Abo

Bunkeranlagen bleiben erhalten

Lesezeit 3 Minuten

Vogelsang - Das militärische Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes verhinderte effektiv, dass die dort zahlreich zu findenden Bunkeranlagen durch den Eigentümer Bund völlig geschleift wurden. Für die Bodendenkmalpflege entpuppt sich diese Tatsache heute als Glücksfall. Gleich 14 Bunkeranlagen und Stellungen im Bereich Vogelsang wurden Anfang Dezember unter Bodendenkmalschutz gestellt. Es handelt sich um die ehemalige „Igelstellung Vogelsang“, eine völlig einmalige Angelegenheit im Zusammenhang mit dem Bunkerbau der Nazis in Westdeutschland, sowie eine Stellung der „Luftverteidigungszone West“ (LVZ) südwestlich von Wollseifen.

Insgesamt gibt es im ehemaligen Sperrgebiet, dem heutigen Nationalparkgebiet, sogar drei verschiedene Bunkerarten: neben „Igel“ und „LVZ“ sind das die Bunker entlang des Nordufers der Urfttalsperre, die zur zweiten Linie des Westwalls gehören, die Urft aufwärts bis nach Kall-Anstois reichte.

Die riesigen Betonbrocken entstanden von 1938 bis 1940 unter gewaltigem Einsatz von Menschen, Material und Propaganda. Der militärische Wert der Bunkerstellungen und Panzerhindernisse („Höckerlinie“) hielt sich eher in Grenzen. Aber der beabsichtigte propagandistische Effekt des angeblich unüberwindlichen Bollwerks im Westen verfehlte seine Wirkung nicht. Selbst 1944 stoppten die vorrückenden Invasionstruppen der USA vor der „Siegfriedlinie“.

Wenige Monate später überwanden die GIs die längst nicht mehr verteidigungsbereite Bunkerlinie relativ zügig. 1947 und 1948 wurden die Betonunterstände unter Aufsicht der britischen Besatzung nahezu allesamt in die Luft gejagt. Wobei die Bunker sich auch dank ihrer Eisenarmierung als überaus zähe Brocken entpuppten. Vielfach wurde lediglich die Bunkerdecke angehoben, die sich dann wieder auf die Außenmauern legte. So blieben viele Bauwerke erhalten und stellen bis heute bedeutende Zeugnisse dieses Propagandabauwerks aus der Zeit des Nationalsozialismus dar.

Jahrelange Proteste

Nach jahrelangen vergeblichen Protesten gegen die weitere Zerstörung der Zeugnisse hat sich nun eine „große Koalition“ für den Erhalt der wenigen noch vorhandenen Westwall-Relikte gefunden. In seltener Eintracht fordern beispielsweise der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Eifelverein die Einrichtung eines Westwall-Museums auf Vogelsang und den Erhalt der letzten Stellungen.

Als ganz ungewöhnliches Relikt wurde nun der „Igel“ Vogelsang unter Schutz gestellt. Der Westwall an sich war eine Linienverteidigung von Niederrhein bis nach Basel. Der „Igel“ hingegen war eine Bunkerstellung, die ausschließlich zum Schutz der damaligen „NS-Ordensburg“ Vogelsang errichtet wurde. Es handelt sich um Maschinengewehr-Stellungen und Bunker, die mit Panzerabwehrwaffen ausgestattet waren. Die Bunker ziehen sich halbkreisförmig vom Morsbachtal aus am Walberhof und der Zufahrt nach Vogelsang entlang und umgehen die heutige Wüstung Wollseifen südwestlich bis zur Gemarkung „Hühnerkopf“.

Südlich dieser Igelstellung befinden sich bis heute die Überreste der „Geschützstellung Vogelsang“, einer großen Flugabwehrbatterie im Rahmen der Luftabwehr an der Westgrenze. Ab 1938 hatte sich die Luftwaffe mit der Planung einer „Luftschutzzone West“ befasst. Zwischen Jülich und Speyer sollten seit dem Frühjahr 1939 60 leichte und schwere verbunkerte Flak-Batterien installiert werden. Nach dem Vordringen der Wehrmacht im Westen im Frühjahr 1940 verloren diese Flugabwehrstellungen ihre militärische Bedeutung. Sie wurden - wie die Westwall-Anlagen - abgerüstet.

KStA abonnieren