Maßnahme gegen RaserStadt Köln schafft neun weitere mobile Blitzer an

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Ein mobiler Blitzer in Köln

Ein mobiler Blitzer in Köln

Köln – Die Wahrscheinlichkeit, dass Temposünder in Köln geblitzt werden, soll sich im kommenden Jahr deutlich erhöhen. Sofern der Stadtrat zustimmt, wird die Verwaltung neun Messgeräte anschaffen, die mittels Radartechnik Geschwindigkeitsverstöße tagsüber wie nachts in beiden Fahrtrichtungen erfassen. Die auf einem Pkw-Anhänger montierten, mit einer Batterie betriebenen Apparate sollen jeweils eine Woche lang an einem Standort bleiben. Danach werden sie anderen Straße aufgestellt. Die Verwaltung geht davon aus, dass die neuen Messegeräte jährlich 305 000 Tempo-Überschreitungen aufnehmen werden. Für die Stadtkasse bedeute das Einnahmen in Höhe von 7,2 Millionen Euro.

Ein Gewöhnungseffekt wie bei den stationären Blitzern sei nicht zu erwarten, heißt es in einer an die Fraktionen gerichteten Mitteilung des Stadtdirektors Stephan Keller. „Da die Messanlagen wöchentlich den Standort wechseln, wird unterstellt, dass die Erträge in etwa konstant bleiben werden.“

Der für Tempokontrollen zuständige Verkehrsdienst plant, in jedem der neun Stadtbezirke ein Gerät in Betrieb zu nehmen. Stadtweit gebe es derzeit „rund 1300 rechtlich geprüfte Messpunkte“, heißt es in dem Verwaltungspapier. Sie gelten als Gefahrenstellen, an denen Blitzer zulässig sind. Über die genauen Einsatzorte könnten die Bezirksvertretungen entscheiden.

Die Stadt verdient viel Geld auch mit den stationären Blitzanlagen

Die Stadt hat im vergangenen Jahr in Köln insgesamt 531 916 Geschwindigkeitsüberschreitungen gezählt, die stationäre und mobile Blitzanlagen erfassten. Das geht aus einer Analyse des Ehrenfelder Unternehmens Taod (The Art of Data) Consulting hervor, das von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellte, offene Daten auswertete.

Nicht jeder Autofahrer, der sich nicht an die Regeln hält, ist jedoch ein Raser. Lediglich 8652 Verstöße resultierten daraus, dass die Verkehrssünder mehr als 30 km/h zu schnell unterwegs waren. Mehr als 40 km/h ließen sich bei 2805 Autofahrern messen. Die überwiegende Mehrheit war lediglich zwölf Stundenkilometer oder weniger zu schnell.

Rund 13,7 Millionen Euro nahm die Stadt an Bußgeldern ein. Die Blitzanlage am Dreieck Heumar auf der Autobahn A3 erzielte mit etwas mehr als fünf Millionen Euro die höchsten Einnahmen. Die relativ neue Messstelle am Hansaring brachte 655 000 Euro. 590 000 Euro kamen an der Inneren Kanalstraße Höhe Escher Straße zusammen. (att)

„Mit diesen Systemen“, findet Keller, „lässt sich die Philosophie, dass der Autofahrende immer und überall mit Geschwindigkeitskontrollen rechnen muss und somit sein Geschwindigkeitsniveau dauerhaft senkt, sehr gut umsetzen.“ Die Anlagen ermöglichten mehrtägige „Schwerpunktüberwachungen von Gefahrenstellen, Unfallhäufungsschwerpunkten und schutzwürdigen Bereichen“ wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser sowie Altenheimen.

Ein zehn Monate dauernder Test im vorigen Jahr hat den Verkehrsdienst offenbar überzeugt. Das Radar-System habe „die Erwartungen bei weitem übertroffen“. In anderen Städten seien gleichartige Geräte bereits erfolgreich im Einsatz, etwa in Bonn und Mettmann.

Die Anschaffungskosten für die neun Anlagen betragen Keller zufolge rund 2,6 Millionen Euro. Für die Wartung und das jährlich notwendige Eichen der Radaranlagen sind 65 000 Euro veranschlagt. Erweist sich die von der Verwaltung erwartete Anzahl der Tempo-Knöllchen und damit die Höhe der Einnahmen als richtig, steht der Kommune ein gutes Geschäft bevor.

„Flächendeckende Erhöhung der Verkehrssicherheit”

Die zusätzlichen Geschwindigkeitskontrollen sind Teil des Aktionsprogramms, mit dem die Veraltung gegen die Raserszene im Stadtgebiet vorgehen will. Ziel sei die „flächendeckende Erhöhung der Verkehrssicherheit in allen Stadtbezirken Kölns“. Dank der verstärkten Zusammenarbeit mit der Polizei und weiterer Messanlagen sei die Zahl der auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführenden Unfälle 2017 um mehr als 50 Prozent gesunken, teilt Keller mit.

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Die neuen Geräte kommen ohne Bedienpersonal aus. Die Stromversorgung erfolgt über einen fest eingebauten Akku. Der muss nachsieben Tagen wieder aufgeladen werden. Das soll auf einem der städtischen Betriebsgelände erfolgen. Die Ladezeit betrage sechs Stunden.

Ob die Verwaltung sich mit ihrem Wunsch durchsetzen wird, gleichzeitig drei Zugfahrzeuge für die Anhänger anzuschaffen, ist ungewiss. Das Rechnungsprüfungsamt vermisst eine „nachvollziehbare Bedarfskalkulation“. Stadtdirektor Keller drängt zur Eile. Der Verkehrsdienst wolle die Tempokontrollen vom kommenden Januar an stadtweit verstärken. Das Ziel sei nur zu erreichen, senn der Stadtrat in seiner Sitzung am 27. September zustimme.

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