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43,2 Prozent der Erkrankten bereits geimpftAnteil der Impfdurchbrüche in Köln steigt

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Impfung gegen das Corona-Virus Covid-19. (Archivbild)

Köln/Düsseldorf/Oberberg – Die Mitteilung aus Düsseldorf klang etwas beunruhigend. Oberbürgermeister Stephan Keller hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass in der Landeshauptstadt Düsseldorf der Anteil von Impfdurchbrüchen bei den Neuinfektionen bei 43,6 Prozent – von den 620.000 Einwohnern haben mehr als 476.000 den kompletten Impfschutz. Wir haben uns in Köln und Umgebung umgehört, um festzustellen wie Lage dort ist.

Wie ist die Lage in Köln?

Auch in Köln ist bei den Corona-Infizierten zuletzt der Anteil der vollständig Geimpften gestiegen. War vor einer Woche noch gut jeder dritte aktuelle Infektionsfall ein sogenannter Impfdurchbruch, so waren es am Freitag schon 43,2 Prozent – Tendenz also steigend. Unterscheidungen nach Alter und Geschlecht werden nicht vorgenommen. Bei Impfdurchbrüchen nach Definition des Robert Koch-Instituts handelt es sich um Infektionen mit symptomatischen Verlauf – „Zufallsbefunde“ sind also ausgeschlossen.

Sind in Köln viele geimpfte Corona-Patienten im Krankenhaus?

Nach wie vor eher nein. Die Geimpften-Quote unter den Corona-Patienten in den Kliniken ist weiterhin deutlich geringer als in der Gesamtheit aller Infizierten. 28 von derzeit 83 stationär behandelten Corona-Patienten sind vollständig geimpft. Auf den Intensivstationen sind es nur drei unter 25. Die Quote dort liegt also nur bei zwölf Prozent, was die Schutzwirkung der Impfung vor den schwersten Verläufen unterstreichen dürfte.

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Zuletzt hatte die Stadt im „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine eigene Klinik-Studie vorgestellt, die ebenfalls die Schutzwirkung belegt hat, auch und insbesondere bei jungen Menschen. Demnach war keiner der unter 60-jährigen Patienten, deren Zustand sich während des Klinikaufenthalts derart verschlechtert hat, dass sie auf die Intensivstation verlegt werden mussten, vollständig geimpft.

Wie sieht es im Umland aus?

Beispiel Oberbergischer Kreis: Von „Impfdurchbrüchen“ spricht man zwar nicht – aber auch dort haben zunehmend mehr Oberberger, die positiv auf das Coronavirus getestet werden, einen vollständigen Impfschutz. Und: Knapp die Hälfte der Krankenhauspatienten mit einem Corona-Nachweis waren mindestens einmal geimpft. Das geht aus einer Erfassung für die Monate September und Oktober hervor, deren Ergebnisse am Freitag veröffentlicht wurden. Dass die Schutzimpfung unwirksam ist, zeige die Auswertung aber nicht, betont der Kreis.

Was wurde untersucht?

Das Gesundheitsamt hat den Impfstatus der Menschen erfasst, die im September und Oktober mit einem PCR-Test positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Im September gab es 1168 dieser laborbestätigten Fälle, im Oktober waren es 973. Aus den Zahlen beider Monate lässt sich ablesen, dass immer mehr Geimpfte unter den positiv Getesteten sind: Von allen Betroffenen hatten im September 21 Prozent einen vollständigen Impfschutz und im Folgemonat 32 Prozent.

In den Monaten davor war der Anteil der Betroffenen mit vollständiger Impfung noch ungleich geringer: Im Juli waren es nur knapp über acht Prozent und im August lag deren Anteil bei 15 Prozent. Umgekehrt wird der prozentuale Anteil der ungeimpften Betroffenen geringer: Gar keinen Impfschutz hatten im September 71 Prozent aller laborbestätigten Fälle und im Oktober nur noch 51 Prozent.

Wie wird diese Entwicklung von den zuständigen Behörden erklärt?

