Amerikanisierung„Fast Food“ und „Sale“

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Schülerin CarinaWells lebt in Utah.

Schülerin CarinaWells lebt in Utah.

Leverkusen – Das Wort Amerikanisierung bedeutet, ein Land oder auch eine Stadt wird immer mehr „amerikanisch“. Leverkusen ist ein perfektes Beispiel für eine solche Stadt in Deutschland. Ich lebe in den USA und glaube, die Effekte der Amerikanisierung in Leverkusen gut erkannt zu haben. Ich besuche nämlich regelmäßig während der Schulferien im Sommer für einige Wochen meine Großeltern in Leverkusen. Jedes Jahr hat sich in der Stadt ein bisschen geändert - sie wird immer amerikanischer.

Zum Beispiel, amerikanisches Schnellessen („Fast Food ) ist jetzt überall bekannt. Menschen werden jedes Jahr ein wenig dicker, und der Autoverkehr hat stark zugenommen. Auch die neue Rathaus-Galerie in der Stadtmitte sieht aus wie eine amerikanische „Shopping Mall“. Und, nicht zu vergessen, die deutsche Sprache enthält immer mehr englische Wörter. Die meisten Deutschen wissen ja schon lange, was ein Cheeseburger ist. Aber früher war es gar nicht einfach, den in Deutschland zu finden. Jetzt sind Cheeseburger nicht nur bekannt, sondern wohl auch sehr beliebt.

Die Leute lieben es

Jedes Jahr tauchen mehr Burger Kings, Pizza Huts und Starbucks auf. Der beliebteste Imbiss in Deutschland ist jetzt nicht mehr der Würstchenstand an der Ecke, sondern McDonald's. Das hat auch eine Untersuchung des Magazins „Business Week“ ergeben. Es sieht so aus, als ob McDonald's Slogan „Ich liebe es“ für Leverkusen zutrifft. Die Leute lieben es wirklich - und werden langsam, aber stetig dicker, obwohl das natürlich nicht nur wegen McDonald's so ist.

Wesentlich mehr Deutsche besitzen und benutzen Autos, dadurch wird der Einkauf weniger zu Fuß oder mit dem Rad erledigt. 89 Prozent der amerikanischen Familien haben nach aktuellen Untersuchungen ein oder mehrere Autos. Dagegen besitzen laut dem Statistischen Bundesamt 77 Prozent der deutschen Familien ein oder mehrere Autos. Dieser Unterschied wird von Jahr zu Jahr geringer.

Als ich das erste Mal in die Rathaus-Galerie in Leverkusen gegangen bin, da habe ich für einen kleinen Moment wirklich gedacht, ich bin noch in Amerika. Das neue Einkaufscenter ist riesengroß, komplett überdacht und hat viele Rolltreppen, genau wie ein typisches amerikanisches „Shopping-Center“. Inzwischen gibt es auch immer weniger Unterschiede zwischen der deutschen und amerikanischen Mode, da viele Kleidungsketten in beiden Ländern zu finden sind. Wenn ein Kleidungsstück mit Wörtern bedruckt ist, dann fast immer in englischer Sprache, auch wenn der Laden gar nicht aus Amerika kommt und der Aufdruck auf Englisch fast keinen Sinn hat. Englische Wörter werden auch in der deutschen Sprache immer öfter benutzt. Auf Schildern in den Geschäften steht beispielsweise „Sale“, „Hiring“ oder auch „Coffee to go“! Die Geschäfte heißen jetzt „Shops“, und Arbeit heißt jetzt auch „Job“. Ein Amerikaner könnte in Leverkusen einkaufen gehen, ohne Deutsch zu lernen. Sogar das Maskottchen der Fußballer von Bayer Leverkusen, ein Löwe, heißt „Brian the Lion“. Bedeutet das nun, dass die Deutschen mehr wie Amerikaner sein wollen? Mmmh, vielleicht. Aber es bedeutet auf jeden Fall, das Amerikanisierung auch in Leverkusen eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Und noch etwas ist mir besonders aufgefallen: Die Leute werden immer freundlicher. Ich habe ein Experiment gemacht. Beim Laufen (jetzt „Joggen“) grüße ich schon immer auch fremde Leute, denen ich begegne. Noch vor wenigen Jahren haben mich diese Unbekannten meist nicht angesehen, geschweige denn zurückgegrüßt. Inzwischen ist es aber nicht selten, dass Fremde zuerst grüßen, oft mit einem fröhlichen „Guten Tag“ und einem Kommentar zum Wetter. Auch in den Geschäften ist die Bedienung freundlicher und aufgeschlossener geworden. Es geht nicht nur um Verkaufsleistung, oft werden auch freundliche Worte gewechselt. Solches Verhalten ist in USA schon lange normal. Ich frage mich gerade, ob Deutschland mal genau so sein wird wie Amerika. Ehrlich gesagt, es wäre wirklich traurig, gäbe es keine Gründe mehr zum Reisen, weil Deutschland Amerika einfach zu ähnlich ist. Gleichermaßen wäre Amerika dann ja nicht mehr interessant für die Deutschen. Jedes Land ist einzigartig und soll auch einzigartig bleiben.

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