Bayer-KritikerDer große Rundumschlag

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Sieht noch kein Ende der Krise: Bayer-Chef Werner Wenning. (Archivbild: Ralf Krieger)

Sieht noch kein Ende der Krise: Bayer-Chef Werner Wenning. (Archivbild: Ralf Krieger)

Leverkusen – Recht früh dran sind sie diesmal: Am Donnerstag kam Bayer seiner Pflicht nach, einen Packen Gegenanträge zu veröffentlichen, über die auf der Hauptversammlung am 12. Mai abgestimmt wird. Urheber ist nach alter Sitte die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“, die das Handeln des Konzerns mit Argusaugen betrachtet und diesmal eine ganz besonders lange Reihe von Verfehlungen sieht. Mit der Folge, dass weder der Vorstand um Werner Wenning noch der Aufsichtsrat unter Wennings Vorgänger Manfred Schneider entlastet werden soll.

Dass sich die „Coordination“ mit ihren Anträgen durchsetzen wird, kann getrost ausgeschlossen werden. In Wirklichkeit geht es dem Düsseldorfer Club freilich auch weniger ums Ergebnis als um die öffentliche Diskussion. Deshalb wird es auf dem Aktionärstreffen, das erstmals seit Menschengedenken nicht in Köln, sondern in Düsseldorf sein wird, wieder einmal Protestaktionen geben. Ob es sich bemerkbar machen wird, dass die Kritiker ausnahmsweise ein Heimspiel haben? Man wird sehen.

Fest steht schon heute, was die Coordination alles für falsch hält. Zählen wir mal einiges auf:

- den Plan, die Produktion von Lackrohstoffen in Dormagen und Brunsbüttel zu erweitern: Dagegen spreche, dass dabei weiterhin das Atemgift Phosgen eingesetzt werde. Das sei unnötig: Es gebe phosgenfreie Verfahren. Bayer müsse sie nur weiterentwickeln.

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- die große Bienen-Affäre: Im vorigen Mai starben in Süddeutschland 330 Millionen Tiere; nach Darstellung der Coordination wurde „in allen untersuchten Bienen der Bayer-Wirkstoff Clothianidin nachgewiesen“. Es sei unverantwortlich, dass sich der Vorstand weigere, den Verkauf des Pestizids in Deutschland zu stoppen.

- die Dividenden-Erhöhung: Während die Beschäftigten, etwa bei Bayer Material Science, Arbeitszeitverkürzungen mit Lohnsenkungen und Zwangsurlaub hinnehmen müssten, sollten die Aktionäre keinerlei Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten: „Das ist zynisch.“

- die Kooperation mit der Uni Köln: Der Vertrag über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Pharmaforschung wird nicht offen gelegt, die Coordination befürchtet „eine Ausrichtung der pharmakologischen Forschung an öffentlichen Einrichtungen nach rein wirtschaftlichen Kriterien“. Die Wahl von Bayers Arbeitsdirektor Richard Pott in den Kölner Hochschulrat sei bei den Studierenden im Übrigen auf „erbitterten Widerstand“ gestoßen.

- die Kohlenmonoxid-Leitung: Die Pipeline zwischen den Werken in Uerdingen und Dormagen sei „gefährlich und unnötig“; Bayer könne in Uerdingen eine moderne Produktionsanlage für Kohlenmonoxid bauen und die Leitung überflüssig machen.

- das neue Steinkohlekraftwerk: Die Pläne, in Uerdingen, außerdem in Brunsbüttel und Antwerpen, neue Anlagen zur Kohleverstromung zu bauen, seien energiepolitische Weichenstellungen, „die den Klimaschutz auf Jahrzehnte hinaus torpedieren“. Allein das Uerdinger Kraftwerk werde jährlich 4,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen, schreibt die Coordination.

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