Die steigende Zahl von positiv Getesteten mit vollständiger Impfung sei „auch mit der steigenden statistischen Wahrscheinlichkeit“ zu erklären: Weil es mehr Geimpfte gibt, gibt es unter ihnen auch zunehmend mehr Infizierte. Gesundheitsamtsleiterin Kaija Elvermann betont, dass die Impfung trotzdem wirksam sei: Die Impfung könne zwar keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung bieten, sie schütze aber vor einem schweren Krankheitsverlauf: „Vollständig geimpfte Personen, die positiv getestet werden, haben in der Regel keine oder nur milde Symptome.“

Wie sieht es in den Krankenhäusern aus?

Von den im September und Oktober 73 positiv Getesteten, die in einem Krankenhaus behandelt wurden, waren 51 Prozent gar nicht geimpft. 40 Prozent hatten einen vollständigen Impfschutz, zwei Prozent hatten schon die dritte Impfung erhalten. Bei sieben Prozent lag keine Angabe zum Impfschutz vor. Das Durchschnittsalter aller Patienten lag bei 63 Jahren.

Wichtig: Wenngleich der Kreis täglich die Zahl der Patienten mit Corona-Nachweis veröffentlicht, ist die Virusinfektion oft nicht der Grund für den Klinikaufenthalt. Wer aber tatsächlich mit schweren Covid-19-Symptomen auf der Intensivstation landet und dort beatmet wird, sei in der Regel nicht geimpft, sagt der Kreis. Das zeigten die Erfahrungen der zurückliegenden Wochen.

Welcher Impfstoff ist wie wirksam?

Der Kreis macht keine Angaben dazu, ob Impfdurchbrüche bei bestimmten Vakzinen häufiger vorkommen. Jedoch seien in den Impfmobilen derzeit besonders Auffrischungsimpfungen mit einem mRNA-Vakzin nach der Impfung mit Johnson & Johnson gefragt.

Wie sieht es andernorts aus?

Der Anteil der Geimpften unter den positiv Getesteten im Rheinisch-Bergischen Kreis kann derzeit laut Krisenstab des Kreises „nicht genau beziffert“ werden. Es herrsche „ein diffuses Infektionsgeschehen vor, das auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen ist“, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs und verwies auf den Schulbeginn, auf geöffnete Veranstaltungen und öffentliche Angebote, auf verstärkte Aktivitäten der Menschen in Innenräumen aufgrund der anhaltend schlechten Witterung sowie die derzeit vorherrschende hochansteckende Delta-Variante.

Mit Blick auf die Impfdurchbrüche sei davon auszugehen, dass sich die Zahlen im Rheinisch-Bergischen Kreis etwa im Bundesdurchschnitt bewegen: Etwa ein Drittel der Corona-Fälle im Alter zwischen 18 und 59 Jahren wären demnach auf Impfdurchbrüche zurückzuführen.

Wie sieht es im Rhein-Erft-Kreis aus?

In den vergangen zwei Monaten (6. September bis 4. November) betrug der Anteil der Impfdurchbrüche bei vollständig geimpften Personen an der Gesamtzahl der Infektionsfälle ein Drittel (956 von insgesamt 2836, also 33,4 Prozent). Die weit überwiegende Mehrheit der Impfdurchbrüche verläuft nach Angaben des Kreisgesundheitsamts mit einer milden Symptomatik und führt nicht zu einer Aufnahme der Erkrankten im Krankenhaus. Die Mehrheit der Impfdurchbrüche findet in der Altersgruppe U-60 statt (775 von 956).

Wie wird die Lage dort bewertet?

„Die reine Zahl der Impfdurchbrüche liest sich zunächst hoch, aber man muss sie ins Verhältnis zu der Zahl der vollständig geimpften Personen im Rhein-Erft-Kreis setzen“, sagt Gesundheitsdezernent Christian Nettersheim. Die Anzahl der vollständig geimpften Personen im Rhein-Erft-Kreis liege aktuell bei über 304.000.

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„Das bedeutet, wir reden bei 956 Impfdurchbrüchen in den vergangenen achteinhalb Wochen von einer Zahl unterhalb von 0,5 Prozent,“ sagt er. Die Empfehlung des Gesundheitsdezernenten: „Impfen ist und bleibt der beste Schutz vor einer Infektion und vor allem vor einer schweren Erkrankung. Sie ist dauerhaft der einzige Ausweg aus der Pandemie.“

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