SolawiVerein Solidarische Landwirtschaft in Linde vor dem Aus

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Mit Regen, frischem Gemüse und einer Idee war die Solidarische Landwirtschaft 2015 angetreten. Inzwischen hat der Landwirt dem Verein Solawi gekündigt. Gescheitert sei das Projekt an praktischen Problemen, die Idee sei gut.

Mit Regen, frischem Gemüse und einer Idee war die Solidarische Landwirtschaft 2015 angetreten. Inzwischen hat der Landwirt dem Verein Solawi gekündigt. Gescheitert sei das Projekt an praktischen Problemen, die Idee sei gut.

Linde – Fast auf den Tag genau vor drei Jahren startete die „Bergische Solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) im äußersten Nordwesten der Gemeinde. Ein Pionierprojekt, das sich schnell in der Region herumsprach.

Drei Jahre später steht das gemeinsame Projekt vor dem Aus. In und um die Beete nahe der rheinisch-bergischen Kreisgrenze gibt es Knatsch. In diesem Frühjahr nun hat Landwirt Stefan Hagen der Initiative den Pachtvertrag gekündigt. „2017 war ein ganz schwieriges Jahr“, berichtet der Landwirt auf Nachfrage unserer Zeitung.

Landwirt macht ohne Verein weiter

Das Prinzip der Solawi sollte zwei große Themen der Nahrungskette miteinander verbinden: Hier der Milchbauer, der 2015 unter massiv fallenden Preisen litt und nach einem zweiten finanziellen Standbein suchte. Dort kritische Verbraucher, die Salatkopf, Möhre und Co. lieber selbst säen und ernten wollten – denen aber der Grund und Boden für den Anbau fehlte.

3500 Quadratmeter umgebrochenes Grünland und einige Unterstände hatte Hagen den Solawisten in Linde-Schümmerich überlassen. Die Probleme hätten begonnen, nachdem der von den Verbrauchern angestellte Gärtner im Spätsommer 2017 kündigte. „Mir konnte niemand sagen, ob und wie es danach weitergeht“, so Hagen.

Der Landwirt wirft der Solawi-Gruppe, die seit Ende 2016 als eingetragener Verein auftritt, aber auch fehlendes Gespür für ökonomische Aspekte vor. „Wirtschaftliche Zwänge kennt dort niemand“, urteilt der Landwirt. Die Arbeit rund um die Beete sei innerhalb der Gruppe so verteilt gewesen, wie es in vielen Vereinen der Fall sei: „Es gibt viele Mitglieder, aber nur wenige arbeiten.“

Diese Einstellung sei nicht mit den Zielen des Landwirtes vereinbar, der eine vergleichsweise sichere finanzielle Stütze suche, so Hagen. Der Linder Milchbauer kündigt an, einen Teil der einstigen Solawi-Flächen nun selbst zu bewirtschaften und Verbrauchern bald eine wöchentliche Gemüsekiste anzubieten – wahlweise mit oder ohne Mitarbeit im Beet. Die Idee der Solawi sei gut, die Nachfrage rund um selbst gezogenes Gemüse hoch. Allerdings stellt Hagen auch klar: „Die Zusammenarbeit mit einer Initiative würde ich nicht noch einmal eingehen.“

Weitere Solawi

Das Aus der Solawi in Linde-Schümmerich erinnert an das vorzeitige Ende des gleichen Konzeptes in Wermelskirchen. Dort kündigten die Verpächter die Nutzung nach anderthalb Jahren im Frühjahr 2017, weil sich die Hobbygärtner – nach Ansicht der Verpächter – selten um die Beete kümmerten.

In Wermelskirchen stand die komplette Auflösung der Solawi Wermelskirchen kurz zur Diskussion, die die Mitglieder im Oktober 2017 aber abwendeten. Allerdings verließen viele Menschen den Verein.

Der Verein hat seither nach eigener Darstellung seine Schwerpunkte verlagert. Man sehe von eigener Bewirtschaftung ab und werde über die Wichtigkeit einer regionalen und ökologischen Landwirtschaft informieren, heißt es von der Initiative. (sfl)

Elke Voß, zweite Vorstandsvorsitzende der Solawi, bestätigt die Kündigung des Gärtners. Danach habe man noch eine Hilfskraft beschäftigt, im Dezember habe sich aber auch diese verabschiedet. Anfang dieses Jahres habe dann der Vorstand deshalb vorgeschlagen, den Acker 2018 Brach liegen zu lassen und neue Ideen für die nächste Saison zu sammeln. Entsprechendes habe die Mitgliederversammlung Ende März beschließen sollen. Dazu sei es aber nicht mehr gekommen, weil Hagen in der Zwischenzeit den Pachtvertrag für die Flächen in Schümmerich kündigte.

„Aktuell haben wir weder Gärtner noch eine Fläche“, berichtet die Hohkepplerin. Notgedrungen werde man nun ein Sabbatjahr einlegen, aber auch nach neuen Verpächtern und Gärtnern suchen. Es habe Austritte gegeben, der Verein bestehe aber mit rund 30 Mitgliedern weiter, betont Voß.

Dass die Gruppe selbst zu Hacke und Spaten greift und die komplette Gartenarbeit selbst erledigt, hält Voß für „schwierig umsetzbar“. Aktuell kämen viele Solawi-Mitglieder aus Refrath, Bergisch Gladbach und Overath. Bei diesen Menschen müsse man die Anfahrt beachten. „Mal eben eine Stunde nach der Arbeit reicht da nicht“, sagt Voß.

Drei Jahre nach dem ersten Treffen Interessierter, die schließlich die Bergische Solawi gründeten, stehe man praktisch wieder ganz am Anfang.

Kontakt zur Bergischen Solidarischen Landwirtschaft gibt es über die Homepage der Initiative.

www.bergische-solawi.de

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