Bayer-KaufhausNach 111 Jahren die Türen geschlossen

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Der Prachtbau mit Kuppel: 1911 wurde das "Neue Kaufhaus" der Farbenfabriken eröffnet.

Der Prachtbau mit Kuppel: 1911 wurde das "Neue Kaufhaus" der Farbenfabriken eröffnet.

Wiesdorf – Das Jahr 2008 wurde im Bayer-Kaufhaus mit dröhnenden Schlagbohrern begrüßt. Nach Stadt- und Rathaus war es das dritte Gebäude, dem das Abbruchunternehmen THK zu Leibe rückte. Das Warenhaus, einst das Erste Haus am Platze, musste dem Neubau der „Rathaus-Galerie“ weichen.

111 Jahre zuvor hatte die Geschichte des Hauses begonnen, allerdings an anderer Stelle. In Alt-Wiesdorf an der Hauptstraße wurde 1897 die „Consumanstalt der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co." gegründet. Zweck der Einrichtung war es, die dringendsten Bedürfnisse der damals noch überschaubaren Farbenfabriken-Belegschaft zu befriedigen. Doch das Werk am Rhein wuchs schnell, immer mehr Menschen zogen in die Kolonien und bald schon war die „Consumanstalt“ zu klein geworden.

Ein neubarocker Konsumtempel wurde schließlich erbaut, zentral gelegen am Schnittpunkt der alten Provinzialstraße Köln-Düsseldorf (B8) und dem Verbindungsweg zwischen Wiesdorf und Schlebusch, der späteren Rathenaustraße. 1911 öffnete das „Neue Kaufhaus der Farbenfabriken“ seine Pforten und ließ die Kunden staunen. Der Prachtbau beeindruckte mit Kuppel, Säuleneingang, Freitreppe, Aufzügen und elektrischem Licht.

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Sehen lassen konnte sich auch das Warenangebot im neuen Kaufhaus. Ein Beispiel: 39 Zigarren-Sorten führte der Katalog der „Colonialwaren und Delicatessen“ von 1911 auf. Anfang der 20er Jahre betrug allein der Umsatz an Zigarren sagenhafte 119 275 Mark.

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde das Bayer-Kaufhaus beschädigt. Bomben trafen die Kuppel des repräsentativen Baus. 1947, als die größten Trümmer beseitigt waren, startete der Verkauf in der Lebensmittelabteilung wieder. In den folgenden Wirtschaftswunderjahren stieg der Umsatz rasant an. Die Folge: Das Haus wurde bis 1958 renoviert und vergrößert.

Fünf Jahrzehnte später endete die Gechichte des Bayer-Kaufhauses in Wiesdorf. Bayer verkaufte die Immobilie an das Unternehmen ECE, das diese am Neujahrstag 2008 übernahm. Bereits im Herbst 2007 wurde der Abschied vom Warenhaus eingeläutet. Während an Stadthaus und Rathaus bereits die Bagger nagten, schloss im Bayer-Kaufhaus zunächst die Lebensmittelabteilung im Untergeschoss. Es folgte ein Räumungsverkauf, der die Kunden in Massen anlockte. Wühltische und riesige Kleiderständer waren bereits an die Stelle der bisherigen Einrichtung getreten. An der Fassade wurde es währenddessen noch einmal nostalgisch. Die nüchterne Nachkriegsfassade wurde mit einem großen Banner verhüllt, darauf abgebildet der erste neobarocke Einkaufstempel.

Am 22. Dezember 2007, einem Samstag, schloss das Wiesdorfer Warenhaus für immer seine Türen. Am 2. Januar rückte der Entrümpelungstrupp an und begann damit, das Bayer-Kaufhaus auszuräumen.

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