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AusstellungHaben Schweine eine Seele?

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Insa Winkler drehte ein Video über MAssentierhaltung. (Bild: Winkler)

Insa Winkler drehte ein Video über MAssentierhaltung. (Bild: Winkler)

Innenstadt – Steigende Lebensmittelpreise, demonstrierende Milchbauern, Fernsehkochshow-Boom oder Genfood-Debatten: Essen ist in aller Munde. Essen ist eine biologische Notwendigkeit. Dass Essen aber auch viel über die jeweilige Kultur und den Umgang mit fremden Kulturen aussagt, soll die Ausstellung „Subkulinaria“ zeigen, die am Freitag in der Deutzer Brücke eröffnet wird, und mit der sich ein neues Kölner Institut erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Der junge Verein Cultura21 e.V. will Wissenschaftler und Künstler zusammenbringen, die sich mit sozialen und ökologischen Themen befassen. Namentlich angelehnt an die Agenda 21 wollen die Mitglieder der internationalen Plattform und ihre Gäste „die kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit“ ins Gespräch bringen.

Rasen in der Brücke

„Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen Kunst und Zivilgesellschaft. Anders können wir die Herausforderungen von Hunger in der Welt einerseits und Überproduktion andererseits nicht meistern“, so Davide Dutto, Vorsitzender von Cultura21. Der Ausstellungsraum in der Brücke, deren Innerstes normalerweise nicht zugänglich ist, soll die verborgenen Dimensionen von „Essen als Subkultur“ symbolisieren.

In dem Hohlkörper gibt es allerlei Assoziationen zum Thema. Der Künstler Alex Mora verlegt 70 Quadratmeter Rollrasen; eine Klangplastik von Johannes S. Sistermanns beweist mit Reiskochgeräuschen, dass man Geschmack hören kann; Insa Winkler führt ihr Video „Haben Schweine eine Seele?“ vor, in dem sie sich mit Massentierhaltung auseinandersetzt; und der italienische Fotograf Davide Dutto zeigt Bilder aus einem Gefängnis, die die Kochkultur von Inhaftierten in deren Zellen dokumentieren.

Weniger Appetit machen dürfte die Malerei von Charles de Moura, der mit zerlaufenden Lackfarben und Säuren unter den Abflussrohren als „Verdauungssystem der Brücke“ das entfremdete Verhältnis des Menschen zu seiner Nahrung darstellen will. Unbequem sind auch die Erkenntnisse des Fotografen Claus Dieter Geissler über die „Costa del Plastico“. So nennt er einen Küstenstreifen in Almeria (Südspanien), der zur künstlichen Züchtung von billigem Gemüse „mittlerweile komplett mit Plastik überzogen ist“. Absichtlich unscharfe und damit anonyme Darstellungen von Landarbeitern ohne Pass, die für einen „Hungerlohn“ arbeiten, „damit wir billig einkaufen“, stehen dafür.

Die Ausstellung, die bis zum 17. August zu sehen ist, soll zu einem Treffpunkt werden für Sparten, „die normalerweise nicht zusammenarbeiten“. Gelegenheit dazu bieten neben der Kunst ein breites Rahmenprogramm sowie ein Infomarkt.

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