GewerkschaftWillkür und Mobbing bei Playmobil

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  • Beim Spielzeug-Hersteller bekriegen sich Angestellte und Manager

Zirndorf –  Vertrauliche Gespräche mit Informanten sind journalistischer Alltag. Sehr unüblich ist es dagegen, wenn sich potenzielle Gesprächspartner vorab informieren, ob man auch Journalist ist und nicht ein verkappter Spion im Auftrag bestimmter Manager. Das Management ist in diesem Fall das des Zirndorfer Playmobil-Herstellers Geobra Brandstätter, und wenn die Schilderungen stimmen, wäre der Spionageverdacht gar nicht so abwegig. „Jedes Widerwort bedeutet Gefährdung der beruflichen Existenz“, sagt Bianka Möller zur Lage und Stimmung im Unternehmen. Sie betreut für die IG Metall den fränkischen Mittelständler. Aufmuckende Mitarbeiter würden dort immer wieder eingeschüchtert. Willkür, Bossing und Mobbing seien an der Tagesordnung.

Die erfahrene Gewerkschafterin erzählt von mehreren ohne Angabe von Gründen freigestellten, dann strafversetzten Playmobil-Mitarbeitern, einem heftigen Disput über die Auslegung der Arbeitsstättenverordnung bei Hitze oder systematisches Ausforschen von Gewerkschaftszugehörigkeit. Wer in Zirndorf Weihnachtsgeld beantragt, müsse seinen Gewerkschaftsausweis vorlegen. So bringe der Arbeitgeber namentlich in Erfahrung, wer gewerkschaftlich organisiert ist.

Die IG Metall musste sich bei Playmobil 2016 vor Gericht den Weg in den Betriebsrat klagen. Aneinander gewöhnt haben sich beide Parteien seitdem nicht, wovon viele Anekdoten eines nicht endenden Kleinkriegs zeugen. So habe ein Vorgesetzter mit körperlicher Gewalt zu verhindern versucht, dass ein Untergebener zu einem Gespräch in Gesellschaft eines Betriebsrats seines Vertrauens kommt. Beschäftigte einer Abteilung mit hohem gewerkschaftlichen Organisationsgrad seien erst unbegründet freigestellt worden. Nachgereicht worden sei dann eine angebliche Weigerung, Leiharbeiter einzuarbeiten.

Die Vorwürfe seien der bewusste Versuch einer Skandalisierung und haltlos, entgegnet ein Playmobil-Sprecher. Zu einzelnen Punkten Stellung nehmen wolle man nicht.

Wer mit langjährigen Beschäftigten spricht, muss das bezweifeln. Seit dem Tod von Firmengründer Horst Brandstätter 2015 sei das Betriebsklima viel mitarbeiterfeindlicher geworden, sagt einer, der seit über drei Jahrzehnten dort arbeitet. Entsprechend hoch sei die Fluktuation. 40- und 50-Jährige würden das Haus verlassen, was sie früher nie für möglich gehalten hätten. Früher übliche Monatsgespräche mit dem Betriebsrat habe es 2016 letztmals gegeben, erzählt ein anderer Mitarbeiter. Damals habe die Firmenleitung auf einen Ex-Richter als Gesprächsmoderator bestanden. Heute gehe nicht einmal mehr das.

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