Kölner Gründer120 junge Unternehmen geben Einblick in die Start-up-Szene

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Start-up NRW

Start-up (Symbolbild)

Köln – Start-ups aus der Region sind in der Mehrheit nicht älter als zwei Jahre, beschäftigen wenige Mitarbeiter und verkaufen ihre Produkte meist an Geschäftskunden. Diese Erkenntnisse basieren auf eigenen Angaben von 120 jungen Unternehmen, die sie auf der vom Digital Hub Cologne initiierten Gründer-Plattform colognebay.com gemacht haben. Auch wenn die aktuelle Untersuchung für Gründungen im Rheinland nicht repräsentativ ist, bietet sie einen der wenigen Einblicke in die Strukturen der regionalen Gründerszene.

IHK geht in Köln von 626 Start-ups aus

Die seltenen Erhebungen unterscheiden sich häufig bereits in der Definition des Begriffs „Start-up“. Die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) ging bei ihrer letzten Erhebung im Februar 2016 im Kölner Stadtgebiet von 626  und  im gesamten Bezirk von 236 weiteren digitalen Start-ups aus. Demzufolge sind dies Unternehmen, die drei Merkmale besitzen: Sie sind jünger als zehn Jahre, ihre Technologie oder ihr Geschäftsmodell gelten als innovativ und sie streben ein signifikantes Mitarbeiter- und Umsatzwachstum an.

Der Digital Hub Cologne definiert Start-ups ähnlich: „Das Unternehmen ist nicht älter als fünf Jahre, hat ein wachstumsorientiertes Geschäftsmodell und ist innovativ hinsichtlich Produkt, Technik oder Kultur.“ Auf der im Oktober des vergangenen Jahres gestarteten Plattform Colognebay können sich Start-ups aus der Region präsentieren, um ihre Sichtbarkeit und Attraktivität für Investoren zu erhöhen. 120 der jungen Unternehmen haben das inzwischen also getan, der überwiegende Teil von ihnen ist noch sehr jung: Ein gutes Drittel wurde erst in den vergangenen 18 Monaten gegründet, weitere 23 Prozent im Jahr 2016.

„Mittelstand von Morgen“

„Ein Teil der Start-ups von heute wird der Mittelstand von Morgen sein“, sagt Anna-Lena Kümpel, die das Projekt colognebay.com  für den Digital Hub Cologne betreut. Der Software-Entwickler Eyeo und Actineo, deutscher Markführer für die Digitalisierung und medizinische Einschätzung von Personenschäden, die in den vergangenen zehn Jahren in Köln gegründet wurden,  beschäftigten bereits jeweils mehr als 100 Mitarbeiter und seien auf dem besten Weg, sich zu langfristigen Akteuren der rheinischen digitalen Wirtschaft zu entwickeln. „Sie gehören heute schon zu den Hidden Champions der deutschen Start-up-Szene“, sagt Kümpel. So weit sind die Start-ups auf Colognebay noch nicht: Mehr als ein Drittel von ihnen beschäftigt drei bis sechs Mitarbeiter, ein Viertel stemmt das Geschäft alleine oder zu zweit.

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In der Befragung geben 20 Prozent der Start-ups an, Leistungen aus dem Bereich „Software as a Service“ anzubieten – dabei stellen sie Software-Anwendungen online zur Verfügung, die ihre Kunden gegen Zahlung einer Gebühr nutzen können. Ein Beispiel dafür ist etwa das 2015 gegründete Kölner Start-up Quiply Technologies, das die Kommunikation zwischen Arbeitgebern und mobilen Arbeitnehmern digitalisieren möchte.

 In der IT und Softwareentwicklung sind 15 Prozent tätig, acht Prozent fungieren als Beratungsunternehmen oder Agentur und sechs Prozent der jungen Unternehmen bieten einen Online-Marktplatz an oder sind anderweitig im E-Commerce-Geschäft aktiv. Jedes zehnte Unternehmen erachtet indes industrielle Technologien, Produktion und Hardware als Schwerpunkt seiner Arbeit. Fünf Prozent entwickeln Mobile und Web-Anwendungen.

Gründer konzentrieren sich auf Geschäftskunden

Zielgruppe der Kölner Start-ups sind der neuen Untersuchung zufolge insbesondere Geschäftskunden aus dem Mittelstand – auf 49 Prozent der Befragten trifft das zu. Ein Drittel konzentriert sich auf einen Mix aus Geschäfts- und Verbrauchergeschäft. Lediglich ein knappes Fünftel der Start-ups richtet sich mit seinen Geschäftsmodellen ausschließlich an Verbraucher als zentrale Umsatzquelle.

Das überrascht kaum: So sei der Endkundengeschäft sehr kapitalintensiv, da viel Geld ins Marketing fließen müsse, sagt Kümpel. „Viele Start-ups schwenken deshalb im Laufe der ersten zwölf Monate um und suchen nach Möglichkeiten, ihren Service für Geschäftskunden anzubieten.“ Der Vertrieb gestalte sich hier wesentlich günstiger und die Erträge seien in der Regel höher. Diese B2B-Start-ups (Business-to-Business) würden sich „meist schneller selbst tragen und weniger Geld verbrennen“, so Kümpel.

„Die Region Köln darf auf ihr Start-up-Ökosystem stolz sein", meint André Panné, Geschäftsführer des Digital Hub Cologne. „Gerade Mittelständler und Großunternehmen vertrauen auf die Leistung der kleinen, aber anpassungsfähigen Gründungen. Sie überzeugen durch ihre technologische und damit innovative Kompetenz, die für die Geschäftskunden eine oft sinnvolle und logische Ergänzung zu ihren etablierten Geschäftsmodellen bildet."

Alle Ergebnisse gibt es unter colognebay.com/Monitor.

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