CDU-Politiker soll Zeugnis gefälscht haben

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Fröndenberg/Hamm - Der ehemalige Vorsitzende der JungenUnion im Ruhrgebiet soll ein Magister-Zeugnis gefälscht haben, umLeiter des Stadtarchivs Hamm zu werden. Die StaatsanwaltschaftDortmund ermittelt gegen den 31-jährigen Dirk Sodenkamp wegenAnstellungsbetruges und Urkundenfälschung. Die Behörde stützt sichauf ein Interview Sodenkamps mit der Tageszeitung "WestfälischerAnzeiger" (WA, Hamm, Samstagsausgabe). Darin hatte er die Fälschungmit den Worten "Ich habe das getürkt. Ich stehe fassungslos vor mirselbst" eingeräumt. Die Stadt Hamm stellte ebenfalls Strafantragwegen Anstellungsbetruges und Urkundenfälschung. Sodenkamp war überFröndenberg hinaus bekannt geworden, als er 2004 dort mit 29 Jahrender jüngste jemals gewählte CDU-Bürgermeister werden wollte. Sodenkamp, der in Fröndenberg (Kreis Unna) CDU-Vorsitzender undFraktionschef ist, wollte sich am Montag nicht mehr zu den Vorwürfenäußern und verwies auf das "schwebende Verfahren". Bereits am Samstaghatte er seinen Posten als Bezirksvorsitzender Ruhr geräumt. Auch vonseine anderen Ämtern wolle er zurücktreten, sagte er der DeutschenPresse-Agentur dpa. Sodenkamp erklärte, dass er noch Magisterstudentan der Universität Münster sei mit den Fächern Geschichte, Politikund öffentliches Recht. Es müsse noch geklärt werden, wann eineAbschlussprüfung stattfinden könne. Er rechne damit, dass sich dieUniversität nun bei ihm melden werde. Die Universität wollte zunächstkeine Stellungnahme abgeben. "Wir prüfen den Sachverhalt", sagte einSprecher. Sodenkamp war nach Angaben des 1. Beigeordneten der Stadt Hamm,Jörg Hegemann (CDU), vor Kurzem durch eine Auswahlkommission derVerwaltung einstimmig für zwei Jahre befristet zum neuen Leiter desStadtarchivs gewählt worden. Voraussetzung für den Posten war einabgeschlossenes Hochschulstudium. Die Entscheidung hatte nach Angabendes WA in Hamm bereits seit Tagen für Aufregung gesorgt. DieOpposition habe geargwöhnt, dass CDU-Oberbürgermeister ThomasHunsteger-Petermann bei der Stellenbesetzung weniger auf dieQualifikation als auf das Parteibuch geschaut habe, so die Zeitung.Mitte vergangener Woche hatte er dann auf den Posten verzichtet -unter Verweis auf die Debatte um seine Person. Am Freitag räumte erdann die Fälschung gegenüber dem WA-Redakteur und einem CDU-Parteimitglied in Fröndenberg ein. Auf Antrag von SPD und Grünen gibt es kommende Woche Dienstag nuneine Ratssondersitzung zu dem Thema. Die Hammer BürgermeisterinMonika Simshäuser (SPD) will dabei nach eigenen Angaben vomOberbürgermeister wissen, warum Sodenkamp der beste unter den über 60Bewerbern gewesen sein soll. Der OB müsse "hier Verantwortungübernehmen", meinte sie. Für die CDU in NRW äußerte sich der Landesvorsitzende der JungenUnion, Sven Volmering. Er sprach von einem "tragischen Fall", überden viele "JU'ler" tief betroffen seien. Der Rücktritt und diesofortige Niederlegung aller politischen Ämter sei die einzigrichtige und unvermeidbare Konsequenz gewesen. Bei aller Kritik dürfeder Mensch Dirk Sodenkamp, der für CDU und JU sehr viel geleistethabe, jedoch nicht vergessen werden. "Wir wünschen Dirk Sodenkamp beider Neuordnung seines Lebens viel Kraft und die Unterstützung ihmnahe stehender Menschen."(dpa)

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