Tradition seit 179730 Wipperfürther pilgern 120 Kilometer nach Nievenheim und zurück

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Die Nievenheim-Wallfahrer auf der Höhe von Lamsfuß. Vier Tage lang brauchen die Pilger für den Fußmarsch hin und zurück.

Die Nievenheim-Wallfahrer auf der Höhe von Lamsfuß. Vier Tage lang brauchen die Pilger für den Fußmarsch hin und zurück.

Wipperfürth – Zur Fortsetzung einer jahrhundertealten Tradition sind am Dienstagmorgen 30 Gläubige zum Fußmarsch in den Dormagener Stadtteil Nievenheim aufgebrochen. Die Männer und Frauen wandeln auf den Spuren einer Pilgerreise, die seit dem Jahr 1794 regelmäßig zu Fronleichnam stattfindet.

Nach einer Andacht in St. Nikolaus zog die Gruppe über Stock und Stein nach Lamsfuß, wo gefrühstückt wurde.

Tradition seit dem Jahr 1797

Die erste Etappe der insgesamt gut 120 Kilometer langen Wanderung führt bis nach Odenthal. Nach der Übernachtung im Haus Altenberg wollen die Pilger heute den Rhein überqueren und am Abend die Kirche St. Pankratius in Nievenheim erreichen, wo sie von der Kirchengemeinde um Pastor Klaus Koltermann empfangen werden. Am Donnerstag und Freitag treten die Wipperfürther den Rückmarsch an.

Die Teilnehmer der 225. Pilgerwanderung stammen überwiegend aus der Innenstadt, den Wipperfürther Kirchdörfern und auch aus Kierspe. Alle Altersgruppen sind vertreten. „Manche begleiten uns nur einige Kilometer oder eine Etappe weit, andere wandern die gesamte Strecke“, berichtete Heidi Taylor, Organisatorin des diesjährigen Marsches, während der kurzen Rast in Lamsfuß.

Vorweg kündigt eine historische rote Fahne die Gruppe an. Die schwerste Aufgabe im Feld hat Dieter Johnen übernommen, der sich das mannshohe Holzkreuz inklusive Jesusfigur bei drückenden Temperaturen auf die Schultern lud. Handys sind während der Wanderung verboten.

St. Pankratius in Nievenheim bei Dormagen ist das Ziel der Wallfahrer aus Wipperfürth.

St. Pankratius in Nievenheim bei Dormagen ist das Ziel der Wallfahrer aus Wipperfürth.

Was genau die Hansestadt und den Ort am Niederrhein verbindet, erklärte Pilger Friedel Förster. So beherbergt die Pankratius-Kirche am Niederrhein eine Salvatorskulptur aus der Zeit um 1300. Laut Kirchenhistorikern stand diese einst in der Duisburger Salvatorkirche. Als die Duisburger um 1550 allerdings den reformierten Glauben annahmen, wollte man die Figur in den Kölner Dom schaffen. Aus unklaren Gründen kam sie dort aber nie an, sondern blieb im katholischen Nievenheim.

Viele Jahre später tobte im Rheinland die Pest – nur in Nievenheim nicht. Die dortigen Bürger machten dafür den Göttlichen Salvator verantwortlich, der sie beschütze. Dieser Umstand sprach sich bis nach Wipperfürth herum. Die hiesigen Menschen gelobten eine Wallfahrt zu Ehren des Salvators, um von der todbringenden Krankheit verschont zu bleiben. Zu Fronleichnam 1794 startete so der erste Tross gen Westen.

Den Aufzeichnungen nach sei die Prozession seither regelmäßig durchgeführt worden, berichtete Friedel Förster. Selbst während der Weltkriegsjahre hätten Gläubige aus Wipperfürth den Marsch über den Rhein und weiter nach Nievenheim angetreten. Dann allerdings regelmäßig als Einzelgänger, um weniger aufzufallen.

Die Rückkehr der Nievenheim-Wallfahrer nach Wipperfürth wird mit einem Dankgottesdienst in St. Nikolaus gefeiert: Am Samstag, 2. Juni, ab 18 Uhr. Im Anschluss sind alle Pilger – auch Teilnehmer der früheren Wallfahrten – in den Anbau der Penne am Marktplatz eingeladen.

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