Bei „Markus Lanz”NRW-Gefährder erklärt, wie Islamisten ihn geködert haben

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Eren Recberlik (25) ist ein islamistischer Gefährder aus Mönchengladbach und berichtet im ZDF offen über seine Vergangenheit.

Köln – Eren Recberlik (25) ist ein islamistischer Gefährder aus Mönchengladbach. Einer, der kurz davor stand, einen Anschlag zu verüben. Doch er schaffte den Ausstieg aus der gewaltbereiten Islamisten-Szene, nun bereut er seine Vergangenheit. Und erzählt seine Geschichte.

Am Dienstagabend berichtet er bei Markus Lanz, wie er in die Szene gekommen ist. Und bricht in Tränen aus, als er alte Bilder von sich im Einspieler sieht. Und noch einmal hört, was er damals von sich gelassen hatte. Sätze wie: „Null Mitleid mit Polizisten“.

„Mir fehlen die Worte, dass ich so ein Mensch war“, sagt er. Er fühle Scham und Hass den Menschen gegenüber, die ihn radikalisiert haben.

Recberlik wuchs ohne Familie auf

Bis heute gilt der junge Mann aus Mönchengladbach als islamistischer Gefährder. Er ist einer von etwa 775 Personen, die derzeit laut Behörden eine Bedrohung für die BRD darstellen. Das ZDF drehte eine ganze Dokumentation mit ihm („Der Gefährder – Ein Islamist packt aus" läuft am Freitag, 31. August, 20.15 Uhr auf ZDFinfo).

Recberlik wuchs ohne Familie auf, erklärt er. Seine Eltern ließen den Jungen nach dessen Geburt allein – zwölf Jahre lang. Erst dann tauchte plötzlich Recberliks leibliche Mutter auf. Er verließ seine Pflegefamilie, lebte fortan bei der Mutter. „Das ist vollkommen in die Hose gegangen“, sagt er in der Sendung. Sie hatten keine Bindung.

„Pierre Vogel ist halt ein Kölner Junge”

Er rutschte ab und lernte den bekannten islamistischen Prediger Pierre Vogel kennen. „Wie hat er sie gekriegt?“, fragt Lanz. Recberlik: „Er ist halt ein Kölner Junge“. Er mochte die Art, wie er spricht, wie er sich gab. „Er ist sehr cool und kommt locker rüber. All das, was junge Leute möchten, hat er.“

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Der salafistische Prediger Pierre Vogel 

Recberlik beschreibt, wie ihm die islamistische Szene Halt gab. Und wie sie ihn radikalisierte, „über Monate und Jahre“, wie er sagt. Das Internet hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Man fängt bei einem harmlosen Video über den Islam an, sagt er, und lande am Ende bei Enthauptungsvideos.

Im Knast begann die wirkliche Radikalisierung

Als Recberlik dann ins Gefängnis kam wegen kleinerer Delikte, begann seine wirkliche Radikalisierung, sagt er.

Er bekam Kontakte zu extremen Anführern der Szene, bald bekam er auch den Gefährder-Status, gelangte in den Radar der Behörden. In der JVA Iserlohn kam er deshalb in neunmonatige Isolationshaft. Recberlik: „Das hat meinen Hass noch mehr geschürt.“

Die JVA selbst sei wie eine „Jugendherberge“ gewesen: „Das war eine echt tolle Zeit. Da haben wir viele Faxen gemacht, habe ich schöne Erinnerungen dran.”

Er war zur Gewalt entschlossen

Im Interview mit dem ZDF erläutert der junge Mann außerdem seine Anschlagspläne. Unmittelbar nach der Haft war der damals 23-Jährige zur Gewalt entschlossen. Er arbeitete als Ordner und Wachmann für eine Sicherheitsfirma – bei Fußballspielen und bei der Tour de France, sagt er. Er hätte also Gelegenheit gehabt.

Am 2. Juli 2017 startete die erste Etappe des Gesamtfelds in Düsseldorf. Hinter dem Dorint-Hotel in Mönchengladbach sollte Eren aufpassen, dass sich niemand an den Fahrzeugen zu schaffen macht. „Sprengsätze“, sagt der Gefährder im Interview, „wenn ich das gemacht hätte, was man vermutete, nämlich Terroranschläge zu verüben, wäre hier die optimale Möglichkeit gewesen.“

Eine Frau half ihm aus der Szene

Doch das SEK hätte am selben Tag seine Wohnung gestürmt, nahm ihn wegen der Vorbereitung einer staatsgefährdenden Straftat fest. Später wurden die Ermittlungen wieder eingestellt.

Den Ausstieg schaffte der gläubige Muslim dann dank Fußball. „Der gab mir Halt.” Und dank einer Frau: „Bei anderen Leuten war es mir immer egal, was sie mir gesagt haben. Bei ihr habe ich angefangen, darüber nachzudenken.” (mg)

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