Bier- Ausstoß sinktDas Kölsch fließt nicht mehr so flüssig

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Ein Köbes serviert frisch gezapftes Kölsch in einem Brauhaus. (Bild: dpa)

Ein Köbes serviert frisch gezapftes Kölsch in einem Brauhaus. (Bild: dpa)

KÖLN - Das Rauchverbot in Esslokalen und die Wirtschaftskrise haben die Kölsch-Brauer im vergangenen Jahr Umsatz gekostet. „Unser Ausstoß ging 2008 um 2,4 Prozent auf 2,18 Millionen Hektoliter zurück“, sagt der Vorsitzende des Kölner Brauerei-Verbandes und Chef der Gaffel-Brauerei, Heinrich Becker. Die Produktion der obergärigen Bier-Spezialität aus Köln musste damit einen doppelt so großen Einbruch hinnehmen wie die deutschen Brauer insgesamt. Deren Absatz ging 2008 um 1,1 Prozent auf knapp 103 Millionen Hektoliter zurück.

„Trotzdem können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“, sagt Axel Haas, Vorstandsmitglied des Verbands und Chef der Erzquell-Brauerei (Zunft-Kölsch) in Bielstein. Er begründet das mit dem wesentlich schlechteren Abschneiden der Altbier-Konkurrenten, deren Produktion laut Statistik des Brauereiverbandes NRW um fast acht Prozent einbrach. Vor wenigen Jahren hatte Alt noch die Nase vorn. Inzwischen hält die Sorte in NRW nur noch einen Marktanteil von 8,7 Prozent, Kölsch dagegen schon 16,4 Prozent. Insgesamt bleibt Pils aber mit gut 73 Prozent Marktanteil in NRW die mit großem Abstand führende Biersorte. Becker und Haas konstatieren jedoch genüsslich, dass die „großen Fernsehbiere“, wie sie die stark beworbenen Pils-Marken Warsteiner, Krombacher, Bitburger und König nennen, 2008 jeweils über drei Prozent und damit stärker verloren hätten als der Kölsch-Markt. Offenbar hätten in Deutschland insgesamt eher die kleineren regionalen Biermarken zulegen können. Auch Köln lebe von der Vielfalt der lokalen Marken, sagen die Vertreter des Verbandes, der in diesem Jahr seit 90 Jahren besteht.

Tatsächlich gibt es - auch ohne reine Handelsmarken - immer noch mehr als 20 eingesessene Kölsch-Marken. Die starke Konzentration der vergangenen Jahre hat allerdings dazu geführt, dass inzwischen schon 90 Prozent der Produktion aus lediglich fünf Braustätten kommen. Allein die zum Oetker-Konzern gehörende Bergische Löwen-Brauerei in Mülheim produziert Gilden, Sion, Sester, Küppers, Kurfürsten, Peters und - als Lohnbrauer - auch Ganser-Kölsch.

Nischen zur AbrundungDie beiden großen Brauereien mit Mono-Marken sind Reissdorf und Früh. Die Gaffel-Brauerei produziert neben ihrer Hauptmarke auch Richmodis und Garde-Kölsch. Aus der Erzquell-Brauerei kommen Zunft-Kölsch und außerdem für die Dom-Brauerei, die keine eigene Braustätte mehr hat, auch deren Marken Dom, Giesler und Rats-Kölsch. Die letzten zehn Prozent des Marktes entfallen auf Nischenprodukte wie Mühlen, Päffgen, Sünner und Bischoff. Nicht im Verband sind die Eigentümer der vergleichsweise winzigen Kölsch-Marken Hellers und Stecken-Kölsch.

Interessant ist, dass sich 2008 auf dem Kölsch-Markt die Schere zwischen Fass- und Flaschenbier öffnete. Der Absatz von Kölsch in Flaschen stieg um ein Prozent, während das Fassbier um sieben Prozent einbrach. Nach wie vor hat aber die Sorte Kölsch mit 42 Prozent einen erstaunlich hohen Fassbieranteil.

Für das laufende Jahr erwarten die beiden Vorstandsmitglieder des Kölsch-Verbandes eher einen weiteren Rückgang beim Bierausstoß insgesamt und auch für ihre eigene Sorte. Dies gelte jedenfalls dann, wenn sich die Wirtschaftskrise so fortsetze, wie das derzeit allgemein erwartet werde. Einen Ausgleich könnte da nur ein besonders schöner Sommer bringen, der für höheren Absatz sorgt - aber die Hoffnung darauf hat sich in zurückliegenden Jahren schon zu oft getrogen als dass sich die Brauer darauf noch verließen.

Hohe Erwartungen an alkoholreduziertes oder -freies Kölsch erfüllten sich ebenfalls nicht: Am gesamten Kölsch-Ausstoß halten akoholfreie Varianten einen Anteil von nur 0,6 Prozent und die alkoholreduzierten gar nur 0,24 Prozent. Biermischgetränke mit Kölsch (und zum Beispiel Cola) gibt es zwar, ihr Marktanteil liegt aber eher im Promillebereich.

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