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AbbauTschö, Idiotenbrücke!

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Ein spanischer Lastwagenfahrer verschätzt sich und kracht gegen die Brücke.

Ein spanischer Lastwagenfahrer verschätzt sich und kracht gegen die Brücke.

Neustadt-Nord – Die Deutsche Bahn hat aufgehört zu zählen. Auch die Polizei führt keine Statistik darüber, wie viele Lastwagen sich unter der „Idiotenbrücke“ festgefahren haben. 100 dürften es mindestens sein. Allein im Rekordjahr 1997 gelang 14 Lkw-Fahrern das Meisterstück, trotz großer und deutlicher Hinweisschilder ihre Auflieger oder Anhänger unter eine der beiden Eisenbahnbrücken über der Inneren Kanalstraße zu rammen. Die erste war bereits 2004 erneuert worden, die andere wird am Samstag abgerissen. Vorher sorgt das nur knapp vier Meter hohe und 96 Jahre alte Bauwerk ein letztes Mal für Staus: Auf Höhe der Hornstraße bleibt die Innere Kanalstraße von Freitag, 20 Uhr, bis Montag, 5.30 Uhr komplett gesperrt.

Samstagmorgen reißen Arbeiter die Schienen heraus und entsorgen den Gleisschotter. Am Nachmittag soll die alte Brücke auf der Inneren Kanalstraße abmontiert werden. Sonntag wird die neue, einen halben Meter höhere Brücke eingesetzt. Seit Tagen schweißen Bahnarbeiter den 200 Tonnen-Stahlkoloss auf der Hornstraße zusammen. „Ich bin bei jedem Bauprojekt auch emotional dabei, aber nicht bei dieser Brücke. Es wird Zeit, dass die wegkommt“, findet Ingmar Biehler von der Projektleitung der Deutschen Bahn.

Autofahrer, Polizisten, selbst Abschleppunternehmer, denen die „Idiotenbrücke“ immerhin zuverlässig Aufträge beschert hat, stimmen zu. „Wir haben ja oft genug mit unseren Fahrzeugen auf der Inneren Kanalstraße im Stau gestanden, weil sich wieder jemand festgefahren hatte“, sagt Ralf Hess, Geschäftsführer von Colonia Spezialfahrzeuge. Ab und zu mussten er und seine Kollegen auch selbst zerdötschte Lastwagen mit Kränen unter der „Idiotenbrücke“ hervorziehen. „Mit ein bisschen Gewalt konnte man die da leicht rauszupfen.“

Dieses Schicksal hätte sich ein Brummifahrer vor Jahren ersparen können - hätte er nur auf den damaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes gehört. Der hatte die Polizei bei Kontrollen auf der Autobahn begleitet und den Fahrer gewarnt: „Sie können da nicht weiterfahren, da kommt gleich die Idiotenbrücke, da sind Sie zu hoch für!“ Der Trucker winkte ab: „Selber Idiot“, rief er - und blieb stecken.

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