Bläcker Mann

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Urkunden des hohen Mittelalters bezeichnen das heutige Kierberg 1222 als Meregge. Aus dem Keltischen übersetzt man Meregge mit „Blinkender Eckpunkt“, wobei man vermutlich an die von der Süd- und Ostsonne beschienene Bergkuppe dachte. Nahezu zeitgleich taucht der Name „Kyrbergh“ in einer Urkunde des Klosters Benden auf, wo „die beherrschende Lage des auf der Bergkuppe befindlichen kleinen Kirchleins“ erwähnt wird. Erst 1821 wurde daraus das heutige Kierberg.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in Kierberg 35 Häuser genannt, 1890 lebten in Kierberg und Heide zusammen 830 Menschen, heute sind es allein in Kierberg etwa 4400.

Der Siegesbach trieb früher zwischen Brühl und Heide sieben Mühlen, davon lagen vier auf Kierberger Gebiet: die Lohmühle, die Röntnichsmühle, die Ippensmühle, die inzwischen zu der Wohnanlage Mühlenhof umgebaut wurde, die Theißmühle. Diese Mühlen verarbeiteten das Getreide der Gegend, die Ernte der Raps- und Rübsamenfelder sowie die zum Gerben notwendige Eichenlohe.

Die Kierberger waren früher meist kleine Landwirte oder verdienten ihr Geld in dem großen, bis an den Ort reichenden Vorgebirgswald als Holz- und Waldarbeiter. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts brachte auch die Brikettherstellung neue Arbeitsplätze, unter anderem in den Gruhlwerken I und II.

1874 wurde die Eisenbahnlinie Köln-Trier eröffnet. Die Schienen schnitten einen tiefen und breiten Graben durch die Bergkuppe, der von einer Straßenbrücke überspannt wird.

Der „Bläcke Mann“, die Statue, die heute im Kierberger Bahnhofspark steht, wurde 1900 von einem namhaften Berliner Bildhauer nach einer Darstellung des „Raubs der schönen Helena“ für die Weltausstellung in Paris geschaffen. Mit der Reichsbahn sollte das Kunstwerk von Berlin nach Frankreich transportiert werden. Auf dem Rangierbahnhof in Köln stießen zwei Dampflokomotiven zusammen. Dabei stürzte die Skulptur, ein Arm der Sabinerin brach ab, und damit war die Statue für die Weltausstellung unbrauchbar. Sie landete in einem Nebengebäude des Kierberger Bahnhofs. Ein damaliger Bahnhofsvorsteher holte sie nach etwa zehn Jahren hervor und stellte den spärlich bekleideten griechischen Krieger und die noch weniger bekleidete Helena in die hinterste Ecke des Parks. Bis Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts war der „bläcke Mann“ (der nackte Mann) Treffpunkt junger Frauen und Männer, die unbeobachtet sein wollten. Die Nationalsozialisten stellten die Statue vor ein Hochkreuz im Schlosspark, um katholische Christen zu provozieren und sie von dortigen Prozessionen abzuhalten. Auf Initiative der damals jungen KG Löstige Kierberger und eines städtischen Mitarbeiters wurde das Denkmal schließlich 1976 wieder in den Kierberger Park gebracht.

1975 war die Eisenbahnbrücke so marode, dass sie erneuert werden musste. Eine von dem Erftstädter Künstler Jan Schlesinger 1978 geschaffene Bronzeskulptur, bekannt als die Brückenmännchen, soll die Wendeltreppe, die von der Brücke hinab führt, zieren. Sie stellt Kierberger dar, die sich auf dem Weg zum Einkaufen, zur Kirche, zur Schule befinden.

15 Vereine undGemeinschaften sind der Dorfgemeinschaft Kierberg angeschlossen. Sie alle sind auf der neuen Internet-Seite aufgeführt.

(bj)

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