Das kölsche Marathon-Abc

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Das Becherrennen: Die letzten Läufer waten an einem der Verpflegungsstände, hier auf der Bonner Straße, durch ein Meer von Plastikbechern.

Das Becherrennen: Die letzten Läufer waten an einem der Verpflegungsstände, hier auf der Bonner Straße, durch ein Meer von Plastikbechern.

Ahl Schluffe: Alte Laufschuhe, die sich im Laufe der Jahre in Kellern und Schuhschränken angesammelt haben und auf der Marathon-Messe beim Deutschen Roten Kreuz abgegeben werden können. Der Lohn: Freie Fahrt zur Messe mit den KVB und ein Einkaufsgutschein über zehn Euro.

Bananen: Angeblich werden pro Rennen 24 000 davon verputzt. Dazu 20 000 Liter Wasser und - im Ziel - 15 000 Liter Kölsch.

Championchip: Ein gelber Plastikchip am Schnürsenkel sorgt für die Zeitmessung. Erfassungsmatten an Start, Ziel und unterwegs registrieren jeden Teilnehmer. Wie an der Supermarktkasse.

Drängler: Ziemlich unbeliebte Läuferspezies, die 500 Meter nach dem Start auf der Deutzer Brücke schon nervös werden, weil sie ihr festgelegtes Durchschnittstempo noch nicht laufen können. Werden spätestens bei Kilometer 35 wieder eingeholt.

Erich Tomzig: Vater des Köln-Marathon, im August 2002 mit 61 Jahren gestorben. Rund 300 Marathonläufe hat er absolviert, es auf 164 000 Lauf-Kilometer gebracht. Der Panoramalauf über vier oder sechs Kilometer am Marathon-Samstag ist nach ihm benannt. Da kann jeder mitlaufen, der Start ist um 9.30 Uhr am Tanzbrunnen.

Frauen: Leider immer noch in der Minderheit. Nur jeder fünfte Startplatz wird von Läuferinnen gebucht. Beim Halbmarathon sieht's schon ein bisschen besser aus.

Ganz Köln läuft: Das neue Motto des Köln-Marathon, der sich trotz zunehmender Konkurrenz im Markt behauptet. 1997 gab es bundesweit 71 Wettbewerbe, mittlerweile sind es 151. Die Zahl der Starter stagniert. Bundesweit sind es rund 120 000, die wenigsten laufen mehr als zwei Rennen pro Jahr. Und allein Berlin zieht im Herbst mehr als 30 000 Marathonis an.

Halbmarathon: Ganz neu und was für Frühaufsteher. Der Startschuss fällt um 9 Uhr und die mehr als 6000, die sich angemeldet haben, können später frisch geduscht am Straßenrand stehen und zuschauen, wie sich die Marathonläufer über die Strecke quälen.

Inline-Skater: Starten in Köln grundsätzlich bei Regen, müssen mit Kurven, Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen kämpfen und träumen jedes Jahr davon, einmal so eine schöne Strecke wie in Berlin fahren zu können.

Jubilare: 316 Läufer und 68 Inliner zählen zu den „Stammkunden“.

Sie haben kein Rennen ausgelassen und bekommen zur Belohnung diesmal eine goldene Startnummer.

Kopfsteinpflaster: Besonders beliebt auf den letzten Kilometern. Deshalb wurde die Burgmauer am Dom (Kilometer 40) nach vielen Protesten ganz schnell wieder aus dem Kurs gestrichen.

Lumpensammler: Meistens ein Bus der KVB, der hinter dem Feld herrollt und alles einsammelt, was nicht mehr und nur noch im Kriechtempo von der Stelle kommt.

Mann mit dem Hammer: Soll grundsätzlich bei Kilometer 30 stehen und ganz fürchterlich zuschlagen. Das wäre in Köln auf der Inneren Kanalstraße zwischen der Niehler Straße und der Zoobrücke. Ist aber noch nie gesichtet worden.

