„Ich mach dich kaputt”Rätsel um Café-Überfall in Köln-Meschenich

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Symbolbild

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Meschenich – Hat Paul W. den schweren Raub begangen, den ihm die Staatsanwaltschaft zur Last legt? Am Dienstag hat vor dem Landgericht der Prozess gegen den 30-Jährigen begonnen, der seit Monaten in Untersuchungshaft sitzt. Er äußerte sich weder zur Person noch zur Sache. Stattdessen wurden Zeugen gehört, darunter der Inhaber des Cafés „Am Kölnberg“ in Meschenich und der Mitarbeiter, der zur Zeit des mutmaßlichen Überfalls in dem Lokal arbeitete.

Am Morgen des 17. Dezember 2017 soll Paul W. (Name geändert) den Mitarbeiter in der Küche des Cafés überrumpelt, ihm von hinten die Arme auf den Rücken gedreht und ihn mit den Knien gegen die Küchenzeile gedrückt haben. Dann habe er ihn mit einem längeren Messer bedroht und das Geld aus der Kasse gefordert. Der erbeutete Betrag soll ungewöhnlich hoch sein: rund 4200 Euro.

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Der Inhaber des Cafés, ein 34-jähriger Mann, der zur Tatzeit nicht vor Ort war, erklärte die Höhe der Summe: ein, zwei Tage vor dem Geschehen habe er einen älteren Spielautomaten, den er gegen einen neuen habe austauschen wollen, komplett geleert: 2000 Euro in Zwei-Euro-Münzen seien zusammengekommen. Zudem habe an der Kasse, in der sich weiteres Geld befunden habe, eine Tasche mit 100 Euro Wechselgeld gelegen. Der Besitzer kam auf insgesamt „3300 bis 3500 Euro“, also einen niedrigeren Betrag als den in der Anklageschrift genannten. Überdies erwähnte er einen besonderen Umstand: Wie angekündigt habe die Rhein-Energie an jenem Morgen für eine Stunde den Strom abgestellt, um Arbeiten ausführen zu können. Deshalb gebe es von der Tat, der sich zwischen acht und neun Uhr ereignet haben soll, keine Videoaufzeichnung der Überwachungskamera.

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Überwachungskamera ohne Strom

Hatte sich Paul W. das Wissen um die Stromsperre zunutze gemacht? So klang jedenfalls die Zeugenaussage des Mitarbeiters, der zur fraglichen Zeit im Dienst war. Er habe W., der die ganze Nacht gespielt habe, informiert, eine Stunde lang werde es keine Elektrizität geben und er solle rechtzeitig „sein Geld aus dem Automaten holen“. Doch warum sollte der 30-Jährige, der dem Mitarbeiter bekannt war, einen Raub begehen, obwohl er wissen musste, das der Mann ihn als Täter wiedererkennen würde? Der Zeuge beteuerte, er habe alles „selber gesehen“ und ergänzte: „Ich kann nicht lügen.“ Paul W. habe ihn in der Küche überwältigt und ihn bedroht: „Mach die Kasse auf. Wenn du es nicht tust, mache ich dich kaputt.“ Am Ende der Zeugenvernehmung sagte er: „Ich möchte, dass er das Geld meinem Chef zurückgibt.“

Der Café-Besitzer zeigte sich überraschend verständnisvoll. Für den Angeklagten, den er seit etwa 15 Jahren kenne, tue es ihm Leid, „dass das passiert ist. Ich weiß, er bereut es“. Ihre beiden Söhne gingen in den selben Kindergarten und seien „die besten Freunde“. Er wolle es Paul W. „nicht schwerer machen“ und hätte selber keine Anzeige erstattet. Doch ist der 30-Jährige überhaupt der Täter? Der Prozess wird am 25. September fortgesetzt.

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