Fachwerkhaus-Sanierung in OverathHindernisse beim historischen Gemäuer

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Marodes Gebäude: Dagmar Keller-Bartel und Gerhard Bartel in ihrem alten Fachwerkhaus an der Overather Hauptstraße.

Overath – Umgangssprachlich gesprochen, wirken die Eheleute Dagmar Keller-Bartel und Gerhard Bartel genauso so wie ein Teil der Holzbalken in dem alten Fachwerkhaus, das sie eigentlich retten wollen: Reichlich angefressen.

Zentraler Bau für örtliche Identität

Denn das Haus an der Hauptstraße 46, nach dem Empfinden vieler so etwas wie das Brandenburger Tor von Overath, nämlich ein zentrales Bauwerk für die örtliche Identität, ist in einem äußerst armseligen Zustand. Auf dem Boden ist das blanke Erdreich freigelegt. „Die unterste Schicht war früher Vollholz, aber davon ist nicht mehr viel übrig“, sagt Gerhard Bartel, der wie seine Ehefrau für die Grünen im Stadtrat sitzt. „Darüber kamen Spanplatten und Linoleum. Und danach wieder eine Holzschicht und Teppichboden. Aber der ist schon seit Jahren weg.“

Fassade ist nicht original

Auch die seitliche Außenfassade ist nicht mehr original, sondern hat eine zusätzliche Schutzfassade bekommen. Vieles muss jetzt weg, allein schon aus Brandschutzgründen. Was bleibt am Ende eigentlich noch übrig von dem Haus, das früher eine Bäckerei und ein Café beherbergte? Die Außenfassade? „Ja, teilweise“, sagt Dagmar Keller-Bartel.

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Die Sanierung des Fachwerkhauses an der Hauptstraße in Overath zieht sich in die Länge.

2013 hatten viele befürchtet, dass ein Investor einen 08/15-Neubau an die Stelle klotzen werde. Der damalige Bürgermeister Andreas Heider (CDU) sowie SPD und Grüne strebten an, das Gebäude durch die Stadtentwicklungsgesellschaft retten zu lassen. Die Ratsmehrheit lehnte das wegen der Risiken ab. Daraufhin sprang das Politiker-Paar (sie sitzt heute zudem im Kreistag) in die Bresche. Die beiden kauften das Objekt – und haben jetzt die Bescherung.

Planngen äußerst langwierig

Mit ihren Planungen kommen sie nämlich nicht recht vom Fleck. Anfang wollten sie das Fachwerkhaus im vorderen Bereich erhalten, den Anbau von 1910 aber durch einen Neubau ersetzen. Ein Hotel und ein Café sollten dorthin. Dann dauerte es ewig und drei Tage mit der Finanzierung. „Leider hat unsere Bank sich erst sehr spät getraut, uns zu sagen, dass sie das nicht machen wollte“, sagt Dagmar Keller-Bartel.

Die Eheleute suchten und fanden eine neue Bank – verloren in der Zwischenzeit aber den Betreiber. Als sie dann einen neuen an der Angel hatten, besprachen sie mit ihm Umplanungen.

Gut 200 Jahre alt

Das Fachwerkhaus an der Overather Hauptstraße wurde um 1800 errichtet und 100 Jahre später durch einen Anbau ergänzt. Lange beherbergte es eine Bäckerei und ein Café, betrieben zeitweise von Johann Hoederath, dem Urgroßvater mütterlicherseits des heutigen Alt-Bürgermeisters Andreas Heider (CDU). Als Overath nach dem Ersten Weltkrieg von Truppen besetzt wurde, diente es laut Heider als Quartier englischer Offiziere und Soldaten. (sb)

Am Ende, so sagen es die Eheleute, mussten sie allerdings ihren bewilligten Bauantrag einpacken und einen neuen stellen. Denn da die ursprünglich geplante Betreiber Wohnung zugunsten zusätzlicher Hotelflächen weggefallen war, wurde das Verfahren erheblich komplizierter.

Die Keller-Bartels taten, was von ihnen verlangt wurde, brachten ein Brandschutzgutachten bei und vieles mehr. Im August 2017 reichten sie den neuen Antrag bei der Stadt ein, im März 2018 bekamen sie die Baugenehmigung.

Investition von zwei Millionen Euro ist zu viel

Wie viel sie bereits investiert haben? Bartel: „Das bleibt unser Geheimnis.“ Eine andere Zahl dagegen sind Sie bereit zu nennen: Die Realisierung der genehmigten Planung würde sie knapp zwei Millionen Euro kosten. „Das ist für uns aber zu viel“, sagt Ärztin Keller-Bartel.

Jetzt orientieren sich die Bauherren um. „Wir hatten gerade ein Beratungsgespräch beim Kreis. Da ging es um die Möglichkeiten für senioren- und behindertengerechtes Bauen.“ Ob und wie schnell es jetzt weitergeht? „Das hängt jetzt davon ab, ob wir Zuschussanträge stellen. Wenn wir das tun, müssen wir erst einmal warten und dürfen vorher nicht anfangen. Dann wird das leider noch ein bisschen länger dauern als wenn wir jetzt sagen, dass wir möglichst schnell weitermachen wollen.“

Abriss im hinteren Teil geht weiter

Klar ist bislang nur, dass die Abrissarbeiten im hinteren Bereich in diesen Tagen zügig weitergehen sollen. Klar ist auch, dass die Eheleute so viel wie möglich von der alten Ansicht retten wollen. Keller-Bartel: „Wir wollen nach wie vor etwas Schönes daraus machen, sowohl von der Ansicht her als auch von der Nutzung. Es soll ein Objekt sein, bei dem man hinterher sagt: »Es ist schön geworden und es ist sinnvoll.«“

Kein Denkmalschutz

Und dies, obgleich der Antrag, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, bereits im Jahre 2014 von der Oberen Denkmalbehörde abgelehnt wurde, weil zu wenig im Originalzustand erhalten geblieben sei. Und wann etwas fertig wird? Bartel: „Wir können keinen Termin nennen. Wir sind aber natürlich bestrebt, das Haus so schnell wie möglichen Nutzung zuzuführen. Wir wollen, dass es schnell vorangeht. Und dass der Bau vor dem nächsten Winter dicht ist.“

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