Abo

Weniger AnmeldezahlenBocklemünder Grundschule drängt auf konkrete Aussage zu Neubau

Lesezeit 3 Minuten
In den Sommerferien 2017 rückte das Umzugskommando an.

In den Sommerferien 2017 rückte das Umzugskommando an.

  • Bocklemünder Grundschule bezog Notquartier in Vogelsang – Rückkehr ungewiss

Köln-Bocklemünd/Mengenich – Durch eine Infrastrukturmaßnahme wurde ein Teil der Bevölkerung auf Anordnung der Behörden verlagert. Das hatte zur Folge, dass ihnen der Zugang zur Bildung erschwert wird. Was sich wie der Beginn einer Nachricht anhört, deren Ursprung man eher in China vermutet, ist – so ähnlich – Kölner Realität.

Ein Jahr ist es her, dass die Gemeinschaftsgrundschule Kunterbunt ihr Gebäude am Schumacherring räumen musste. Die Schule wurde von Bocklemünd-Mengenich nach Vogelsang ausgelagert. Der Grund dafür ist der Bau einer Straßenbahnstrecke und einer Haltestelle für die Stadtbahnlinie 3, die beide dicht am Schulgrundstück liegen. Sogar ein Gebäude musste dafür abgebrochen werden. Weil Baulärm und Erschütterungen keinen Unterricht zulassen, stimmte die Schulkonferenz dem Vorschlag zu, vorübergehend nach Vogelsang auszuweichen.

Weil sich im Verlauf des ersten Schuljahres am neuen Standort außer einem spürbaren Rückgang der Anmeldezahlen nichts tat, schlugen Schulleitung, Eltern und Schüler jetzt Alarm. Den Rahmen für ihren Protest bildete das Stadtteilfest in der Fußgängerzone Görlinger-Zentrum. Das Bühnenprogramm wurde von der AG „Arsch huh“ bestritten, die auf ihrer Veedelstour 2018 in Bocklemünd Station machte.

„Brauchen konkrete Aussage“

„Wir möchten niemanden an den Pranger stellen. Aber wir brauchen eine konkrete Aussage, wann eine neue Schule in Bocklemünd gebaut wird und wann sie fertig ist“, sagt Schulleiterin Uschi Brockerhoff. Das sei sie den Eltern schuldig. Eine Rückkehr in das verlassene Gebäude nach der voraussichtlichen Fertigstellung der Stadtbahnverlängerung Ende des Jahres scheide aus. Das rund 50 Jahre alte Gebäude weise zu viele Mängel auf. „Was meinen Sie, wie viele Wasserrohrbrüche wir in den letzten Jahren hatten“, berichtet die Pädagogin. Ob sich jedoch eine Sanierung überhaupt lohnt oder ein Neubau besser wäre, wurde noch nicht geprüft. Fraglich ist ohnehin ein Neubau an derselben Stelle. Gleich nebenan befindet sich die Max-Ernst-Gesamtschule, die wegen der großen Nachfrage nach Gesamtschulplätzen erweitert werden müsste. Hierfür könnte das nicht genutzte Grundschul-Areal und unter Umständen auch dessen Gebäude Optionen bieten.

Im Amt für Schulentwicklung genieße der Schulbau in Bocklemünd höchste Priorität und auch die Politiker seien auf Seiten der Schüler und der Eltern: „Ihr habt viele Bündnispartner“, beschwichtigte Bezirksbürgermeister Josef Wirges die Protestierenden, als er auf der Bühne in der Fußgängerzone um eine Stellungnahme gebeten wurde. Er sah „Probleme“ bei der städtischen Gebäudewirtschaft.

Birgit Ackerknecht und Özlem Toktas von der Schulpflegschaft blieben skeptisch: „Wir Eltern sind total verunsichert. Es geht auch der Zusammenhalt verloren, weil sich Eltern nicht wie früher am Schulgebäude begegnen.“ Der stellvertretende Schulleiter Jan Hallensleben befürchtet, dass die Schule Kunterbunt mit der Zeit aus dem Bewusstsein rücken könnte, je länger sie nicht in Bocklemünd präsent sei.

Die rückläufige Zahl der neu angemeldeten Schüler scheint das zu bestätigen. Viele Eltern haben sich schon nach Alternativen umgeschaut. Wer konnte, meldete sein Kind entweder an der Katholischen Grundschule Mengenicher Straße oder an der Pescher Erich-Ohser-Grundschule in der Schulstraße an.

KStA abonnieren