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Arafat beugt sich dem Druck aus Washington

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PLO-Chef Jassir Arafat versucht, seine Glaubwürdigkeit wieder herzustellen.

Jerusalem - In der Affäre um den versuchten Schmuggel von fünfzig Tonnen Waffen hat Palästinenser-Präsident Jassir Arafat erstmals personelle Konsequenzen angeordnet. Auf seine Weisung hin wurden Haftbefehle gegen drei mutmaßliche Drahtzieher erstellt, allesamt höhere Bedienstete der Autonomiebehörden.

Damit gab Arafat wachsendem Druck seitens Washingtons nach, das ihn in den vergangenen Tagen beschuldigt hatte, persönlich in das gescheiterte Schmuggelunternehmen verwickelt zu sein. Offenbar hofft der PLO-Chef den erlittenen Glaubwürdigkeitsverlust durch die Strafmaßnahmen zumindest im Ansatz wettzumachen. So entließ er den angeblichen Hauptverantwortlichen Fuad Schubaki, der bislang für Beschaffung und Finanzierung militärischer Güter zuständig war und die aus Iran stammenden Waffen bestellt haben soll. Zudem sollen zwei Generäle zur Verantwortung gezogen werden. Allerdings halten sich beide im Ausland auf. Ihnen wird vorgeworfen, mit Hilfe der von Iran gestützten Hisbollah das Schmuggelgeschäft gemeinsam mit Schubaki eingefädelt zu haben.

Der mit Katjuscha-Raketen, Mörsergranaten, Sturmgewehren und Munition beladene Frachter „Karine A“ war Anfang Januar von Israelis im Roten Meer gekapert worden. Sein Kapitän, der Exil-Palästinenser Omar Akawi, gab an, die Schiffsladung sei für die autonomen Gebiete bestimmt gewesen. Das von Israel vorgelegte Geheimdienstmaterial brachte die USA nach anfänglicher Skepsis zunehmend gegen Arafat auf. Die an dem Waffendeal beteiligten Personen stünden dem PLO-Chef so nahe, dass „kaum zu glauben ist, Arafat sei nicht involviert“, sagte US-Vizepräsident Dick Cheney. In gewissem Widerspruch steht dazu eine Bemerkung des US-Nahostvermittlers Anthony Zinni, wonach Arafat tief überrascht reagiert habe, als er in seinem Beisein von dem Waffenschiff erfuhr.

Arafat wie andere führende Autonomie-Politiker haben stets vehement dementiert, dass die „Karine A“ in ihrem Auftrag unterwegs war. Auch PLO-Repräsentant Sari Nusseibeh, der sich entschieden gegen den bewaffneten Kampf ausgesprochen hat, äußerte kürzlich den Verdacht, dass Israel den Palästinensern bewusst eine Falle stellen wollte. Schon vor Ankauf des besagten Schiffes im September, so Nusseibeh, habe es wahrscheinlich Diskussionen über den Verwendungszweck gegeben. „Von diesem Moment an besaß Israel offenbar volles Wissen über die Operation“. Dabei sei es dem israelischen Geheimdienst allem Anschein nicht in erster Linie darum gegangen, den Waffentransport zu verhindern, sondern ihn zu einem politisch opportunen Zeitpunkt auffliegen zu lassen. Zudem sei unwahrscheinlich, dass der Frachter fünfzig Tonnen Waffen unentdeckt durch den streng kontrollierten Suez-Kanal hätte befördern und an der von Israelis bewachten Küste Gazas entladen können. Angesichts dieser Umstände, konstatierte Nusseibeh, „muss in jedem Fall eine Portion Dummheit beteiligt gewesen sein“.

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