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Darwins LebenFünf populäre Irrtümer

Lesezeit 3 Minuten

Irrtum Nr. 1: Darwins „Heureka“ Die Arten sind nicht konstant. Der Legende nach fiel Darwin diese Erkenntnis wie Schuppen von den Augen, als er 1835 im Alter von 26 Jahren auf den Galapagosinseln 13 verschiedene Finkenarten sah, die sich mit ihren Schnäbeln an das jeweilige Nahrungsangebot angepasst hatten. Doch so einen „Heureka“-Moment hat es nie gegeben. Richtig ist, dass Darwin von seiner fünfjährigen Weltreise mit der HMS Beagle unter anderem 32 Bälge der heute sogenannten „Darwinfinken“ mitbrachte. Doch nur einige von ihnen identifizierte er selber als Finken. Erst nach seiner Rückkehr ordnete der Londoner Ornithologe John Gould sie als verschiedene Arten einer Gattung zu.

Irrtum Nr. 2: Darwin fürchtete sich Es heißt, Darwin habe sich nicht getraut, seine „gottlosen“ Ideen zur Evolution des Lebens zu veröffentlichen. Tatsächlich gingen von seinen ersten Notizen bis zum „Ursprung der Arten“ (1859) mehr als 20 Jahre ins Land. Doch das hatte, so der britische Wissenschaftshistoriker John van Wyhe, einen ganz banalen Grund: Darwin hatte viel zu tun. Allein von 1939 bis 1849 schrieb er zehn Bücher. Darwin war oft krank – ein gewissenhafter Forscher, der sich allenfalls sorgte, dass er seine Theorie nicht gründlich genug durchdacht haben könnte.

Irrtum Nr. 3: Einsam und verschroben Zwar hat Darwin, seit er 1836 von seiner Weltreise zurückkehrte, England nicht mehr verlassen. Aber er pflegte enge Kontakte zu Freunden und Kollegen. Sein Kor¬respondentennetz¬werk umspannte die ganze Welt, man kennt von Darwin über 14 000 Briefe. 1877 gab er fast 54 Pfund für Porto und Briefpapier aus – etwa das Jahresgehalt eines Butlers.

Irrtum Nr. 4: Erbitterter Widerstand Darwin hatte Gegner, doch die Zeitgenossen steckten nicht mehr im naiven Kinderglauben fest. Die Evolutionstheorie sei „nicht nur als schockierend, beleidigend oder bedrohlich empfunden“ worden, schreibt Biografin Julia Voss: „Weite Teile der Öffentlichkeit machten sich einen Spaß daraus, immer absurdere Konsequenzen auszumalen, man lachte und scherzte darüber.“ Darwin, schon zu Lebzeiten ein Star, bekam 1882 ein Staatsbegräbnis neben Isaac Newton in Westminster Abbey.

Irrtum Nr. 5: Widerruf auf dem Totenbett Angeblich kehrte Darwin auf dem Sterbebett zum Glauben an den Schöpfergott zurück – eine fromme Legende. Sie geht auf „Lady Hope“ (1842–1922) zurück, eine britische Evangelistin, die später behauptete, sie habe ihn kurz vor seinem Tod 1882 besucht. Dem widersprach die Familie energisch. „Ich war an seinem Totenbett“, so Darwins Tochter Henrietta: „Lady Hope war weder während seiner letzten noch bei einer sonstigen Krankheit anwe¬send. Mein Vater hat nie eine wissenschaft¬liche Ansicht widerrufen.“

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