Schlammschlacht um WasserturmEigentümer will nicht für Insolvenz verantwortlich sein

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Das Hotel im Wasserturm in Köln

Köln – Die öffentliche Schlammschlacht um das Hotel zum Wasserturm geht in die nächste Runde. Der Eigentümer der Immobilie, die Leipziger Vicus Group, hat am Dienstag den Vorwurf zurückgewiesen, für die Insolvenz der Betreibergesellschaft Hotel im Wasserturm GmbH verantwortlich zu sein. Dessen Geschäftsführer Jochen Schwarz und Insolvenzverwalter Jens Schmidt hatten am Montag einen direkten Zusammenhang zwischen einem Wechsel der Betreibergesellschaft und der vorläufigen Insolvenz hergestellt.

Vicus setzte zum 1. Juni das Unternehmen Travel 24 als neue Betreibergesellschaft des Luxushotels ein.

Daraufhin habe die Hotel im Wasserturm GmbH ihre laufenden Verpflichtungen gegenüber Lieferanten nicht mehr erfüllen können, weil die Einnahmen gefehlt hätten.

Enorme Verbindlichkeiten angehäuft

„Unzutreffend und nach jetzigen Erkenntnissen ebenso unhaltbar ist die Darstellung des vorläufigen Insolvenzverwalters Jens Schmidt, die vormalige Eigentümerin und Betreiberin sei unverschuldet in die Insolvenz geraten, da ihr über Nacht der Hotelbetrieb und damit die Einnahmen genommen worden, die Verbindlichkeiten aber geblieben seien“, teilte Vicus am Dienstag mit.

Im Rahmen der Übergangsphase sei festgestellt worden, dass die Hotel im Wasserturm GmbH & Co. KG enorme Verbindlichkeiten angehäuft habe. Diese sollen insbesondere aus einer nicht abgeführten Bettensteuer aus dem Jahre 2014 in Höhe von rund 250.000 Euro resultieren, so Vicus.

Zudem sei im Mai 2018 durch einen Zinsbescheid bekannt geworden, dass etwa 700-000 Euro an Verbindlichkeiten aus Gewerbesteuern – das Veranlagungsjahr 2014 betreffend – aufgelaufen seien. Bei der Insolvenzantragstellung seien noch weitere fällige Verbindlichkeiten in Höhe von 500.000 Euro hinzugekommen.

Hotelbetrieb brachte kein Geld ein

Nachdem die Betreibergesellschaft den Antrag auf Insolvenz gestellt habe, habe Vicus erkannt, dass der Hotelbetrieb der letzten Jahre nur defizitär geführt worden sei. Eine frühzeitigere Insolvenz sei vermutlich nur durch umfangreiche Gesellschafterdarlehen des vormaligen Eigentümers, der AB-Beteiligungs GmbH, vermieden worden. Der Geschäftsbetrieb sei nach Einsicht in die Bilanzen offensichtlich bereits für die Jahre 2015 und 2016 defizitär gewesen.

Die Insolvenz sei nach jetzigen Erkenntnissen durch den vollständigen Entzug des Vermögens, insbesondere des Haftkapitals von sechs Millionen Euro, entstanden, als die AB-Beteiligungs GmbH das Luxushotel im März 2018 an Vicus verkaufte. Der Kaufpreis sei auf Veranlassung der Geschäftsführung des vorherigen Eigentümers vollständig an die AB-Beteiligungs GmbH abgeführt und damit der Hotel im Wasserturm GmbH entzogen worden. Das sei nach Auffassung von Vicus ursächlich für die behauptete Insolvenzlage der Gesellschaft.

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Vicus streitet darüber hinaus ab, dass das Unternehmen die Hotel im Wasserturm GmbH nach dem Kauf der Immobilie als Betreiber weiterbeschäftigen wollte. Es sei lediglich um einen Übergang gegangen.

„Ein Pachtvertrag mit der vormaligen Eigentümerin wurde zu keinem Zeitpunkt verhandelt und bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen“, so Vicus.

Vicus bestreitet heimlichen Betreiberwechsel

Mit dem Besitzübergang seien zudem bereits Fachleute der neuen Betreibergesellschaft Travel 24, an der Vicus beteiligt ist, in die Betriebsführung eingebunden. Der Betreiberwechsel zu Travel 24 sei – anders als von Geschäftsführer Jochen Schwarz am Montag dargestellt – mit ihm abgesprochen worden und nicht heimlich über Nacht erfolgt.

Insolvenzverwalter Jens Schmidt sagte am Dienstag, er werde so zügig wie möglich und so gründlich wie nötig prüfen, zu welchen Anwürfen von Vicus er öffentlich Stellung beziehen könne. Er verwies darauf, dass das Landgericht Anfang Juli verfügte, dass der Betreiberwechsel von der Hotel im Wasserturm GmbH auf Travel 24 rechtswidrig gewesen sei, weshalb dieser rückgängig gemacht werden musste.

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