UmgestaltungKölner Politiker reagieren bestürzt auf Denkmal-Pläne für Ebertplatz

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Denkmalpfleger sehen den Ebertplatz als hervorragendes Beispiel der Architektur der 1970er Jahre.

Denkmalpfleger sehen den Ebertplatz als hervorragendes Beispiel der Architektur der 1970er Jahre.

Innenstadt – Sollte das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland zum Schluss kommen, dass der Ebertplatz unter Denkmalschutz gestellt wird, wären die Auswirkungen erheblich. Sämtliche Veränderungen müssten dann mit der Denkmalpflege abgestimmt werden.

Das würde die vom Stadtrat und der Verwaltung geplante Neugestaltung des Platzes deutlich erschweren oder sogar unmöglich machen. Entsprechend bestürzt reagierten am Montag Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die meisten Ratspolitiker auf einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Denkmal-Prüfung der Behörde.

Die Prüfung läuft schon

Das LVR-Amt für Denkmalpflege fungiert als Obere Denkmalbehörde im Rheinland. Zwei Mitarbeiter der Behörde prüfen zurzeit, ob der Ebertplatz unter Denkmalschutz gestellt wird. Sollte das Ergebnis ihrer Expertise positiv ausfallen, werden sie sich an Stadtkonservator Thomas Werner wenden, dessen Amt die Rolle der Unteren Denkmalbehörde übernimmt. Werner müsste den Ebertplatz dann entweder direkt als Denkmal eintragen oder die fachliche Bewertung der LVR-Kollegen anzweifeln. Das würde allerdings bedeuten, dass auch er eine wissenschaftliche Expertise anfertigen lassen müsste. Sollte diese negativ ausfallen, könnte er das Urteil der LVR-Kollegen kippen. Anderenfalls wäre der Weg zum Denkmal jedoch unumgänglich. (att)

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Henriette Reker: „Vorschlag unangemessen“

„Persönlich hält die Oberbürgermeisterin den Vorschlag für nicht angemessen, hat aber den Stadtkonservator beauftragt, sich mit der Angelegenheit zu befassen“, sagte Stadtsprecher Alexander Vogel. Der Denkmalschutz sei ein hohes Gut und daher solle besonders verantwortungsvoll mit diesem Instrument umgegangen werden. Sonst verliere es an Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Er wies darauf hin, dass seit Jahren eine grundlegende städtebauliche Neugestaltung von Anwohnern, der Fachwelt und auch den Sicherheitskräften gefordert werde, auch damit der Platz wieder mehr Aufenthaltsqualität bekommen könne. „Denn die vorhandenen Verkehrsräume und ihre Gestaltung haben der negativen Entwicklung des Platzes zumindest nicht entgegenwirken können“, so Vogel.

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„Der Denkmalschutz muss für die Menschen da sein“, sagte SPD-Fraktionschef Martin Börschel. Der Ebertplatz habe sich in den vergangenen Jahren zu einem Ort entwickelt, an dem sich viele Kölner nicht mehr wohl fühlen würden oder Angst hätten. „Auch darum muss der Platz dringend umgestaltet und wieder lebenswert gemacht werden“, so Börschel. Stadtdirektor Stephan Keller dürfe die Denkmalschutz-Debatte jetzt nicht dafür nutzen, das Umbauprojekt schleifen zu lassen. Er habe zugesichert, dass der Umbau in drei Jahren beginnen werde – daran müsse er unbedingt festhalten.

Planungen zügig vorantreiben

„Die Architektur am Ebertplatz ist meines Erachtens gescheitert, weil sie sich gegen die Menschen richtet“, sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Anstatt diesen Fehler zu konservieren, sollten wir alles dafür tun, den Platz aufzuwerten und den Menschen zurückzugeben.“ Er sei entsetzt darüber, wie weit sich einige Akteure von den Menschen, den Überlegungen und Debatten der letzten Zeit und von den Ideen Alberts Speers im Masterplan entfernt hätten, der eine Umgestaltung des Platzes vorsieht.

„Wir haben das Ziel, den Platz höher zu legen und die früheren Wegebeziehungen zwischen Eigelstein und Neusser Straße wiederherzustellen“, sagte Grünen-Fraktionschefin Kirsten Jahn. Es sei wichtig, die Planungen zügig voranzutreiben, der Denkmalschutz dürfe das nicht verhindern. Jahn regte an, den Ebertplatz stattdessen fotografisch und filmisch für die Nachwelt zu erhalten.

„Eine Neugestaltung würde dem Ebertplatz gut tun, aber es wäre auch denkbar, den Platz zu erhalten und wieder lebendiger zu machen“, sagte Linken-Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein. Die Stadt müsse lernen, mit der Architektur der 1960er und 1970er Jahre umzugehen. „Das alles einfach nur hässlich zu finden, ist ein sehr subjektiver Eindruck“, so Weisenstein.

„Gute Beispiele für Architektur sollten erhalten bleiben, aber wenn etwas gescheitert ist, dann sollte es auch verbessert werden“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Die Neugestaltung lasse schon zu lange auf sich warten. „Es wird nichts schnell entschieden, und dann passiert eben so etwas wie jetzt mit dem Denkmalschutz.“

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