Balkonpflanzen richtig düngenNachhilfe für Geranie und Petunie

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Pflanzen müssen sich ernähren wie Mensch und Tier. In der Natur ist das alles geregelt: Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien bereiten ihnen die Erde immer wieder so auf, dass ihr Tisch permanent mit ihren Lieblingsgerichten gedeckt ist: Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium und Eisen. Alles Nährstoffe, ohne die Pflanzen weder wachsen noch blühen können.

Einer Pflanze auf einem Balkon oder einer Terrasse fehlt dieser natürliche Service. Sie wächst in einem völlig unnatürlichen Lebensraum heran. Eingequetscht in einen Blumentopf oder in einen Balkonkasten, können sich ihre Wurzeln nur unzureichend entfalten. Ihre empfindlichen Wurzelspitzen dürsten nach Nahrung in einer Erde, die industriell aufbereitet, einmal aus einer Plastiktüte kam. Das, was der Gartenfachmann „Nährstoffdynamik“ nennt, ist hier so gut wie nicht zu finden.

Wer Pflanzen unter solch ungünstigen Umständen zum Wachsen und Dauerblühen anregen möchte, muss nachhelfen. „Zum Düngen von Balkonpflanzen gibt es überhaupt keine Alternative“, betont Gerhard Renker, Berater für Zierpflanzenbau im Gartenbauzentrum Auweiler-Straelen. Zwar würden die Hersteller von Blumenerde ihrem Produkt bereits Dünger beimischen, der reiche aber nur für die Grundversorgung von drei bis vier Monaten. Wer dann nicht nachdüngt, wird täglich auf Pflanzen schauen, die hungrig sind: Ihr sattes Grün wird immer heller. Immer schlapper und trauriger wirken sie mit der Zeit. Auch wachsen sie nicht mehr richtig, und Knospen bilden sie gar nicht mehr aus.

Zwei Grundentscheidungen

Allerdings braucht ein Pflanzenliebhaber keine naturwissenschaftliche Vorbildung, um seinen Balkon trotzdem in eine blühende Kleinlandschaft zu verwandeln. Eigentlich muss er dafür nur zwei Grundentscheidungen treffen: Die Erste betrifft die Art des Düngers. Angeboten werden nämlich „mineralische“ und „organische Volldünger“. Mineralische Dünger werden chemisch hergestellt. Ihre Nährstoffe sind an Salze gebunden, lösen sich schnell auf und können so schnell und direkt von den Pflanzen aufgenommen werden. Organische Dünger kommen in der Natur vor. Zu ihnen gehören zum Beispiel Hornspäne, Guano oder Algenextrakte. Ihre Nährstoffe müssen erst durch die Mikroorganismen im Boden aufgeschlossen werden. Zuerst muss der Dünger also die Bodenflora entsprechend vorbereiten, dann beginnt der Prozess der Aufbereitung, und erst danach stehen die Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung.

Beide Düngerarten enthalten die wichtigsten Pflanzennährstoffe, abgestimmt auf ein Leben im Topf. „Mit welcher Art Dünger man arbeitet, ist eine Sache der Weltanschauung“, meint Gerhard Renker. Gerade die „Ökolandbauern“ unter den Balkongärtnern mögen vielleicht den „natürlichen“, organischen Dünger vorziehen. Doch selbst der, gibt Fachmann Renker zu bedenken, wachse ja nicht auf dem Baum. „Der Pflanze ist die Entscheidung des Hobbygärtners letztlich ganz egal.“

Die zweite Entscheidung ist die zwischen festem, pulverisiertem, flüssigem und Langzeitdünger. Feste Dünger sind zum Beispiel Düngestäbchen oder -drops. Sie werden einfach zwischen Gefäßrand und Pflanze in die Erde gesteckt und geben ihre Nährstoffe über zwei bis drei Monate ab. Pulverisierter und flüssiger Dünger wird im Gießwasser aufgelöst. Unschlagbarer Vorteil bei dieser Variante: Das Essen steht sofort auf dem Tisch, oder wissenschaftlicher ausgedrückt, die Nährstoffe stehen den Pflanzen sofort zur Verfügung. Allerdings nur eine Woche lang. Dann muss die Prozedur wiederholt werden. Wer die Düngergabe vergisst, schaut ganz schnell wieder auf schlappe Hungerleider.

Eine dritte Alternative wäre der Langzeitdünger. Hierbei handelte es sich um kleine gelbliche Kügelchen, die mit einer Art Kunstharz ummantelt sind. In ihrem Inneren befindet sich der Dünger. Wie diese Kügelchen nun genau in der Lage sind, durch Feuchtigkeit und Wärme über teilweise ein halbes Jahr lang Balkonpflanzen mit Nahrung zu versorgen, bleibt ein Geheimnis der Hersteller. Wichtig für den Hobbygärtner ist nur, dass sie das tatsächlich zuverlässig tun. Bei Profis ist das Düngen mit solchen Präparaten längst Standard.

Für welche Art des Düngens man sich auch immer entscheidet, alle Formen werden sowohl in der „organischen“ als auch in der „mineralischen“ Variante angeboten. Für Menschen mit einer ausgeprägten Entscheidungsschwäche stehen sogar Mischformen bereit.

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