Aufregung um verschwundenen „Wurst-Willi“

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Das bekannte Kölner Original „Wurst-Willi“ wird vermisst. Es besteht der Verdacht, dass der 59-Jährige in den Wäldern der Eifel zusammengebrochen sein könnte.

Kall - Als „Wurst-Willi“ hatte es Wolfgang Korte in der Kölner Szene zu einiger Prominenz gebracht. Das „kölsche Original“ verkaufte nachts zunächst mit einem Bauchladen, später in einem Kiosk an der Ecke Klapperhof / Friesenviertel Würstchen. Zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens traf sich an seinem Imbiss alles, was in Künstler- und Szenekreisen Rang und Namen hatte. Auch prominente Politiker ließen sich von „Wurst-Willi“, wie Korte allseits genannt wurde, bedienen. Vor einiger Zeit schloss das Ordnungsamt das Geschäft allerdings wegen Steuerschulden. Korte hat mit seiner Lebensgefährtin einen gemeinsamen elfjährigen Sohn, der in einem Kinderheim im Raum Kall lebt. Beide besuchten das Kind vor zwei Wochen in der Eifel. Bei dieser Gelegenheit gab es auch ein so genanntes „Eltern-Gespräch“ in Anwesenheit einer Psychologin, das nach bisherigen Polizei-Erkenntnissen jedoch eskalierte. Korte und seine Lebensgefährtin stritten sich nach Polizeiangaben heftig.

Das „Eltern-Gespräch“ endete damit, dass „Wurst-Willi“ wutentbrannt und völlig aufgelöst aufsprang, die Bahnfahrkarten auf den Tisch warf, seinen Rucksack schnappte und das Haus verließ. Zuvor kündigte er noch an, dass er sich mit seiner Freundin für die Heimfahrt am Bahnhof treffen werde. Dort kam Korte jedoch nicht an, die Lebensgefährtin fuhr allein nach Köln zurück.

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Als der 59-Jährige zwei Tage später immer noch nicht nach Hause gekommen war, erstattete seine Lebensgefährtin Vermisstenanzeige bei der Kripo in Köln. Die nahm daraufhin routinemäßig Ermittlungen auf, die bisher allerdings kein greifbares Ergebnis brachten. Zuletzt gesehen wurde Korte am 17. Mai um 12.40 Uhr in der Kaller Ortsmitte.

Die Psychologin, die an dem Eltern-Gespräch teilgenommen hatte, gab gegenüber der Polizei an, dass sie bei Korte keinerlei Anhaltspunkte für Suizid-Absichten festgestellt habe. Die Fahnder verfolgen noch einen Hinweis, dass der 59-Jährige möglicherweise zu Verwandten nach Leipzig gefahren sein könnte.

Ein Bekannter Kortes erklärte gestern gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass „Wurst-Willi“ sehr an seinem Schäferhund „Queeny“ hing: „Der Hund war sein ein und alles. Den hätte er nie allein gelassen.“

„Wurst-Willi“ gilt allerdings als schwer kranker Mann. Er ist laut Polizei desorientiert und gehbehindert. Bekannte beschreiben ihn als herzkrank und als Diabetiker, der dringend regelmäßig seine Insulin-Injektion benötigt. Nach Polizeierkenntnissen hatte der 59-Jährige lediglich Insulin für einen Tag bei sich. Seine Verwandten befürchten nun, dass er sich über die Auseinandersetzung im Kinderheim derart aufgeregt haben könnte, dass er irgendwo im Raum Kall kollabierte und bisher nicht gefunden wurde.

Eine Suche mit einem Polizeihubschrauber hielt der Kölner Polizeisprecher Jürgen Göbel gestern für wenig zweckmäßig. Die Wälder seien zu dicht belaubt für eine Suche von oben.

Nach Polizeiangaben hatte Korte bei seinem Verschwinden rund 200 Euro Bargeld bei sich. Theoretisch wäre auch denkbar, dass er sich ganz woanders aufhält und noch gar nichts von der Suche nach ihm weiß.

Die Polizei beschreibt Korte folgendermaßen: 172 cm groß, braune, lockige Haare. Er war zuletzt mit einer kurzen hellblauen Hose und einem dunklen T-Shirt bekleidet und trug einen roten Rucksack. Hinweise unter 0221 / 2290.

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