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Neustart bei InklusionNRW-Schulministerin Gebauer will Qualitätsstandards vorgeben

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Zu große Klassen, zu wenig sonderpädagogische Begleitung: Schüler der Kölner Gesamtschule Holweide tragen bei einer Demo die Inklusion zu Grabe

Zu große Klassen, zu wenig sonderpädagogische Begleitung: Schüler der Kölner Gesamtschule Holweide tragen bei einer Demo die Inklusion zu Grabe

Düsseldorf/Köln – Nordrhein-Westfalen will beim gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung neue Wege gehen. Die Landesregierung werde den Schulträgern in Kürze verbindliche Qualitätsstandards für die sogenannte Inklusion vorgeben, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag in Düsseldorf. „Wir werden die Inklusion umsteuern und dazu gehören auch Qualitätsstandards.“ Noch vor der Sommerpause werde die Regierung Eckpunkte zur Neuausrichtung vorlegen.

Die künftigen Standards sollen unter anderem die Klassengrößen und die Anzahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf pro Klasse regeln sowie den Personalschlüssel. Zugleich sollen die Vorgaben für die Mindestgrößen von Förderschulen neu geregelt werden.

Bisher keine Standards vorgegeben

Die rot-grüne Vorgängerregierung hatte keine Qualitäts- und Personalstandards für inklusiven Unterricht vorgegeben. Behinderten- und Kommunalverbände hatten das kritisiert. Nach dem sogenannten Konnexitätsprinzip ist die staatliche Ebene, die neue Verpflichtungen vorgibt, auch für deren Finanzierung zuständig.

Inzwischen lernen in NRW mehr als 40 Prozent aller Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen. Sie gehe nicht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetze, sagte Gebauer. „Ich rechne eher damit, dass sich die Zahlen auf dem gegenwärtigen Niveau einpendeln werden.“ Der Weg des gemeinsamen Lernens von Kindern mit und ohne Handicap werde zwar fortgesetzt. „Aber es ist ebenso festzustellen, dass sich viele Eltern zum Wohl ihres Kindes für eine Förderschule entscheiden.“

Laut der jüngsten Lehrerbedarfsprognose fehlen in NRW in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 1000 ausgebildete Sonderpädagogen. Mit einer kürzlich gestarteten Kampagne wirbt das Schulministerium gezielt für den Lehrerberuf.

Lehrer: Vorhaben noch nebulös

Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW begrüßte zwar die Ankündigung der Ministerin, kritisierte aber, deren Vorstellungen blieben noch „nebulös“. Die Regelschulen benötigten dringend derartige Qualitätsstandards, sie müssten „ausgestattet sein wie Förderschulen“, forderte die GEW-Vorsitzende Dorothea Schäfer im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Klassen mit Inklusionsschülern sollten mit maximal 20 Schülern deutlich kleiner sein als reguläre Klassen. Zudem müsse neben dem Lehrer „im Prinzip“ immer ein Sonderpädagoge beim Unterricht dabei sein. Beide könnten dann gemeinsam über den Förderbedarf auch der anderen Schüler entscheiden. Es genüge nicht, wenn der Sonderpädagoge „nur ab und zu mal vorbeischaut“.

Schäfer äußerte die „klare Erwartung, dass die Qualitätsstandards für alle Schulformen eingeführt werden“. Sie müssten auch für Grundschulen gelten. Bisher sei immer nur von weiterführenden Schulen die Rede. (dpa, wow)

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