Erlaubt oder nicht?Streit um frei laufende Hunde in der Westhovener Aue

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In der Westhovener Aue gibt es Wiesen, auf denen Hunde frei laufen dürfen, und andere, wo das verboten ist. 

In der Westhovener Aue gibt es Wiesen, auf denen Hunde frei laufen dürfen, und andere, wo das verboten ist. 

  • Bürger fühlen sich durch Hunde-Leinenzwang zu Unrecht gemaßregelt – Stadt setzt auf mehr Akzeptanz durch bessere Beschilderung

Köln-Westhoven – Die einen beschweren sich, im Naturgebiet Westhovener Aue ließen manche Hundebesitzer ihre Vierbeiner ungehindert laufen und wildlebende Tiere hetzen, ohne dass Ordnungsbehörden einschritten. Die anderen beklagen, als Hundehalter sähen sie sich in eben diesem Gebiet zunehmend einer Verfolgung durch Mitarbeiter der Stadt ausgesetzt, zuweilen werde geradezu Jagd auf Hundebesitzer und ihre Tiere gemacht. Äußerst gegensätzlich sind die Zustandsbeschreibungen dessen, was Menschen erfahren, wenn sie die früher militärisch genutzten, weiten Grünflächen am Rhein nutzen.

„Die Einsätze arten in regelrechte Jagd aus, wo Menschen dann umstellt, gestellt und alle Fluchtwege blockiert werden“, äußert sich ein Leser und hat beobachtet, „dass sich Hundebesitzer über das Internet zusammenschließen und gegenseitig warnen, wenn die Ordnungshüter unterwegs sind“. Während die Mitarbeiter gegen Hundehalter energisch durchgriffen, vermisse er mit ebenso viel „Personal und Vehemenz regelmäßig durchgeführten Einsatz gegen Grillen, Lagerfeuer machen, Verunreinigungen und Vermüllung der Aue und des Rheinufers. Was sich alle Bürger wünschen.“

Ein anderer regelmäßiger Spaziergänger findet im Gegenteil, Hundehalter würden viel zu selten kontrolliert. Schon oft habe er mit ansehen müssen, wie Hunde Kaninchen oder Vögel aufstöberten. Weil manche Hundehalter sehr ungehalten auf die Bitte um Anleinen ihrer Tier reagierten, traue er sich nicht mehr, die Störer selbst auf das Naturschutzanliegen in diesem Bereich anzusprechen.

Die Schilderungen, die Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ an die Zeitung herangetragen haben, verdeutlichen: Das Mit- oder Nebeneinander von Menschen mit und ohne Hund kann schwierig sein. Das erfährt auch der Ordnungsdienst häufig bei Gesprächen mit den Leuten, die in der Natur Erholung suchen und von denen einige die Grenzen zwischen Hundefreilaufflächen und geschützter Landschaft nicht kennen und achten. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, erfolgen in der gesamten Aue, wie auch in anderen Kölner Naturschutzgebieten, regelmäßige Kontrollen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen natürlich ihr zu bestreifendes Gebiet und dabei auch die Brennpunkte“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung.

Gezieltere Kontrollen durch das Ordnungsamt

Seitdem der Ordnungsdienst bezirklich organisiert sei, erfolgten die Kontrollen noch gezielter. Eine damit einhergehende verstärkte Präsenz im Tag- und auch im Spätdienst führt damit zu häufigeren Kontrollen. Die Stadt verfolge damit vor allem das Ziel, dass die Nutzer der Erholungs- und Naturgebiete aufeinander und auf die Natur Rücksicht nehmen.

Was auf dem ehemaligen Gelände der belgischen Brasseur-Kaserne erlaubt ist und was nicht, wird Nutzern auf großen Schildern erklärt. Da ist zu lesen, dass Besucher der Erholungsflächen wegen möglicher Kampfmittelreste die Wege nicht verlassen sollten und dass Hunde „natürlich angeleint auf den Wegen bleiben“ müssen. Zudem wird hervorgehoben, es sei alles zu unterlassen, was die vielen wildlebenden Tiere in der Aue aufschrecken könnte.

Zweitgrößte Hundefreilaufzone in Köln

Eine ausgewiesene Hundefreilaufzone befindet sich ganz in der Nähe: Das mehr als 19 Hektar große Wiesengelände zwischen Weidenweg und der Kleingartenanlage In der Westhovener Aue ist die zweitgrößte Hundefreilaufzone in Köln. Hier können sich die Tiere austoben, ohne dass die Halter Kritik oder Ordnungsgelder fürchten müssten.

„Das Gebiet ist an Wochenenden so überlaufen, dass eher ängstliche Hunde dort nicht gern frei laufen“, sagt Hundehalter Helmut H. . Er ist der Meinung, auch auf den Wiesen im südlichen Teil der Aue könne er seinen Hund laufen lassen – das Tier höre gut und stöbere kein Wild auf. Das habe er Mitarbeitern des Ordnungsdienstes schon oft klarzumachen versucht und darum gebeten, „statt Rentnern mit älteren Hunden eher mal die durchtrainierten jungen Männer anzusprechen, deren Tiere schon auf Entfernung aggressiv wirken. Aber das trauen sich die städtischen Mitarbeiter wohl nicht.“

Keine Antwort von der Stadt

Helmut H. hat bei der Stadt schriftlich um ein klärendes Gespräch zwischen Hundehaltern und städtischen Ämtern gebeten, darauf aber wochenlang keine Antwort bekommen. Dazu sagt Lars Hering vom Presseamt der Stadt, bei Verstößen im konkreten Einzelfall beantworteten Mitarbeiter der Stadt solche Schreiben „nur im vorgesehenen Einspruchsverfahren“.

Sofern eine Anregung von einem anderen Amt bearbeitet werde (für die Hundefreilaufflächen sei nicht das Ordnungsamt verantwortlich, sondern das Grünflächenamt) informiere die Stadt den Beschwerdeführer auch darüber und leite die Anregung weiter. „Über die Sinnhaftigkeit bestehender Rechtsvorschriften entscheidet natürlich nicht das Ordnungsamt: Sofern es sich um Ortsrecht handelt, sind Lokalpolitiker die richtigen Ansprechpartner und darüber hinaus die Parlamente“, macht Hering deutlich.

Die Ordnungsdienstmitarbeiter schreiten dem Presseamt zufolge auch dann ein, wenn sie Verstöße gegen Bestimmungen zum Landschaftschutz beobachten, Menschen bei illegaler Müllentsorgung oder beim Lärmen ertappen. Oft fänden sich leider nur noch Hinterlassenschaften von Partys, Fischzügen oder Lagerfeuern, nicht aber die Verursacher. Spaziergängerin Mila S. sagt, sie trage nach fast jedem Wochenende Müll zusammen, den andere am Ufer hinterlassen haben. „Ich habe schon Ordnungsamtsmitarbeiter darauf angesprochen, abends auf Streife zu gehen, wenn da die Partys beginnen. Doch das geschieht eher selten.“

Während Hundehalter weiter auf klärende Gespräche mit der Stadt hoffen und einander ansonsten per Handy warnen, wenn Ordnungskräfte in der Aue unterwegs sind, setzt die Stadt auf mehr Akzeptanz durch bessere Beschilderung. Lars Hering zufolge soll auf die Kampfmittelunfallverhütungsverordnung (KUVO) künftig an allen Zugängen zur Westhovener Aue verwiesen werden.

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