Helfer empörtStadt streicht Hausmeisterstelle im Riehler Flüchtlingsheim

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Das Flüchtlingsheim Boltensternstraße 10 d, ein Teil des ehemaligen Versorgungsamtes.

  • Stelle im Haus an der Boltensternstraße gestrichen – Helfer empört

Köln-Riehl – Für die rund 200 Bewohner des Flüchtlingsheims Boltensternstraße 10 d, einem Flügel des alten Versorgungsamtes, und den vielen Integrationshelfern des „Runden Tischs Riehl“ war es ein schwer verdauliches „Osterei“: Seit Ostersonntag, 1. April, hat die Unterkunft keinen Hausmeister mehr, denn die Stelle wurde gestrichen. Beim Runden Tisch ist die Empörung groß: Seitdem habe sich vieles verschlechtert. Per Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker appellierte die Gruppe, die von Anfang an – seit März 2014 – die Heim-Bewohner begleitet, die Streichung zu revidieren. Nun legten sie einen Offenen Brief nach.

„Die Hausmeister waren zuständig für die Reinigung der Gemeinschafts-Sanitäranlagen“, betonen Christa und Walter Eumann sowie Claudia von Velsen. Da sie den ganzen Tag vor Ort waren, hätten sie bei Bedarf zwischendurch die WCs gesäubert. „Bei ungefähr 200 Bewohnern reicht ein täglicher Reinigungsdienst nicht aus. Man merkt den unangenehmen Geruch schon, wenn man nur an den Toiletten vorbeigeht.“

Für sechs Personen mit Hand waschen

Auch bedienten die Hausmeister die Waschmaschinen im Keller; allein dürfen Bewohner den Raum nicht betreten oder gar selbst waschen. „Heute am Morgen ist uns eine Familie mit kleinem Kind in der Bahn begegnet, mit großem Gepäck an Schmutzwäsche – auf dem Weg zu einem Waschsalon“, schildern die Helfer. Eine andere Bewohnerin wasche nun für sechs Personen per Hand.

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Eine dritte Funktion der Hausmeister: „Sie sind für die meisten Bewohner – besonders die Kinder – zu Respekts-Personen geworden. Einige Konflikte sind so sehr früh beigelegt worden.“ Die Ehrenamtler seien nicht in der Lage, die genannten Aufgaben zusätzlich zu leisten. Mit der Streichung spare man am falschen Ende. „Bitte tragen Sie dazu bei, dass das Leben der nach unserer Erfahrung in der Mehrzahl integrationswilligen und -fähigen Familien nicht erschwert wird.“

Die Verwaltung sicherte inzwischen zu, die Lage zu lindern.

„Für eine Übergangszeit soll ein Hausmeisterhelfer aus der benachbarten Unterkunft, Boltensternstraße 10 a, das Haus 10 d mit unterstützen“, teilte das Amt für Wohnungswesen mit. Die Waschraum-Aufsicht übernehme die Heimleitung; man wolle auch die Bewohner in die Maschinen-Bedienung einweisen und so stärker beteiligen. Ein Waschplan solle sichern, dass alle Bewohner waschen können. Auch fürs Putzen der Sanitärräume – neben der täglichen Reinigung durch eine Fachfirma – wolle man Bewohner aktivieren.

Generell nicht mehr eingesetzt

Generell setzten Stadt und Sozialbetreuer, hier das Rote Kreuz, in keinem Wohnheim mehr Hausmeisterhelfer ein. „Die Zahl der in der Boltensternstraße 10 d eingesetzten Hausmeisterhelfer wurde daher bereits im vorigen Jahr sukzessive reduziert und zum 1. April deren Einsatz vollständig beendet.“ Somit sei die Situation dort ab sofort genauso wie in anderen Wohnheimen. Lediglich in Notaufnahmen – die Neuankömmlinge aufnehmen, bevor sie einen festen Heimplatz bekommen – „werden, aufgrund der vielfältigen dortigen Zusatzaufgaben, Hausmeisterhelfer durch die Träger eingesetzt“.

Die Unterkunft Boltensternstraße 10 d sei bislang eine Ausnahme gewesen, da sie 2014 das erste neue Domizil im Zuge des Flüchtlings-Zustroms war. Inzwischen habe man die Standards stadtweit überarbeitet.

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