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Oberbergische PostkutscheLinienfahrten sollen ab 2019 eingestellt werden

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Verkauft werden sollen die Kaltblüter, die seit Jahren die Oberbergische Postkutsche zu einer touristischen Attraktion des Homburger Ländchens machen. Die Postillionin hat aber noch Hoffnung.

Verkauft werden sollen die Kaltblüter, die seit Jahren die Oberbergische Postkutsche zu einer touristischen Attraktion des Homburger Ländchens machen. Die Postillionin hat aber noch Hoffnung.

Nümbrecht – Der Oberbergischen Postkutsche droht das Aus. Ende Oktober könnte Postillionin Sabine Pabusch-Utke zum letzten Mal zwei der vier Kaltblüter für den Linienverkehr zwischen Nümbrecht und Wiehl einspannen. Sepp und Neptun stehen schon zum Verkauf auf diversen Internet-Plattformen, Eddie ist bereits verkauft, über David ist noch nicht entschieden.

Noch sei sowieso gar nichts entschieden, stellt Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius klar. Er bestätigt aber, dass der Linienverkehr tatsächlich auf dem Prüfstand steht. Zu befinden habe darüber der Aufsichtsrat der Kur GmbH in seiner nächsten Sitzung Anfang Oktober.

Die Kutsche selbst, die seit 1973 das Aushängeschild des Homburger Ländchens und des Oberbergischen Kreises ist, gehört der Gemeinde Nümbrecht, die Pferde dem Besitzer des Sonnenhofes in Geringhausen, der Familie Weiß. Die sponsert die Postkutsche seit mittlerweile 15 Jahren, steckt jährlich zwischen 35000 und 45000 Euro in die Pflege und Haltung der Pferde, als deren Pflegerin Sabine Pabusch-Utke angestellt ist.

Nachbau der „kaiserlichen Postkutsche“

Die Kutsche ist ein Nachbau der „kaiserlichen Postkutsche“, eines Original-Landauers aus dem Jahr 1871. Die Achsen und Bremsen, die auch regelmäßig erneuert und geprüft werden müssen, sind im Sponsoring der BPW Bergische Achsen enthalten. Rund 20 000 bis 25000 Euro bringen trotzdem die beiden Homburgischen Gemeinden, Nümbrecht und Wiehl, in die Pflege und Wartung der Kutsche ein.

Diese Kosten sind aber nicht der einzige Grund, warum die Gemeinde überlegt, den Linienverkehr komplett einzustellen. Bereits in dieser Saison darf die Postillionin ihre bis zu neun Fahrgäste nicht mehr alleine befördern. Es muss stets eine zweite Person mit auf dem Bock sitzen. „Das verlangen die Versicherungen so, dazu mussten wir uns vertraglich verpflichten“, sagt der Bürgermeister.

Diese Hürde könnte sogar dadurch noch höher werden, dass die zweite Person ebenfalls über einen Kutschen- und Fahrgastbeförderungsschein verfügen muss. „Darüber, dass wir uns daran zu halten haben, gibt es keine Diskussion. Denn sonst würden wir uns als Halter der Kutsche schuldig machen, wenn etwas passiert“, sagt Redenius.

Auch wenn die Postkutsche oft ausgebucht ist und in guten Jahren mehr als 1000 Fahrgäste befördert, mussten in der laufenden Saison einige Fahrten wegen der sengenden Hitze ausfallen. Die westfälischen und süddeutschen Kaltblüter, die rund zwei Gewichtstonnen bergauf und bergab stemmen müssen, hätten das sonst nicht überlebt. Und wegen der neuen „Zwei-Personen-Regelung“ wurden die Freitagsfahren ohnehin gestrichen, die Wochenendfahrten – wie auch jetzt – werden bis zum Saisonende Ende Oktober fortgeführt.„Ich hoffe, dass noch nicht die letzte Entscheidung gefallen ist“, sagt Sabine Pabusch-Utke, die mit Leib und Seele Postillionin ist. Die Familie Weiß, die sich derzeit im Urlaub befindet und für eine Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung nicht zu erreichen ist, habe sie gebeten, Sepp und Neptun zu verkaufen und die Boxen auf dem Sonnenhof zu vermieten.

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