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ComputerkonzernSupercomputer von Bull

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Der neue Hochleistungsrechner im Forschungsrechner Jülich. (Bild: WE)

Der neue Hochleistungsrechner im Forschungsrechner Jülich. (Bild: WE)

KÖLN - Der französische Computerkonzern Bull entwickelt sich mehr und mehr von einem Hardware-Lieferanten zu einem Anbieter vielfältiger Dienstleistungen. Einen großen Sprung hat Bull dabei in Deutschland im vergangenen Jahr mit der Übernahme der science+computing AG mit 270 Mitarbeitern gemacht. Mit ihnen zusammen hat sich die Mitarbeiterzahl von Bull in Deutschland auf knapp 500 erhöht und damit mehr als verdoppelt.

Im kommenden Jahr ist die deutsche Vertriebs- und Service-Tochter des Konzerns, die Bull GmbH, seit 50 Jahren in Köln ansässig. Auch die meisten deutschen Kunden von Bull sind in NRW beheimatet. „Deutschland mit einem Umsatz von knapp 60 Millionen Euro sowie Spanien sind außerhalb des Heimatlandes Frankreich die wichtigsten Tochtergesellschaften des Computerkonzerns“, sagen die deutschen Bull-Geschäftsführer Michael Gerhards und Michael Heinrichs. Weltweit steigerte der Konzern den Umsatz im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 500 Millionen Euro auf den Heimatmarkt Frankreich.

Der französische Staat, über Jahrzehnte Mehrheitsaktionär des Unternehmens, hatte Bull zur Lösung einer Finanzkrise letztmalig im Jahr 2002 subventioniert und inzwischen alle Anteile abgegeben. Mehrere große Bull-Kunden - auch aus Deutschland - wurden damals Anteilseigner von Bull und sind es teilweise bis heute. Dieser Vertrauensbeweis habe damals entscheidend zur Rekapitalisierung des Unternehmens beigetragen, sagt Gerhards.

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Klassische Kunden von Bull sind öffentliche Verwaltungen und Industrie-Unternehmen, die Finanz- und die Telekommunikationsbranche sowie der Handel. Vor einigen Jahren hat sich Bull entschieden, mit „High-Performance Computing“ (HPC) ein neues Marktfeld zu betreten. Seitdem ist Bull auch mit Hochleistungsrechnern aktiv, die für aufwändige Computersimulationen an Universitäten und in der Industrie benötigt werden. Die Computersimulation ist für viele Bereiche wie Luftfahrttechnik, Energie, Klimaforschung, Biowissenschaften, Finanzdienstleistungen, Sport oder Videospiele unentbehrlich geworden. In Singapur wird ein Hochleistungscomputer von Bull zur Früherkennung und Vorhersage von Tsunamis eingesetzt. HPC trägt dazu bei, Produktentwicklungskosten zu senken und zuverlässige Produkte mit geringerem Energieverbrauch schneller auf den Markt zu bringen. Bull setzt dabei offene Technologie-Standards ein, die nicht an einen einzelnen Hersteller gebunden sind. Kunden können damit bestehende Hochleistungssysteme flexibel nutzen und erweitern.

Einen ersten großen HPC-Auftrag erhielt die deutsche Bull 2006 von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. 2008 erhielt Bull den Auftrag, als Gesamtverantwortlicher dem Forschungszentrum Jülich einen Supercomputer zu liefern. Das Ende Mai gestartete System erhöht die verfügbare Rechenleistung um das 50fache. Dies erleichtert Computersimulationen etwa beim Energiemanagement, in der Materialentwicklung oder bei der Klimaforschung. Das Forschungszentrum Jülich investiert dafür einen zweistelligen Millionen-Betrag. „Noch vor wenigen Jahren hätte ein Zehntel der Rechnerleistung das Doppelte gekostet“, sagt Bull-Geschäftsführer Gerhards.

Anfang 2009 bestellte Jülich einen weiteren Supercomputer für Simulationen im Rahmen des Fusionsprojekts der EU. Es verbindet die wichtigsten Forschungslabore aus den Bereichen Kernfusion und Hochenergiephysik. Hierbei soll die Kernfusionsforschung forciert werden, um angesichts schwindender fossiler Brennstoffe den Weg für eine andere Art der Energieversorgung zu ebnen. Erst vor wenigen Wochen hat die Uni Köln bei Bull einen Supercomputer geordert, der nach dem aktuellen Stand unter den ersten 20 der stärksten Supercomputer weltweit rangieren wird.

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