Gesamtschule RodenkirchenDer Weggang fällt dem Rektor schwer

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Die Gesamtschule Rodenkirchen an der Sürther Straße ist in den letzten Jahren beständig gewachsen. Sie wird von zirka 1500 Kindern besucht.

Die Gesamtschule Rodenkirchen an der Sürther Straße ist in den letzten Jahren beständig gewachsen. Sie wird von zirka 1500 Kindern besucht.

Köln-Rodenkirchen – Ralph Kuhn war neun Jahre lang Schulleiter an der Gesamtschule Rodenkirchen. Jetzt wechselt er in die Bezirksregierung Köln. Der 52-Jährige ist Lehrer für Englisch und Geschichte in den Sekundarstufen I und II. 1993 startete er seine Schulkarriere als Referendar an der Gesamtschule Rodenkirchen. Bevor er 2009 wieder hierher zurückkam, war er unter anderem in Wuppertal tätig, zuletzt in der Schulleitung in Düsseldorf. Ralph Kuhn wohnt in der Kölner Innenstadt.

Herr Kuhn, haben Sie keine Lust mehr auf die Gesamtschule in Rodenkirchen?

Das stimmt nun wirklich nicht, ich könnte gern noch weiter machen. Ich habe, also ich hatte, hervorragende Kolleginnen und Kollegen, engagierte Eltern, tolle Schülerinnen und Schüler und auch das Gebäude ist beeindruckend und gut für das Schulklima. Zudem gibt es einen hervorragenden Förderkreis. Der Weggang fällt mir nicht leicht. Aber mit 52 Jahren will ich mich jetzt einer neuen Herausforderung stellen.

Also keine Erschöpfung im Spiel? Das hört man von Schulleitern ja immer wieder.

Nein, im Gegenteil. Ich bin voller Energie. Ich muss natürlich schon sagen, dass die Arbeit als Schulleiter an einer so großen Schule unheimlich anstrengend ist. Aber sie hat mir immer Freude gemacht. Ich hatte viel Unterstützung, und ich habe auch schon immer gern über den schuleigenen Tellerrand geguckt, zum Beispiel als stellvertretender Landessprecher der Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen.

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Ralph Kuhn wechselt in die  Bezirksregierung. 

Wie sieht die neue Herausforderung in der Bezirksregierung aus?

Ich bin dort ab Herbst als einer von acht Dezernenten zuständig für alle Gesamtschulen und Sekundarschulen im Regierungsbezirk Köln, der von Bad Godesberg bis Leverkusen, von Bad Münstereifel bis Gummersbach reicht. Allein in Köln gibt es 16 Gesamtschulen. Ich hatte mich beworben, als eine Stelle frei wurde. Kurz vor den Sommerferien erhielt ich die Mitteilung, dass ich genommen werde. Ich hoffe, dass ich in meiner neuen Funktion viel Gutes tun kann für die Gesamtschulen.

Das heißt?

Ich will mich mit meiner langjährigen Erfahrung einbringen, zum Beispiel bezüglich Inklusion. An der Gesamtschule Rodenkirchen gibt es das Gemeinsame Lernen seit 1995. Zu meinen Aufgaben wird es gehören, für Personal und andere Ressourcen zu sorgen, Entwicklungsprozesse zu unterstützen, zu beraten. Allerdings sind wir keine politische Stabsstelle. Die Bezirksregierung setzt das um, was das Landesministerium vorgibt. Wir sind das Bindeglied zwischen Ministerium und Schulen.

Wie hinterlassen Sie die Schule?

Genauso wie ich sie von meinem Vorgänger Horst Schneider übernommen habe, nämlich als eine gut funktionierende und erfolgreiche Einrichtung. Wie gesagt: Die Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schüler, die Eltern, der Förderkreis sind sehr engagiert. In den vergangenen neun Jahren haben wir 65 junge Kolleginnen und Kollegen dazu bekommen. Wir sind jetzt bei rund 150 Lehrkräften einschließlich der Referendarinnen und Referendare. Bei der jüngsten Qualitätsanalyse 2017 durch die Bezirksregierung haben wir wieder sehr gut abgeschnitten. Unsere Schule erfreut sich großer Beliebtheit und genießt großes Vertrauen.

Es hört sich fast so an, als ob es keine Probleme gäbe. Da fallen mir aber doch einige ein, zum Beispiel der Schulplatzmangel.

Ich möchte nicht von Problemen, sondern von Aufgaben sprechen, die man lösen muss. Ausreichend Schulplätze zu schaffen, ist tatsächlich eine außerordentlich wichtige Aufgabe, genauso wie die Integration, die Inklusion, die Beschulung von Flüchtlingskindern, die Digitalisierung. Gegen die Platznot haben wir einen provisorischen Erweiterungsbau erhalten. Wir können dort alle 16 Klassen mit jeweils 27 Kindern der fünften und sechsten Jahrgänge unterbringen. Wir wachsen und sind inzwischen in diesen beiden Jahrgängen achtzügig. Der beschlossene, dauerhafte Erweiterungsbau soll in fünf Jahren fertig sein.

Und dennoch konnten Sie in diesem Schuljahr ungefähr 50 Kinder nicht aufnehmen.

Das stimmt, ohne Interimsbau wären mehr als 100 Kinder betroffen gewesen. Wir brauchen den Erweiterungsbau.

„Eine Schule muss überschaubar und menschlich bleiben“, sagten Sie einmal vor ein paar Jahren. Damals wurden 1250 Kinder an der Schule unterrichtet, heute 1450 Kinder. Man kann nicht mehr von überschaubar sprechen.

Durch das Interimsgebäude sind die Schülerinnen und Schüler auf zwei Häuser verteilt. Auch der künftige eigentliche Erweiterungsbau wird ein eigenständiges Gebäude und kein direkter Anbau sein. Dadurch entzerrt sich alles. Außerdem haben wir unsere Schule so organisiert, dass sie für die Schüler ebenso wie für die Lehrer überschaubar bleibt und ein Ort ist, an dem sich alle wohlfühlen können. Daran arbeiten wir natürlich auch weiter.

Die Schule wird in „Öffentlich Privater Partnerschaft“ (ÖPP) betrieben. Das wird gelobt, aber auch kritisiert. Was sagen Sie dazu?

In die politische Debatte mische ich mich nicht ein. Aber als Nutzer kann ich sagen, dass es gut läuft. Die Zusammenarbeit zwischen Betreiberfirma, Schule und Stadtverwaltung hat sich eingependelt. Das Gebäude wurde 2009 bezogen und sieht immer noch wie neu aus. Reparaturen werden sofort erledigt. Es gibt so gut wie keinen Vandalismus. Die Schülerinnen und Schüler achten auf ihr schönes Gebäude.

Wer folgt auf Ihren Posten?

Meine jetzige Stellvertreterin, Doris Berger-Stein, wird die Schule kommissarisch leiten. Ich bin mir sicher, dass sie es gut machen wird. Sie ist schon lange an der Schule und verfügt über viel Erfahrung Die Stelle wird später ausgeschrieben. Aber erst dann, wenn meine neunmonatige Probezeit bei der Bezirksregierung abgelaufen ist.

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