TagebauReparaturarbeiten am Monsterbagger dauern vier Wochen

Lesezeit 3 Minuten
Mehr als fünf Tonnen schwer sind allein die Stahlseile.

Mehr als fünf Tonnen schwer sind allein die Stahlseile.

Elsdorf/Hambach – Ohne den 300- Tonnen-Schwerlastkran aus Duisburg lief in den vergangenen drei Wochen gar nichts auf dem Instandsetzungsplatz mitten im Kohleflöz des Tagebaus Hambach. Kein Wunder, denn das Gerät, das hier repariert wird, ist der Bagger 289. Er gilt als die größte mobile Erdbaumaschine der Welt. Im Tagebau Hambach ist der Bagger 289 „das Kohlegerät“, vornehmlich schaufelt er sich dort durch das Kohleflöz, während andere seiner Größe den Erdraum darüber wegschaufeln. Es ist ein Bagger der 240000er-Klasse. So viel Kubikmeter Erdraum oder Tonnen Kohle fördere er nämlich täglich, eine Menge, die das Rhein-Energie-Stadion vom Rasen bis unter das Dach füllen würde, sagt Frank Pachursky, der Leiter der Instandsetzung. Im Jahr seien es 39 Millionen Tonnen Kohle.

Böcke und schwere Kräne kommen zum Einsatz, um die Abspannseile für die Zeitdauer der Reparatur zu entlasten.

Böcke und schwere Kräne kommen zum Einsatz, um die Abspannseile für die Zeitdauer der Reparatur zu entlasten.

Am Donnerstag zeigte sich der Bagger allerdings als zahnloser Riese. Unter dem unbestückten Schaufelrad zeigten sich die Schaufelräder in der Braunkohle in säuberlicher Reihe, teils mit in der Sonne glänzendem Stahl, überall dort, wo sie ausgebessert worden sind. Alle fünf bis sechs Jahre kommt so ein Riese in die Instandsetzung. Allerdings sei nach dem Wechsel des Schaufelrades im Jahr 2012 diesmal wieder eine größere Reparatur am 40 Jahre alten Schaufelradbagger fällig geworden, sagt Pachursky. Vier von acht sogenannten Abspannseilen, die an dem vorderen Pylon den 1400 Tonnen schweren Ausleger mit dem Schaufelrad halten, seien bedenklich verrostet gewesen, und das trotz des Korrosionsanstrichs, der durch die Witterung und mechanische Belastung von feinen Haarrissen durchsetzt gewesen sei.

Stahlgerüst in 70 Metern Höhe

Es sind vier Stahlseile von 43 Metern Länge und 100 Millimetern Durchmesser, jedes selbst schwerer als fünf Tonnen, die die Arbeiter in den letzten vier Wochen haben wechseln müssen, und das auf einem eigens für den Zweck konstruierten Stahlgerüst in 70 Metern Höhe, zu erreichen nur über den „Mannkorb“. „Den nächsten Handgriff und was man dazu alles braucht, überlegt man sich vorher dreimal. Denn alles muss mit dem Schwerlastkran hoch gebracht werden.

Alles zum Thema RWE

Eine Herausforderung meisterte Ingenieur Tobias Hempler.

Eine Herausforderung meisterte Ingenieur Tobias Hempler.

Eine liegen gelassene Schraube könnte beim Herabfallen zum tödlichen Geschoss werden“, schildert Tobias Hempler ein junger Maschinenbauingenieur, der seit September im Trainee-Team der Bergbauingenieure mitarbeitet. Er war verantwortlich für die Planung und Durchführung der Reparatur an den Seilen. Eine Reparatur, die Pachursky als „technologische Herausforderung“ bezeichnet.

500 Kilogramm schwere Bolzen

Ohne Schwerlastkran sei nichts gelaufen, schon „einfache Ersatzteile“ wie massive, stählerne Bolzen mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern und einem Meter Länge zur Sicherung der Seile in ihren Befestigungen wiegen bereits 500 Kilogramm, schildert Hempler. Darüber hinaus hätten zwei Kräne die Last der Seile abfangen müssen, bevor sie gekappt werden konnten. An einem festgebackenen Bolzen habe man fast drei Stunden ununterbrochen mit der zwei Meter langen Sauerstofflanze, ein überdimensionaler Schneidbrenner, schneiden müssen, in anderen Fällen habe das Kappen der Seile gereicht, um sie auszutauschen.

Ihren luftigen Arbeitsplatz erreichten die Arbeiter in der Gondel schwebend.

Ihren luftigen Arbeitsplatz erreichten die Arbeiter in der Gondel schwebend.

Auch das Montieren der Seile in den gelochten Gabeln der stählernen Halterungen, sei eine Herausforderung gewesen. In flüssigem Stickstoff habe man die Bolzen, gefertigt in geringer Übergröße, geschrumpft, bei Ausdehnung säßen sie jetzt bombenfest.

40000 Euro zahlt der Bergbaubetreiber allein für eines der Seile, weiß Hempler. Sechs Millionen Euro koste die vierwöchige Instandsetzung mit Korrosionsschutz, Überholung der Hubwindensysteme, Fahrwerke, Förderbänder und Antriebe insgesamt, sagt Pachursky. Den Neubau eines 240000er schätzt Pachursky auf 130 Millionen Euro.

Die überholten Schaufeln warten noch auf Montage, der Kohlebagger soll nach Pfingsten wieder in Betrieb gehen.

Die überholten Schaufeln warten noch auf Montage, der Kohlebagger soll nach Pfingsten wieder in Betrieb gehen.

Auf Kohle brauchten die Kraftwerke nicht zu verzichten, ein Bagger gleicher Klasse, der sonst Abraum wegholt, hat ihn ersetzt. Kurz nach Pfingsten soll Bagger 289 wieder in Betrieb gehen.

KStA abonnieren