalten.

Düsseldorf – Das umstrittene Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ der Rapper Kollegah und Farid Bang steht beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) auf dem Index.

Der WDR bestätigte am Sonntag einen Bericht des „Handelsblatts“. Demnach wird in den WDR-Radioprogrammen – auch im Jugendradio 1Live – keine Musik aus dem Album gespielt. Das habe aber bereits vor der Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang gegolten, sagte eine WDR-Sprecherin.

Die beiden Rapper waren am vergangenen Donnerstag für ihr Album mit dem renommierten Musikpreis Echo ausgezeichnet worden. Scharfe Kritik hatten Textzeilen mit Bezügen zum Vernichtungslager Auschwitz und zum Holocaust ausgelöst.

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„Unvereinbar mit öffentlich-rechtlichen Programmgrundsätzen“

Die Auszeichnung wurde zudem am 12. April verliehen – das ist der Tag, an dem jedes Jahr vor allem Israel an die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden erinnert.

Das „Handelsblatt“ zitierte aus einem Brief der WDR-Publikumsstelle im Auftrag von Intendant Tom Buhrow an eine Kölner Bürgerin. Darin heißt es, dass in den WDR-Radioprogrammen keine Musik aus der betreffenden Albumreihe gespielt werde. Das gelte auch für 1Live, das „grundsätzlich zwar sehr offen für deutschen Rap“ sei, „im konkreten Fall aber eine Ausstrahlung als unvereinbar mit öffentlich-rechtlichen Programmgrundsätzen eingeschätzt“ habe.

Scharfe Kritik vom Deutschen Kulturrat

In der Antisemitismus-Debatte hat nun auch der Deutsche Kulturrat schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter des Musikpreises erhoben. Schon die Nominierung der beiden zeuge von „wenig Selbstreflexion“, sagte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Samstag dem „Handelsblatt“. „Die Echo-Jury und der Bundesverband Musikindustrie hätten die Notbremse ziehen müssen.“

Der Kulturrat ist die Spitzenorganisation von 250 Bundeskulturverbänden. Zuvor hatte unter anderem Außenminister Heiko Maas (SPD) die Echo-Verleihung an die Rapper scharf kritisiert. „Antisemitische Provokationen haben keine Preise verdient, sie sind einfach widerwärtig“, schrieb Maas über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Preisverleihung ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag sei „beschämend“.

Künstler nicht nach Qualitätsmerkmalen ausgezeichnet

Die Rapper Kollegah und Farid Bang waren am Donnerstagabend für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ in der Kategorie Hip-Hop/Urban National ausgezeichnet worden. In dem Album finden sich die Textzeilen „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“.

Kulturrat-Chef Zimmermann bedauerte, dass es beim Echo vor allem um den kommerziellen Erfolg gehe. Damit unterscheide er sich grundlegend von anderen Preisen wie etwa dem Deutschen Buchpreis oder dem Deutschen Filmpreis, bei denen eine Jury nach „Qualitätsgesichtspunkten“ auswähle.(dpa/afp)

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