Repair-Café in Köln-PorzGeräte-Retter mit Talent und Umweltbewusstsein

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Volker Räder und Klaus Reiners (l.) erforschen das Problem am Drucker, Sebastian Stein hat Spaß daran, defekte Geräte mit wenigen Handgriffen zu reparieren

Porz-Grengel –  „Es wird viel zu viel weggeschmissen“, darüber sind sich die Besucher beim Repair-Café im Jugend- und Gemeinschaftszentrum Grengel einig. Dinge wieder instand zu setzen statt die Müllberge zu erhöhen ist die Motivation der geschickten Männer und Frauen, die hier ihre Hilfe anbieten. „Viele Dinge lassen sich ganz einfach und günstig reparieren“, sagt Dagmar Langel.

Sie hat das Porzer Repair-Café als einen der ersten Reparaturtreffs in Deutschland vor sechs Jahren gegründet. Seitdem kümmert sich ein fester Stamm aus Ehrenamtlichen, meist ausgebildete Handwerker, um die reparaturbedürftigen Geräte der Porzer. Besonders viele Besucher kommen mit Nähmaschinen, Druckern und Computern zum Café. „Wir können mindestens 60 bis 70 Prozent der Dinge reparieren“, sagt Langel. Bevor etwas weggeworfen werden soll, lohne es sich also, vorher im Repair-Café vorbeizuschauen.

Die niedrigen Preise vieler Elektrogeräte führt Dagmar Langel als Grund für leichtfertiges Wegwerfen beim kleinsten Defekt an. „Dabei sollen die Menschen einmal überlegen, woher die Rohstoffe für die billigen Geräte kommen und wo diese hergestellt werden“, gibt sie zu bedenken. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und einen Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft zu bieten, werden in den Repair-Café alle Geräte kostenlos repariert. Gerade bei Nähmaschinen fehle oft nur eine Portion Schmieröl oder ein Ersatzteil für wenige Cents.

Mit einem Problemfall ist an diesem Tag Klaus Reiners ins Repair-Café gekommen – sein Drucker zieht das Papier nicht mehr richtig ein. Mit Techniker Volker Römer sucht er nach der Ursache für das Problem. Römer gehört bereits seit gut fünf Jahren zum festen Stab des Cafés. Der gelernte Schiffbauer beschäftigt sich schon seit den 70er Jahren mit EDV und hat damals angefangen, selbst Computer zusammenzubauen. „Seitdem habe ich eine Leidenschaft für das Reparieren“, sagt er.

Am Tisch nebenan arbeiten Matthias Engels und Sebastian Stein an einer kleinen Stereoanlage. „Die gehört einer älteren Dame in meiner Nachbarschaft“, erläutert Engels. „Sie kann schlecht hören und braucht die Anlage, um Fernzusehen oder Musik zu hören“. Dies ist schon sein zweiter Besuch im Repair-Café. Vor einiger Zeit hatte er Probleme mit einem eigenen Elektrogerät.

„Bei älteren Geräten kann man noch viel mit Kleinigkeiten reparieren, die neueren sind oft schon zum Kaputtgehen konzipiert“, fährt er fort. „Gäbe es das Café nicht, würde viel mehr weggeworfen. Dabei ist dies ja nicht nur Müll sondern Sondermüll. Wer soll denn die korrekte Entsorgung bezahlen“, fragt sich Engels.

Nach einer Analyse des Problems – ein mechanischer Fehler im Lesegerät der Anlage – kann Sebastian Stein die Anlage reparieren. Er engagiert sich seit anderthalb Jahren ehrenamtlich im Café. „Ich hatte schon immer Interesse an Elektronik, dabei macht es hier wirklich Spaß, an Dingen herumzubasteln und sie zu reparieren“ erklärt er seine Motivation.

Für Menschen, die selbst gerne ihre defekten Geräte instand setzen würden, sich jedoch nicht trauen hat Dagmar Langel einen Tipp: „Mit dem Handy kann man ganz leicht jeden Arbeitsschritt fotografieren, sodass man nachvollziehen kann, wo welches Teil hingehört.“ Außerdem gebe es zahlreiche Videos auf Youtube, die bei Reparaturen helfen.

So bemühen sich die Ehrenamtlichen des Repair-Cafés, das öffentliche Bewusstsein für die Wegwerfproblematik zu verstärken und viele Porzer Geräte wieder zum Laufen zu bringen.

Wer Lust hat, gemeinsam mit den Ehrenamtlichen des Repair-Cafés Porz seine defekten Geräte zu reparieren, hat dazu Gelegenheit am Sonntag, 15. Juli , 10 bis 14 Uhr, im Jugend- und Gemeinschaftszentrum Grengel, Friedensstraße 29. Geplant ist, die Aktion an jedem dritten Sonntag des Monats zu veranstalten. Weitere feste Termine sind Sonntag, 16. September, Sonntag, 18. November, und am Sonntag,16. Dezember, jeweils von 10 bis 14 Uhr.

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