Infrastruktur in EuskirchenSportanlage Im Auel soll zu Bauland werden

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Der Zahn der Zeit nagt an der Sportanlage Im Auel. Die Trainerbank und das Geländer ist teilweise verrostet.

Der Zahn der Zeit nagt an der Sportanlage Im Auel. Die Trainerbank und das Geländer ist teilweise verrostet.

Euskirchen – Einst Kult-, heute eher Ruhestätte. Die Sportanlage Im Auel hat schon bessere Zeiten erlebt. Heinz Flohe stand da an der Seitenlinie und trieb seine Mannen unaufhörlich an. Fast hätte es 1989 sogar zum Aufstieg in die Oberliga gelangt.

Trotz Erftstadion galt der Auel lange als der schönere Platz. Die Liebe unter den Fußballern steigerte sich noch einmal, als der Kunstrasenplatz neben dem Erftstadion eingeweiht wurde. Der künstliche Rasen, der eigentlich ein Teppich mit Sandbelag war, war zur damaligen Zeit zwar hochmodern, aber unter den Kickern alles andere als beliebt. Sogar auf dem Aschenplatz trainierten die Fußballer lieber.

Sportanlage Im Auel soll zu Bauland werden

Mittlerweile ist der Belag im Erftstadion gegen die übernächste Generation Kunstrasen ausgetauscht worden – und der Auel eher aus der fußballerischen Wahrnehmung verschwunden. Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern, wenn eine zweite Bezirkssportanlage – die andere ist das Erftstadion – gebaut werden wird.

Um die zu finanzieren, soll die Sportanlage Im Auel zu Bauland werden. „Um den Auel zu modernisieren, ist kein Geld da. Wenn wir die Infrastruktur der Sportlandschaft stärken wollen, brauchen wir eine zweite große Anlage“, sagt Albert Wichterich, Sprecher der CDU im Sportausschuss.

Er sehe keine Alternative dazu, das Gelände im Auel in Bauland umzuwidmen. Zumal die Anwohner rund um den Auel sicher auf die Barrikaden gingen, so Wichterich, würde die Sportanlage ertüchtigt werden. Zudem gebe es zu wenig Parkplätze.

Neue Bezirkssportanlage wird mehr 4,5 Millionen Euro kosten

Nach Informationen dieser Zeitung führt die Stadt Verhandlungen über Grunderwerb in der Euskirchener Heide. Eine Bezirkssportanlage dort soll über zwei große Kunstrasenplätze, zwei Kleinspielfelder (Tartanbelag), eine 400-Meter-Laufbahn, weitere Leichtathletikanlagen, Flutlicht sowie Parkplätze und Umkleidekabinen verfügen. Geschätzte Kosten ohne Grunderwerb: 4,5 Millionen Euro – plus Betriebskosten.

„Sind die Gespräche abgeschlossen und die Bezirksregierung hat den Standort genehmigt, kann es ganz schnell gehen“, so Wichterich. „Schnell“ seien in diesem Fall zwischen drei und acht Jahren, ergänzt der Politiker.

Dörfliche Infrastruktur soll gestärkt werden

Er habe aber nicht nur den Auel im Blick, sondern auch die Dörfer. Er sehe er keine Alternative zur sukzessiven Umgestaltung der verbliebenden Tennenplätze – abgesehen vom Auel – in Kunstrasenplätze. Für Flamersheim, Wüschheim-Büllesheim und Stotzheim hat die Politik bereits grünes Licht gegeben. Dann bliebe im Stadtgebiet nur noch Roitzheim mit einem Aschenplatz.

„Das Ziel meiner Partei ist es, die dörfliche Infrastruktur sowohl kulturell als auch sportlich zu stärken. Jedes Dorf braucht einen Sportplatz“, sagt Wichterich: „Genauer gesagt: einen Kunstrasenplatz – auch um konkurrenzfähig zu sein und keine Mitglieder zu verlieren.“

Sportstätten-Entwicklungsplan steht zur Diskussion

Eine stringente Umsetzung des vor Jahren erstellten Sportstätten-Entwicklungsplans sei weder mit Wichterich noch mit seiner Partei zu machen. Der Plan war eine Art Bestandsaufnahme samt Empfehlungen, wie die Sportstättenlandschaft in Euskirchen künftig aussehen könnte.

