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Projekt in WeidenpeschSchock für die Nachbarn

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Gewerbebetriebe, aber auch Wohnhäuser mit Garten prägen das Bild an der Stichstraße. Hier sind rund 330 Wohnungen geplant.

Gewerbebetriebe, aber auch Wohnhäuser mit Garten prägen das Bild an der Stichstraße. Hier sind rund 330 Wohnungen geplant.

  • Am Simonskaul soll eine Siedlung mit rund 330 Wohneinheiten entstehen – Mancher Pächter braucht dann eine Ausweichfläche

Weidenpesch – Dass die Bewohner der Siedlung am Simonskaul in Aufruhr sind, wäre fast noch untertrieben. Den Gewerbetreibenden sowie Familien, die sich im Grünen, längs der kleinen unasphaltierten Stichstraße, niedergelassen haben, sitzt die Angst im Nacken. Denn sie sollen, völlig unerwartet, einem Wohnungsbauprojekt Platz machen.

Auf dem derzeit locker bebauten Areal von rund dreieinhalb Hektar Größe, mit mehreren Baufirmen, einem Autohändler sowie einem alten Fahr-Übungsparcours sowie einzelnen Wohnhäusern mit Garten, plant der Investor, die Bonava (ehemals NCC Deutschland) eine Siedlung mit rund 330 Wohnungen (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Wie die Nachbarn betonen, habe man bis dahin von gar nichts gewusst. Man habe von alledem aus der Zeitung erfahren. So war in der Bezirksvertretung Nippes die Aufregung groß: Rund 20 Anlieger waren in den Sitzungssaal gekommen. „Wir wissen nicht, was da geplant ist; uns dreht sich der Magen um“, ergriff einer der Anwohner das Wort.

Es sei für viele Bewohner und Unternehmer eine sehr schwierige Situation; man brauche binnen relativ kurzer Zeit neuen Wohnraum oder Ausweichflächen. „Wir müssen eine Lösung finden, wie es weitergeht, dazu brauchen wir die Unterstützung der Stadt.“

Die Bezirksvertreter sprangen den Bürgern zur Seite. Bei einem Beschluss des betreffenden Bebauungsplans hätte der Stadtentwicklungsausschuss noch bis Ende Juni final entscheiden können. Doch angesichts der Umstände stellten die Nippeser Politiker einen Beschluss zurück. Man wolle sich erst mit den Beteiligten treffen. „Wie kann es sein, dass nicht mit denen gesprochen wird, um die es geht?“ fragte SPD-Fraktionschef Horst Baumann ungläubig. „Wir sollen also heute über das Schicksal vieler Leute entscheiden. Das werden wir nicht tun.“ Auch Biber Happe (FDP) äußerte sein Missfallen. „Es wirkt für uns wie ein Überfall, so schnell beschließen zu sollen.“ „Auch wir waren überrascht; wir brauchen ganz dringend Informationen“, so Anke Mönnink (Grüne). Johannes Winz (CDU) plädierte dafür, die Beteiligten an einen Tisch zu bringen, wenn das Projekt selbst auch für den Wohnungsbau zu begrüßen sei. Einen solchen Gesprächstermin gibt es unterdessen – er ist für Anfang Juni geplant.

Der Stadtplaner Dieter Beele, der für die Bonava ein Vorkonzept des Projekts erstellt hat, erläuterte auf der Sitzung die Hintergründe ein wenig. „Es handelt sich teils um Grundstücke im städtischen, teils im privaten Eigentum. Die Bonava hat mit dem Vor-Eigentümer schon einen Kaufvertrag abgeschlossen, für die städtischen Areale haben wir ein Erst-Andienungsrecht“, führte er aus. „Bestehende Miet- und Pachtverhältnisse sind natürlich zu beachten. Über die vorhandene Bausubstanz wird zu sprechen sein, wenn das Projekt konkret wird.“ Auch die Bonava selbst versicherte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, behutsam vorzugehen. „Wir sind noch in einem sehr, sehr frühen Stadium der Planung und haben die Entwürfe ausschließlich als erste grobe Diskussionsgrundlage für die Gespräche mit den Stadtgremien anfertigen lassen“, erläuterte Sprecher Christian Köhn. Man wolle mit den Pächtern, Stadt-Vertretern und dem Voreigentümer über Übergangsfristen und Alternativen reden, bevor Gebäude abgebrochen werden. „Klar ist, dass die Pächter einen großzügigen Puffer für den Umzug erhalten.“ Dafür sei in der frühen Projektphase aber noch genug Zeit.

Eine genaue Stellungnahme zur Frage, ob Anwohner bei vergleichbaren Verfahren, an denen die Stadt beteiligt ist, früher benachrichtigt werden müssten, war von der Verwaltung nicht zu erhalten.

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