Jugendamt bietet Baby-BegrüßungsterminGeburtenzahl im Kreis Euskirchen steigt rasant

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Babys dpa

Im Kreis Euskirchen gibt es einen Babyboom. (Symbolbild)

Kreis Euskirchen – Das Leben auf dem Land scheint dem Kinderwunsch durchaus förderlich. Nach Angaben des Landesbetriebs IT.NRW sind im Kreis im Jahr 2017 die Geburtszahlen innerhalb des Regierungsbezirks Köln am stärksten angestiegen: 1732 Kinder wurden hier geboren.

Das bedeutet auch für das Jugendamt des Kreises mehr Arbeit. Denn schon seit 2008 gibt es die Baby-Begrüßungs-Besuche, die erst als Projekt durchgeführt und ab 2012 regulär ins Programm genommen wurden.

„22 Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes, darunter zwei Männer, machen diese Besuche“, erläutert Erdmann Bierdel, Abteilungsleiter Jugend und Familie. Ziel sei es damit auch, die Hemmschwelle, bei Problemen zum Jugendamt zu gehen, möglichst niedrig zu halten. Bierdel: „Das ist eine ganz sensible Sache. Es ist mir wichtig, klarzumachen, dass es sich hierbei um keine Kontrolle handelt.“

Mitarbeiterin Judith Harkämper: „Es passiert auch sehr oft, dass wir zu Besuch kommen und die Kinder schlafen, sie sind also dann beim Gespräch gar nicht dabei. Aber es geht uns ja ohnehin verstärkt darum, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen.“

Grundsätzlich gilt, dass alle frischgebackenen Eltern mittels eines Briefs einen Babybegrüßungs-Termin rund sechs Wochen nach der Geburt in ihrer Wohnung vorgeschlagen bekommen. Es handelt sich natürlich nur um ein Angebot: Die Angeschriebenen können auch absagen. Aber immerhin 80 Prozent der Berechtigten nehmen dieses Beratungsangebot an. „Wir haben in den letzten drei Jahren 3900 Gespräche gemacht“, resümiert Bierdel.

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Alle Adressaten bekommen ein vom jeweiligen Bürgermeister ihrer Kommune und vom Landrat unterzeichnetes Anschreiben, in dem ein solcher Hausbesuch angeboten wird. „Der gute Moment des ersten Kontaktes, zur Geburt zu gratulieren und wichtige Informationen zu geben, darf nicht mit einem anderen Auftrag verknüpft werden. Wir hätten ansonsten nicht diese Nutzerraten“, erläutert Benedikt Hörter. Das niedrigschwellige Angebot, bei dem durchschnittlich eine dreiviertel Stunde über die Familien-Angebote informiert wird, kommt in der Regel gut an. Benedikt Hörter sagt, dabei komme es zuweilen auch vor, dass die Besuchten ihren Anspruch darauf, dass sie Hilfe bekommen möchten, selbstbewusst formulierten. Hilfen zur Erziehung würden durchaus nachgefragt.

Die Mitarbeiter des sozialen Dienstes sind für bestimmte Kommunen zuständig. Durch die Besuche machen sie sich bekannt, was bei späteren Kontakten mit dem Jugendamt hilfreich sein kann. Laut Judith Harkämper werden die Mitarbeiter des Kreises in der Regel sehr offen und sehr positiv empfangen. Zuweilen ist für sie sogar Kaffee und Kuchen bereit gestellt. Harkämper: „Wir können auch denen, die schon viele Kenntnisse über Babys haben, neue Dinge vermitteln. So können wir über kindliche Bedürfnisse und deren Entwicklung informieren.“ Die meisten Eltern wollen übrigens wissen, wo Babyschwimmen und Eltern-Krabbelgruppen angeboten werden.

Infos zu Zahnpflege und mehr

Mit dabei haben die Besucher eine große Tasche mit ganz vielen Informationen. Da informiert beispielsweise der Verein für Zahnpflege und hat eine kleine Bürste plus Becher als Geschenk dazu gepackt, es gibt eine DVD über Kindergesundheit oder man findet, falls man einmal die Nerven blank hat, die Adresse der Schrei-Ambulanz oder einen Ratgeber, wie man an einen Kita-Platz kommt. Weitere Informationen gibt es über Marte Meo-Kurse und Elternbriefe sind beigelegt. Am besten, so Harkämper, komme bei den Eltern der Familienkompass mit allen Adressen an. Komprimiert seien darin alle wichtigen Informationen zusammengefasst.

Das Infomaterial wird übrigens auch entsprechend der Staatsangehörigkeit zusammengestellt. Nicht nur in englisch, sondern auch in arabisch sind Informationen verfügbar. Und zum Termin können die Mitarbeiter auch einen Übersetzer mitnehmen. Zusätzlich haben die einzelnen Kommunen die Möglichkeit, kleine Präsente beizulegen. So gibt es in Blankenheim ein digitales Fieberthermometer dazu, in Weilerswist bekommen die Eltern Drogerieprodukte von dm und in Euskirchen gibt es Windeln von Procter & Gamble. Nettersheim legt ein Holzspielzeug für die Kleinen bei. Nicht alle Kommunen machen jedoch auf diese Weise mit.

Zuweilen werden die Mitarbeiter ganz konkret um Rat gefragt. Harkämper konnte beispielsweise helfen, als sie gefragt wurde: „Wenn ein Geschwisterchen da ist, wie kann man mit der Eifersucht umgehen?“ Es gebe derzeit allerdings ein organisatorisches Problem, sagt Bierdel. „Wir können im Bedarfsfall die Besuche oft nicht absagen, weil wir keine Telefonnummer haben.“ Man versuche zwar eine Vertretung zu schicken, doch leider funktioniere das nicht immer. Man versuche, dieses Manko abzustellen.

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