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BürgerbeteiligungDie Strunde geht nicht unter

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Der Strunder Bach erreicht schon heute nicht mehr sein oberirdisches Ende am Arnsberger Platz - er wird in den Faulbach eingeleitet. (Bild: Schäfer)

Der Strunder Bach erreicht schon heute nicht mehr sein oberirdisches Ende am Arnsberger Platz - er wird in den Faulbach eingeleitet. (Bild: Schäfer)

Buchheim – Die Verwaltung ist bei der Bezirksvertretung Mülheim mit Plänen, den Strunder Bach zwischen dem Gut Herl und dem Arnsberger Platz trocken zu legen, abgeblitzt. Die Bezirksvertretung beschloss stattdessen, die Bürger zu einer Informationsveranstaltung einzuladen und erst danach eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Der etwa 900 Meter lange Abschnitt des Strunder Bachs gehört zu der geplanten Kultur- und Landschaftsachse, die im Zuge der "Regionale 2010" zu einem Erlebnisweg ausgebaut werden sollte - von Bergisch Gladbach bis zur Mündung in den Rhein. Markante Punkte sollten zu "Lupenräumen" gestaltet werden: Plätze, an denen mit Hinweistafeln auf Besonderheiten im Bachverlauf hingewiesen wird. Dazu gehören die Isenburg in Holweide, das sogenannte Kreuzwasser zwischen Schlagbaumsweg und Gesamtschule Holweide, wo sich Strunde und Faulbach kreuzen, sowie die Stelle am Arnsberger Platz, wo das Gewässer unter die Erde in einem Mischwasserkanal verschwindet, Auf dem Abschnitt, den die Stadt trocken legen will, waren ein Spiel- und Erlebnisbereich für Familien und der Lupenraum "Wo die Strunde untergeht" geplant. Doch schon jetzt fließt dort kein Wasser mehr - der Bach wird bereits oberhalb in den Faulbach eingeleitet.

Einleitung in Mischwasserkanal eigentlich vom Gesetz untersagt

"Wir haben in Abstimmung mit den Stadtentwässerungsbetrieben vor, die Strunde dauerhaft in den Faulbach einzuleiten", sagte Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts. Henning Werker, Leiter Planung und Bau bei den Stadtentwässerungsbetrieben (StEB), erklärte: "Die Einleitung in den Mischwasserkanal ist eigentlich vom Gesetz untersagt, wir hatten nur eine vorläufige Ausnahmegenehmigung." Also beauftragte man ein Ingenieurbüro, Lösungen zu finden. "Attraktiv, aber auch am teuersten wäre es, den Bach in einem neuen Lauf bis zum Rhein fließen zu lassen", sagte Werker. Im Stadtgarten Mülheim könnte er dann sogar, wie früher, oberirdisch verlaufen. Doch die Kosten dafür würden etwa zwei Millionen Euro betragen. Werker: "Das ist bautechnisch sehr aufwendig und würde sich nur lohnen, wenn ohnehin größere Baumaßnahmen im Kanalnetz oder im Straßenraum durchgeführt werden." Das sei aber nicht absehbar.

Andere Varianten seien das Versickern des Wassers auf einem Feld, im Wald oder auf einer Spielplatzfläche. Sie scheitern daran, dass keine geeigneten Flächen zur Verfügung stehen. Eine weitere Möglichkeit sei, eine Schwelle am Einleitungsgitter am Arnsberger Platz anzubringen, so dass das Wasser nicht in den Kanal gelangt, sondern verdunstet. Auf dem in diesem Bereich geplanten Erlebnisspielplatz wäre ein Wasserspiel denkbar, um die Verdunstung noch zu verstärken. Dass dort nur die entsprechende Wassermenge ankomme, könne man an der Kreuzung zum Faulbach regeln. "Doch der Bach ist mit Zink und anderen Metallen belastet", gab Werker zu bedenken. Aus Gründen des Gesundheitsschutzes müsse dort ständig geprüft und alle paar Jahre der Bachgrund ausgetauscht werden, was jeweils bis zu 500 000 Euro kosten würde. Die Metalle stammen laut Werker vom Oberlauf in Bergisch Gladbach, wo sie als natürlich vorkommende Stoffe aus dem Boden ausgewaschen werden.

Einstimmiges Votum für Bürgerbeteiligung

"Wir wollen nicht, dass das Bachbett zugeschüttet wird", sagte Karl-Heinz Frebel (SPD). Er wundere sich auch über die angebliche Belastung des Gewässers. Frebel: "Die Kleingärtner hier in Buchheim haben Proben nehmen lassen und nichts nachweisen können." Er forderte daher eine Bürgerbeteiligung, bevor die Bezirksvertretung etwas beschließt. Dem schloss sich auch Stephan Krüger (CDU) an. Andrea Restle (Grüne) fragte, ob das Land Kosten für die teure Variante übernehmen könne. "Das hat die Bezirksregierung abgelehnt", sagte Werker. Die Bezirksvertretung votierte einstimmig für die Durchführung einer Bürgerbeteiligung und verschob ihre Entscheidung bis nach diesem Termin.

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