Bombenattrappe gefundenFünf Festnahmen im Hambacher Forst – Polizei räumt Barrikaden

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Tripod Hambacher Forst

Die Polizei räumt die dreibeinigen Tripods, die die Aktivisten aufgestellt haben.

Rhein-Erft-Kreis – Ein Aktivist sitzt angekettet in einer 2,50 Meter tiefen Grube und trommelt, vier andere turnen in luftiger Höhe an Seilen auf einem meterhohen dreibeinigen Holzgestell herum und wollen so die RWE-Mitarbeiter aufhalten, die unter dem Schutz der Polizei die Wege im Hambacher Forst von Barrikaden frei räumen sollen.

In dem Waldstück zwischen Kerpen und Düren hatte die Polizei am Mittwoch wieder einen Großeinsatz. Es gehe darum, die Rettungs- und Einsatzwege freizumachen und Müll im Wald zu entsorgen, war schon frühmorgens angekündigt worden. Eine Räumung des von linksautonomen Kohlegegnern bewohnten Wiesencamps und der rund 40 Baumhäuser im Wald sei aber nicht geplant. Noch nicht – könnte man sagen.

Ab 1. Oktober dürfen teile gerodet werden

Die große Räumungsaktion wird von Braunkohlegegnern und -befürwortern noch in diesem Monat erwartet. Denn ab dem 1. Oktober darf RWE wieder Teile des Waldes roden, falls es vorher nicht noch eine anderslautende Gerichtsentscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster gibt. Bei diesem liegt ein Eilantrag des BUND vor, der einen Rodungsstopp fordert. 

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Nach den Plänen des Unternehmens RWE, die vom Land genehmigt sind, soll rund die Hälfte des noch etwa 200 Hektar großen Waldes in diesem Winter fallen. Dann kann der Braunkohletagebau Hambach ausgedehnt werden.

Wann dies sein wird, ließ RWE-Sprecher Guido Steffen offen: „Wir brauchen diese Rodungen, das Zeitfenster ist knapp“, sagte er aber mit Blick auf die Forderungen nach einem Moratorium, demzufolge erst die Ergebnisse der Kohlekommission in Berlin abgewartet werden sollen. Im vergangenen Jahr habe RWE lediglich zwei Hektar Wald roden dürfen. „Wir sind nun im Rückstand.“ Um in „ein, zwei Jahren“ in den neu zu rodenden Bereichen Kohle abbauen zu können, müssten vorher noch viele Arbeiten erledigt werden.

Neben der Entfernung der Bäume seien dies etwa auch archäologische Untersuchungen, Altlastenentsorgung oder Artenschutzmaßnahmen.

Hunderte Beamte waren im Einsatz

Am Mittwoch jedenfalls waren schon Hunderte Polizeibeamte im Wald aktiv. Neben mehreren Holzgestellen wurde auch Hütten, Freiluft-Küchen und Komposttoiletten entfernt, die die Kohlegegner auf dem Waldboden errichtet hatten.

Die Aktivisten sprechen von einer „Zermürbungstaktik der Polizei“. Mittwochnachmittag fand ein Demonstrationszug statt, an dem auch Politiker der Linken, darunter der Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel, teilnehmen wollten. Der Landesvorstand der Grünen Jugend kündigte zudem an, aus Solidarität mit den „friedlichen Aktivisten“ im Hambacher Forst dort die nächste Vorstandssitzung abhalten zu wollen.

Bombenattrappe gefunden

Von „friedlichen Aktivisten“ kann nach Angaben der Aachener Polizei hingegen nicht die Rede sein: Schon in den Vortagen hatte es Zwillenschüsse und Steinwürfe auf Beamte und RWE-Mitarbeiter gegeben. Sieben Polizisten sollen verletzt worden sein. Am Mittwochnachmittag seien fünf Personen festgenommen worden, die Gegenstände mit sich führten, die für den Bau von Zwillen verwendet werden können.

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Auf einigen der dreibeinigen Holzgestelle seien zudem „verdächtige, sprengstoffähnliche Gegenstände“ entdeckt worden. Zwei Gegenstände konnten als Attrappe identifiziert werden, ein weitere werde noch überprüft. Zudem seien die eingesetzten Beamten von den Holzkonstruktionen aus mit Urin bespritzt und mit Fäkalien beworfen worden.  

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