Digitale AnlaufstelleErftstädter schafft Ratgeber für geflüchtete Ukrainer

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Marc Stratmann (l.) hat eine Website für ukrainische Geflüchtete eingerichtet. Seine Frau Christina und Wolfgang Schubert unterstützen ihn.

Marc Stratmann (l.) hat eine Website für ukrainische Geflüchtete eingerichtet. Seine Frau Christina und Wolfgang Schubert unterstützen ihn.

Erftstadt – Es soll ein Wegweiser sein, ein Leitfaden durch die bürokratischen Herausforderungen der neuen Heimat. Hopeguide heißt die Internetseite, die aus der Ukraine Geflüchteten auf dem Weg in ein halbwegs normales Leben in Deutschland hilft. Der Erftstädter Marc Stratmann hat sie konzipiert. Mittlerweile geht er noch einen Schritt weiter, er gründet ein Unternehmen, um Geflüchteten Arbeit zu vermitteln. Die Idee dahinter: Menschen aus der Ukraine könnten Flutopfern helfen, die keine Handwerker finden.

Stratmanns Einsatz für die Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg fliehen, hat schon viel früher begonnen. Im März hat der 33-Jährige sich eines Abends spontan in sein Auto gesetzt und ist an die deutsch-ukrainische Grenze gefahren. Auf dem Hinweg war der Wagen vollgepackt mit Lebensmitteln, auf der Rückfahrt nahm Stratmann drei Geflüchtete mit, die er erstmal in seinem Haus in Erftstadt unterbrachte. „Die 48 Stunden ohne Schlaf haben sich gelohnt“, sagt er. Er selbst hat die Tour noch einmal gemacht, später Busfahrten organisiert. Mehr als 80 Ukrainerinnen und Ukrainer seien so nach Erftstadt gekommen.

Infos auch an die Gastfamilien

Marc Stratmann und seine Frau Christina wurden schnell zur Anlaufstelle – nicht nur, wenn es darum ging, die Ankömmlinge in der Stadt unterzubringen, sondern auch bei allen möglichen Fragen. Daraus entstand Hopeguide: Die Website will Fragen rund um Unterbringung, Behördengänge, Bankgeschäfte, Kinderbetreuung, Schule und viele andere Dinge des täglichen Lebens beantworten. Sowohl Geflüchtete als auch Gastfamilien finden dort Rat. Eine Frage werde besonders häufig gestellt: „Wo und wie kann ich arbeiten?“ Der Erftstädter betreibt mit seinem Geschäftspartner Peter Praeder-Hinzpeter bereits zwei Unternehmen. Eines bietet Personalverwaltung für kleine Unternehmen, das zweite ist eine Web-Agentur. Das dritte ist nun in Gründung. „Wir haben uns dagegen entschieden, eine externe Zeitarbeitsfirma zu beauftragen“, sagt Stratmann.

Nicht gewinnorientiert

Ihm und seinem Team sei es wichtig, Schwarzarbeit und Ein-Tages-Jobs auszuschließen und den Geflüchteten stattdessen gesicherte, längerfristige Einnahmen zu ermöglichen. Der Zweck des neuen Unternehmens sei es nicht, Gewinn abzuwerfen: „Wenn wir kostendeckend arbeiten, genügt uns das.“ Die ersten Anfragen von potenziellen Auftraggebern lägen schon vor, aber noch sei mit der Berufsgenossenschaft nicht alles geklärt.

Die Rollen im Team der Helfer sind verteilt. Praeder-Hinzpeter kümmert sich um die Unternehmensgründung – und hält die beiden anderen Firmen am Laufen. Christina Stratmann organisiert, kümmert sich um Schul- und Kitaplätze, spricht mit Banken und Behörden. Wolfgang Schubert übernimmt vor allem den Fahrdienst. Den eigenen Part beschreibt Marc Stratmann knapp: „Ich bin der Mensch auf der Straße.“ Also derjenige, der den Kontakt mit den Geflüchteten aufnimmt und pflegt, der auch mal einfach da ist und zuhört. Zu vielen habe er ein intensives Verhältnis aufgebaut, erzählt der Erftstädter.

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Ehrenamtlich engagiert ist der Familienvater schon länger, er arbeitet beim Kinderhospizverein Köln mit. Vielleicht liege es daran, dass er selbst zwei kleine Kinder habe: „Die Bilder von flüchtenden Kindern haben mich so bewegt, dass ich etwas tun musste.“

www.hopeguide.de

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