Brandstiftung nicht ausgeschlossenLeverkusener trauert um seine Bienenvölker

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Konrad Kappek steht in den Trümmern seines ehemals großen Bienenstands. Darin verbrannten 500.000 Tiere.

Konrad Kappek steht in den Trümmern seines ehemals großen Bienenstands. Darin verbrannten 500.000 Tiere.

Leverkusen – „Die Bienen waren mein Leben“, sagt Konrad Kappek und blickt mit feuchten Augen zu Boden. Dabei wagt er es kaum, auf die verkohlten Reste seines großen Bienenstands zu schauen, der vor ein paar Tagen lichterloh in Flammen gestanden hat, „wissen Sie, ich fühle mich wie nach der Beerdigung eines guten Freunds“.

Zehn Bienenvölker, das sind 500.000 Individuen, kiloweise Wachs, Honig und Gegenstände seiner Imkerei verbrannten an dem Dienstagnachmittag, als das Bienenhaus um etwa 13 Uhr unter unklaren Umständen im hinteren Teil des Gartens in Flammen aufging.

Seit der Kindheit fasziniert

Der Imkermeister ist seit seiner Kindheit von den emsigen und für die Menschheit überlebenswichtigen Insekten fasziniert. Im Alter von neun Jahren begann seine Leidenschaft. Von seinem Hobby kann er auch heute mit 84 Jahren nicht lassen. Aber mittlerweile eher beratend, die tägliche körperliche Arbeit an den Bienenstöcken machen inzwischen junge Kollegen für ihn. „Ich bin auf andere Imker angewiesen“, sagt er. In der Imker-Szene ist Kappek so etwas wie der Dorfälteste. Weit über 40 Jahre lang hat der gebürtige Schlesier Vorträge gehalten, in Schulen, in Kindergärten, im Wildpark oder im Neulandpark über Bienen und die Imkerei gesprochen. Und er hat immer Nachwuchs-Imker in Leverkusen ausgebildet, von denen ihm heute einige helfen.

Das Feuer, dessen Hitze wahrscheinlich auch eine große Kiefer abgetötet hat, hatte die Feuerwehr schnell gelöscht. Anschließend kamen zwei Brandermittlerinnen. Nach wie vor ist die Ursache unklar – und so wird es wohl auch bleiben. Eine Selbstentzündung wäre ein äußerst seltenes Ereignis, aber die Polizei hält sie für wahrscheinlich: man habe Gläser gefunden, die möglicherweise wie Brenngläser gewirkt hätten – an dem Nachmittag schien die Sonne, es war 27 Grad heiß. Einen technischen Defekt schließt die Polizei nicht aus, ebenso nicht eine vorsätzliche Tat.

Es gibt regelrechte Bienenhasser

Brandstiftung wäre gar nicht mal so abwegig, denn es gibt regelrechte Bienenhasser. Davon kann Kappek aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Imker berichten. Einmal, erinnert er sich sehr genau, stießen unbekannte Täter in Schlebusch elf Bienenstöcke um. Damals wurden viele der dort aufgestellten 22 Bienenvölker vernichtet. Nicht der Sturz macht den Tieren zu schaffen, aber in den Bienenkästen verkleben Bienen, Wachs, Brut und Honig zu einer tödlichen Masse. Ein anderes Mal geschah das gleiche in Opladen. Zum Zeitpunkt, als die Stöcke brannten, herrschte äußerst reger Bienen-Flugverkehr.

Als Kappek noch fit war, fuhr er als Wanderimker bis in den Schwarzwald. An einigen Stöcken, die er und ein Kollege in der Eifel stehen hatten, verschloss ein Bienenfeind in der Nacht mehrere Einfluglöcher. Eingesperrte Bienenvölker heizen sich unweigerlich auf, weil die Bienen sich anstrengen und zur Kühlung Luft mit ihren Flügeln fächeln. Bei 42 Grad stirbt das Volk, es verbraust, sagt der Imker.

Wespen nicht von Bienen unterscheiden

Was Leute an den friedlichen Tieren stört? Man kann es nur erahnen: vielleicht sind sie beim Nachmittagskaffee genervt, Angst vor Stichen haben nicht immer nur Allergiker. Manche haben ganz andere Probleme mit Bienen: In der Redaktion meldeten sich vor Jahren Leute, die sich über Bienenkot auf ihren Autos und Dachfenstern beschweren wollten. Andere können Wespen nicht von Bienen unterscheiden. Auch an dem jetzt verbrannten Bienenstand hat es schon Anzeichen von Vandalismus gegeben. Die dicke Glasscheibe einer sonnenbeheizten Bienenwachs-Schmelze wurde im vergangenen Jahr eingeworfen.

Nach dem Brand, sagt Kappek, habe er tagelang fast gar nicht gesprochen und nicht schlafen können. Er ist unentschieden, ob er Anzeige gegen unbekannt erstatten wird, aber ein Bienenvolk steht schon wieder zwischen all dem verkohlten Holz und den verbogenen Metallteilen, ein Kollege hat ihm etwas von seiner Brut gegeben. „Ich gebe nicht auf, ich habe den Krieg und eine Flucht mitmachen müssen“, sagt der 84-Jährige.

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