Laut Sportstätten-Entwicklungsplan waren drei weitere Bezirkssportanlagen und das langsame Auslaufen des einen oder anderen Sportplatzes vorgesehen – beispielsweise in Kreuzweingarten. „Nachdem Billig einen neuen Rasenplatz hat, wird der Platz in Kreuzweingarten zum Fußball spielen kaum noch genutzt“, so Wichterich. Das sei aber nicht schlimm, weil sich der TuS Kreuzweingarten-Rheder dort oben wohlfühle. Nun werde in Kreuzweingarten eben mit dem Bogen geschossen.

Dies zeige, dass jedes Dorf einen Sportplatz brauche. Einfach einen Sportplatz auf dem Dorf auslaufen lassen? „Das geht nicht“, antwortet er und fügt hinzu: „Wir brauchen aber auch für die Großvereine eine Infrastruktur, die zeitgemäß ist. Wir brauchen aber keine drei, sondern eine weitere Bezirkssportanlage.“

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Sportstätten fallen in den Zuständigkeitsbereich der Stadt

Jan-Uwe Brand, Vorsitzender des Stadtsportbunds, ist Befürworter der Bezirkssportanlagen. Aber er könne auch nachvollziehen, dass sich die Politik für die Errichtung von Kunstrasenplätzen in Wüschheim und Stotzheim ausgesprochen hat. „In Wüschheim wird hervorragende Jugend- und Vorstandsarbeit geleistet. In Stotzheim macht es im Hinblick auf eine Bezirkssportanlage auch Sinn“, so Brand. Allerdings wollen Wichterich und CDU keine Bezirkssportanlage in Stotzheim. Sie wollen eine im Kernstadtbereich.

Die Tatsache, dass die Sportstätten in den Zuständigkeitsbereich der Stadt fallen, die dazugehörenden Umkleidekabinen aber vom Zentralen Immobilienmanagment verwaltet werden, sei kontraproduktiv, so Wichterich: „Das könnte besser sein, um enger miteinander zu arbeiten.“ Durch die Trennung seien Sportplätze und -hallen im Sportausschuss Gegenstand der Diskussionen, die Umkleiden im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften. „So weiß der eine nicht, was der andere denkt“, sagt Wichterich.

Was ihn auf die Palme bringt, ist der Zustand der Jahnhalle: „Die ist lange vernachlässigt worden und gammelt vor sich hin. Schade, dass es soweit gekommen ist. Man hätte viel Geld sparen können, wenn man sie stetig saniert hätte.“

60 Cent pro Mitglied

„Wir haben die Leichtathletik in Euskirchen zuletzt stiefmütterlich behandelt“, gesteht Albert Wichterich. Der CDU-Politiker bittet den Vorsitzenden der LGO Euskirchen/Erftstadt, Hans-Werner Pütz, all das zusammenzufassen, was seiner Meinung nach im Argen liegt. „Wir müssen die Leichtathletik genauso fördern wie den Fußball“, so Wichterich.

Bis Mitte Mai solle Pütz einen Antrag formulieren, damit gemeinsam beraten werden könne. Im Idealfall könne dann schon in der nächsten Sportausschusssitzung im Juni darüber diskutiert werden.

„Die Stadt muss dafür sorgen, dass allen Vereinen Sportanlagen in einem vernünftigen Zustand zur Verfügung stehen“, so Wichterich. Das sei bei einem monatlichen Beitrag der Vereine in Höhe von 60 Cent pro Mitglied nicht zu viel verlangt. Die Sportstätten-Nutzungsgebühr ist vor einigen Jahren eingeführt worden. (tom)

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