Niederlagen: Gibt's so gut wie gar nicht. Mehr als 95 Prozent aller Starter, die sich auf die 42,195 Kilometer lange Strecke wagen, kommen auch im Ziel an. Auch wenn die letzten fast sechs Stunden unterwegs sind.

Orden: Pardon, Medaillen. Werden jedem Finisher - das sind alle die, die das Ziel erreicht haben - von fleißigen Helfern um den Hals gehängt. Jedes Jahr gibt's eine andere. Urkunden leider nicht mehr. Die muss man sich seit ein paar Jahren selbst aus dem Computer ausdrucken. Schade.

Pasta-Party: Kollektives Nudelessen in den Rheinparkhallen am Samstag von 13 bis 20 Uhr. Weniger wegen der Kohlenhydrate als zur Beruhigung. Ohne Nudeln könnte was fehlen.

Quäl dich, du Sau. Nur einer von vielen Sprüchen, mit denen die Zuschauer am Streckenrand die Läufer motivieren. Ganz oben in der Beliebtheitsskala stehen noch: „Hopp, hopp, hopp“ - wenn gar nichts mehr geht. „Ist nicht mehr weit“ - bei Kilometer zwei und „Da unten ist die U-Bahn“ - am Ebertplatz bei Kilometer 32.

Rekorde: James Rotich aus Kenia hält mit 2:10:22 Stunden den Streckenrekord bei den Männern, aufgestellt im Jahr 2004. Zum Vergleich: Der Weltrekord steht bei 2:04:55 Stunden, gelaufen 2003 vom Kenianer Paul Tergat in Berlin. Bei den Frauen stehen seit der Premiere im Oktober 1997 die 2:27:27 Stunden von Angela Kanana (Kenia) zu Buche. Und ihr legendärer Satz, als man ihr einen Ford Mondeo als Hauptpreis übergab: „Was soll ich mit einem Auto? Gebt mir lieber einen Traktor.“

Schulmarathon: Staffellauf der Schulen. Jede Staffel besteht aus sechs Kindern plus einem Reserveläufer. Sie tragen ein Tasuki, das ist ein gelbes Band, das von Läufer zu Läufer weitergereicht werden muss. Diese Idee kommt aus Japan. Dies

mal sind 320 Schulen dabei. Und das trotz Herbstferien.

Trampler: Unnachahmlicher Laufstil, der auf 42 Kilometern ganz schön einsam machen kann, weil er von Mitläufern auf Dauer einfach nicht auszuhalten ist.

Unersättliche: 23 werden am Sonntag alle drei Wettbewerbe nacheinander abreißen: 21 Kilometer laufen, 42 Kilometer skaten und dann nochmal 42 Kilometer laufen. 105 Kilometer Köln. Wer's braucht.

Vorbereitung: Egal, wie viele Kilometer man im Training abgerissen hat. Am Start stöhnen alle. Es zwickt, es zieht, alles tut weh. Und alle sind einfach nur schlecht drauf. Bis der Startschuss fällt. Dann geht's zur Sache und plötzlich sind alle fit und gesund.

Walker: Allen Unkenrufen zum Trotz, Walker und Läufer seien sich spinnefeind: Mehr als 1200 Walker werden am Samstag den Kölsch-Walk mit Start und Ziel am Tanzbrunnen in Angriff nehmen. Sie sind zum zweiten Mal dabei.

X-Beine: Laufen auch mit - hundertfach. Wie überhaupt die wundersamsten Laufstile zu bestaunen sind. Nur ein Rückwärtsläufer wurde bisher nicht gesichtet. Obwohl es da auch schon einzelne Wettbewerbe geben soll. Nur nicht über 42 Kilometer.

Yippie: Vereinzelt zu hörender Ausruf der Freude nach der Ankunft im Ziel, bevor man den Liebsten erschöpft in die Arme sinkt.

Ziel: Früher am Dom, seit drei Jahren in Deutz, was viele schade finden, aber von einer klaren Mehrheit bei einer Abstimmung im Internet so gewollt wurde. Am Dom geht's aber trotzdem immer vorbei, in diesem Jahr sogar begleitet mit Orgelmusik.

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